Mitten in der Region:Ein Fest für die Tonne

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Was tun, wenn einem partout kein originelles Geschenk für seine Lieben einfällt? Am besten aufs Landratsamt hören

Glosse von THOMAS RADLMAIER

Immer wenn der November langsam zu Ende geht, taut ein heimeliges Gefühl die Eiskammer auf, in die sich die Seele das Jahr über verkrochen hat: Man kuschelt sich mit dem Partner unter eine Decke, während in der Glotze zum 3000. Mal "Tatsächlich Liebe" läuft und draußen der Schnee die Straßen in für Zweibeiner gefährliche Rutschbahnen verwandelt. Man trinkt genüsslich Bio-Glühwein, obwohl man dieses Höllengesöff eigentlich abgrundtief verachtet. Und auch der sonst so stressige Alltag fühlt sich auf einmal schön gemütlich an. Miesepetrige Stimmungen sind wie weggeblasen. Bald ist ja Weihnachten, das Fest der Liebe. Hach, alles ist gut. . .und dann stellt sich alle Jahre wieder die Frage: Was schenkt man eigentlich zu Weihnachten? Ja, was eigentlich?

Auf der Suche nach einer Antwort können die Besten zerbrechen. Die Finger tippen diese Wörter in die Tastatur: Geschenk, Freundin, Weihnachten. Die Maus scrollt von oben nach unten über den Bildschirm. Die Klassiker tauchen vor dem Auge auf: Dinner in the dark, Floating, Alpakawanderung. Alles schon geschenkt, alles gemacht. Alles eher unoriginell. Nichts dabei. Und mit jedem Tag, den es auf Weihachten zugeht, nimmt die Panik zu. Da ist er, der furchtbare Weihnachtsstress.

Doch zum Glück gibt es Landratsämter. Die Behörde in Dachau zum Beispiel weiß um die Nöte der Menschen. "Weihnachten - nachhaltig feiern mit der Familie", so beginnt eine Pressemitteilung der dortigen Kommunalen Abfallwirtschaft. Diese weist daraufhin, dass Weihnachten ein Fest für die Tonne ist. "Zur Weihnachtszeit fallen im Landkreis Dachau circa 85 Tonnen mehr Restmüll an", steht da. Denn Geschenke machen vor allem viel Müll. Vor allem diese, die ungewollt sind und zudem in fünf Schichten Geschenkpapier eingepackt sind. Ein Tipp des dortigen Landratsamtes, der sich bestimmt auch in den hiesigen Kreis übertragen lässt: "Führen Sie Wunschzettel ein. Wunschzettel stellen sicher, dass nur das geschenkt wird, worüber sich der Beschenkte wirklich freut." Den Umweltgedanken vorschieben, um sich nicht selbst ein Weihnachtsgeschenk überlegen zu müssen. Genial!

© SZ vom 30.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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