Markus Grasl:Kein Schneeräumkonzept

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Markus Grasl ist seit einem Jahr Kommandant der Starnberger Feuerwehr. Er beklagt einen historisch niedrigen Personalstand und fordert deshalb seit Monaten einen neuen Feuerwehrbedarfsplan für ganz Starnberg. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Einsatzbereitschaft geht für Feuerwehrkommandanten vor

Interview von ARMIN Greune, Starnberg

Am Dienstag hat die Stadtverwaltung die Freiwilligen Feuerwehren Starnberg und Percha angefordert, um die Schneelast von Starnberger Hallendächern zu räumen. Weil die Feuerwehren sich dazu außer Stande sahen, sperrte die Stadt acht Hallen. Im Interview erläutert Starnbergs Feuerwehrkommandant Markus Grasl die Gründe, warum die Feuerwehr in diesem Fall nicht helfen konnte.

SZ: Gehört übermäßiger Schneefall nicht zu den Extremsituationen, in denen die Feuerwehr eingreifen muss?

Markus Grasl: Nein, das ist keine Pflichtaufgabe von Feuerwehr oder Technischem Hilfswerk, wie das Bayerische Innenministerium schon 2011 festgestellt hat. Grundsätzlich müssen die Eigentümer der Gebäude für deren Verkehrssicherheit sorgen.

Aber als freiwillige Leistung wäre eine Hilfe beim Schneeräumen möglich?

Ja, wenn dabei die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr gewährleistet bliebe. Wir haben aber in Starnberg ein Problem mit dem Grundschutz: Wenn für einen Brand in der Ortsmitte ein Löschzug angefordert wird, müssen die vier Feuerwehren Starnberg, Leutstetten, Söcking und Pöcking ausrücken, damit die nötigen 22 Mann und acht Atemschutzträger zusammenkommen. Bei ihren Pflichtaufgaben lässt sich die Feuerwehr eben nicht ersetzen.

Aber gehören nicht technische Hilfeleistungen bei Unglücksfällen auch zu deren Aufgabenbereich?

Nur wenn durch ein unvermittelt eintretendes Ereignis erhebliche Schäden oder Gefahren abzuwenden wären. Ein akuter Notstand ist aber bisher nicht eingetreten, Schneefall gehört vielmehr zu den regelmäßigen Ereignissen, denen mit planmäßigen Maßnahmen begegnet werden kann. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung hat im Sommer 2017 in einem 40-seitigen Dokument die Kommunen aufgefordert, ein vorsorgliches Schneeräumkonzept für Dachflächen zu erstellen. In Starnberg aber wurde dies offenbar versäumt.

Wer könnte denn außer der Feuerwehr die Dächer vom Schnee befreien?

Da gibt es diverse Dachdecker und Zimmerer. Die Firma Fersch in Percha etwa hat sich eine 42 Meter hohe Hubarbeitsbühne gekauft, die dafür eingesetzt werden könnte. Wenn eine Gefahr auch durch ein privates Unternehmen beseitigt werden kann, darf die Feuerwehr auch nicht freiwillig tätig werden und in Konkurrenz zu gewerblichen Anbietern von Leistungen treten. Eine Ausnahme stellen da nur öffentliche Aufgaben oder Liegenschaften dar - aber auch dann müsste die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr sichergestellt sein.

© SZ vom 10.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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