Mobilität in Starnberg:Ärger um verlegte Bushaltestellen

Starnberg Söcking, Bushaltestelle - Änderung

Hält der Bus, steht der Verkehr: An der Andechser Straße in Söcking wurde durch Verlegung der Haltestellen eine weitere Engstelle geschaffen.

(Foto: Georgine Treybal)

Die Stadt hat die Stationen in Söcking gegen die Empfehlung der Polizei um 30 Meter verschoben. Die Schulkinder stehen nun auf dem schmalen Gehweg

Von Peter Haacke, Starnberg

Auf der Ortsverbindung zwischen Starnberg und Söcking tut sich was: Die Stadtverwaltung baut die viel befahrene Strecke stückchenweise um - und hemmt damit merklich den Verkehrsfluss auf dieser viel befahrenen Strecke. Querungsinseln, Hol- und Bringzonen, verbreiterte Gehwege und ein neuer Schulbushalt entstanden. Zuletzt wurden auch die beiden Haltestellen "Söcking Mitte" verlegt. Doch die Neuerungen kommen nicht bei allen gut an: Anwohnerin Gabi Zimmermann, die seit vergangener Woche den Bushalt nun direkt vor ihrer Haustür hat, ist alles andere als einverstanden damit. Und auch die Polizei hegt mittlerweile Zweifel daran, ob die Planung der Stadt tatsächlich so umgesetzt ist, wie sie zuvor besprochen war.

Innerstädtische Verkehrsangelegenheiten sind in Starnberg Chefsache. Bürgermeisterin Eva John setzt dabei auf ein weit gefächertes Instrumentarium, um ihre Vorstellungen zu realisieren: Straßenmarkierungen, Beschilderungen und künstlich verengte Straßen sollen zur Verlangsamung des Verkehrs und somit zu mehr Sicherheit für schwächere Teilnehmer führen. Mit Abstufung der ehemaligen Kreisstraße von Starnberg nach Söcking zur Ortsstraße wurden zuletzt auch die Bushaltestellen "Söcking Mitte" und "Grundschule Kempterstraße" neu positioniert: Hält der Bus, steht der gesamte Verkehr. Doch zunehmend geraten die Verlegungen auch in sozialen Netzwerken in die Kritik: Die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen wird bezweifelt, zumal betroffene Anwohner nicht befragt wurden.

Gabi Zimmermann jedenfalls staunte nicht schlecht, als in der Vorwoche direkt vor ihrer Haustür an der Andechser Straße quasi auf der Bergkuppe der Bushalt der Linien 950, 951 und 903 installiert wurde, der sich bis dahin an einer sicheren Bushaltebucht fand. Ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung, so berichtet Zimmermann, habe ihr verraten, dass die Verlegung um 30 Meter auf Bitte eines bislang unbekannten Anwohners erfolgt sei. Doch Zimmermann ist dagegen: Der neue Bushalt Richtung Starnberg befindet sich nun zwischen Garagen- und Tiefgaragenausfahrten. Zudem ist der Gehweg nur 1,20 Meter breit - ein absehbares Problem vor allem im Winter. Die Aufstellfläche für Fußgänger direkt an der Fahrbahn sei viel zu schmal. Insbesondere Schulkinder, die nun mal zuweilen toben, seien gefährdeter als zuvor. In einem Schreiben an alle 30 Stadträte und das Landratsamt bittet sie daher um eine rechtliche Prüfung der verkehrsrechtlichen Anordnung der Stadt.

Auch die Polizei ist nicht glücklich mit der Verlegung der Bushaltestelle. "Der Bereich ist problematisch", sagt Verkehrsexperte Oliver Jauch. Er hat sich gegen die Planung der Stadt ausgesprochen, "weil das einfach viel zu eng ist. Die Kinder stehen jetzt auf dem engen Gehweg." Die ursprüngliche Planung der Stadt hatte er "sehr deutlich abgelehnt", einem Kompromiss nur mit Bauchgrimmen zugestimmt, denn die Sichtbeziehungen von Andechser Straße, Luitpold- und Carolinenstraße sind ohnehin schwierig. Nun aber hegt Jauch den Verdacht, dass die Stadt den ursprünglich abgelehnten Plan realisiert hat: "Wo sich der Bushalt jetzt befindet, war er definitiv nicht mit uns abgesprochen, ich find's dreist." Er vermutet als Grund für die Verlegung den "Wunsch eines Anliegers, der schlecht aus der Garage kommt". Verwunderung löste die städtische Aktion auch im Landratsamt und beim Staatlichen Bauamt aus. Doch beide Behörden haben seit Abstufung der Andechser Straße kein Mitspracherecht mehr; die Verantwortung liegt allein bei der Stadt.

Sarah Buckel, Pressesprecherin der Stadt, erklärt dagegen: "Die Sichtbeziehungen auf der Strecke sind einwandfrei" - auch im Kreuzungsbereich. Polizei und Landratsamt hätten den Verlegungen zugestimmt, zumal die Bushaltestellen im Rahmen einer routinemäßigen Überprüfung "als besonders mängelbehaftet aufgefallen" seien. Sie nennt in diesem Zusammenhang fehlende Aufstellflächen oder eine "ungeeignete Bordsteinkante". Die oft ohnehin zugeparkte Busbucht - angeblich in Privatbesitz - sei zu schmal und zu kurz. Zudem stehe die Verlegung auch in Zusammenhang mit einer weiteren Umgestaltung des Straßenraums: Die kleine Kirche St. Stephan, deren maroder Dachstuhl für mindestens eine Million Euro saniert werden muss, soll laut Stadtverwaltung einen barrierefreien Zugang erhalten. Die einstige Busbucht aber biete nun "legal Parkmöglichkeiten für maximal vier Fahrzeuge", was "sehr gut für die Erreichbarkeit der angrenzenden Geschäfte geeignet" sei. Verkehrsexperte Jauch: "Da gibt es keinen Parkplatzmangel."

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