Der entspannteste Heiligabend ever! Darauf freut sich der Kollege schon seit Wochen, nachdem die Verwandtschaft abgesagt hat. Keine großen Menüs vorbereiten, keine Gästebetten herrichten. Und auch keine Geschenke mehr auf den letzten Drücker besorgen. Stattdessen gemütlich nur mit der eigenen Familie und den Schwiegereltern am Weihnachtsbaum sitzen. Zwei Haushalte. Essen, trinken, fröhlich sein. Kein Stress.
Doch jetzt ist alles anders. Denn mit der Ausgangssperre hatte er nicht gerechnet. Die Schwiegereltern müssen um 21 Uhr zuhause sein, also spätestens um halb neun ins Auto steigen und losfahren, um keinesfalls in eine Polizeikontrolle und in Erklärungsnot zu geraten. An eine Übernachtung sei nicht zu denken, so der Kollege. Wer über 80 sei und nur eine halbe Stunde zum eigenen Bett habe, nehme kein fremdes. Erst recht nicht an Weihnachten. Er plant den Tag nun neu.
Sein Plan: In einen halben Heiligabend das komplette Programm packen. Treffen also um 16 Uhr, dann Bescherung. Fondue? Dauert viel zu lange. Raclette geht auch nicht, gegessen werden muss abends flott. Vielleicht einen leichten Fisch - dann könne er auch schneller die Nachspeise auftischen. Und wenn's doch zu knapp wird, dann kann er sie in der Tupperbox mitgeben. Deshalb macht er jetzt auch nicht das neue Rezept mit den vielen Schichten, sondern allenfalls eine Schoko-Mousse. Für den Gottesdienst bleibt keine Zeit, allenfalls am Nachmittag. Doch da bekomme er die Schwiegereltern in keine Kirche - viel zu laut mit den ganzen kleinen Kindern. Vielleicht ein Online-Gottesdienst nach der Vorspeise?
Der Heiligabend im Schnelldurchlauf, er wird geprägt sein vom ständigen Blick auf die Uhr. Warum nicht schon um zehn Uhr morgens zum Sekt treffen? Nein, sagt er, der Plan steht.