Leserbriefe:Warum keine Impfpflicht?

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Zu "Ungeimpfte Pfleger stecken Altenheimbewohner an" vom 29. September:

Lange vermutet, jetzt ist der Nachweis erbracht. Es lag ja bereits auf der Hand, als 2020 Angehörige in der Corona-Hochzeit ihre Verwandten in Pflegeheimen nicht besuchen durften und dennoch Covid-19-Fälle in Heimen auftraten. Wer ging denn da aus und ein? Die Pfleger und das Personal, die keiner Impfpflicht unterliegen.

Kita-Angestellte, Lehrer, Angestellte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen und viele andere arbeiten eben nicht in einem Steinbruch, sondern in physischer und psychischer Nähe zu ihren Schutzbefohlenen. Warum gibt es in Pandemien keine Impfpflicht für diese Berufsgruppen? Eine Impfpflicht gegen Masern für Kinder und Mitarbeiter im Kindergartenbereich existiert bereits. Warum üben die Gesellschafter der Pflegeheime keinen Druck auf ihre Angestellten aus, sich impfen zu lassen? Die Ansteckungsquote bei Durchgeimpften liegt bei nur drei Prozent - also zu vernachlässigen auf dem Weg zur Herdenimmunität. Ein kleiner Hinweis: Die Fluggesellschaft United Airlines hat 600 impfunwilligen Mitarbeitern gekündigt.

Offensichtlich führen nicht vorhandene Kompetenz und mangelnde Sorgfaltspflicht von Pflegeheimleitungen und Betreibern zu schweren Covid-19-Verläufen bei zu Pflegenden und Senioren, deren Tod auch billigend in Kauf genommen wird. Elmar Glaser, Starnberg

Grobe Fahrlässigkeit

Ungeimpfte Pfleger: Diese Tatsache ist unerträglich und nicht hinnehmbar. Für die Pflegekräfte selbst besteht Infektionsgefahr und für die Gemeinschaft das Risiko der Ansteckung, vornehmlich bei den anvertrauten Pflegebedürftigen. Warum wird diese grobe Fahrlässigkeit offensichtlich toleriert? Ist die Entscheidung, besser eine ungeimpfte Kraft im Einsatz als keine, zulässig? Da wurden mit Riesenaufwand vorrangig die über 80-Jährigen und damit viele Pflegebedürftige geimpft. Deren Verwandte und Freunde mussten über Monate hinweg Heimbesuche unterlassen und sich rigiden Besuchsregelungen unterwerfen. Aber ausgerechnet die täglich im Einsatz befindlichen Pflegekräfte unterliegen keiner Corona-Kontrolle. Auch eine Selbstkontrolle, die dem selbst gewählten Beruf erwartbar entspräche, ist offensichtlich nicht angesagt. Alle Bemühungen gegen Corona wurden damit durch Kontakt ungeimpfter Pflegekräfte ad absurdum geführt.

Warum keine Tests, wenn schon keine Impfungen? Wenn Krankenkassen bei der Kostenerstattung kneifen, warum übernimmt diese dann nicht der Arbeitgeber, die Caritas? Derzeit scheinen die wirtschaftlichen Gründe die ethischen zu dominieren. Da läuft doch etwas schief - beim Arbeit- und beim Gesetzgeber.

Ja, es stimmt: (Passiv-)Impfungen bieten keinen hundertprozentigen Schutz, weil der menschliche Körper nur angeregt wird, selbst Antikörper zu entwickeln. Das dauert unterschiedlich lange und führt zu unterschiedlichem Immunisierungsgrad. Bei jeder Blutuntersuchung kann der Arzt aber die Überprüfung der Immunisierung veranlassen und dann gezielt über eine Auffrischungsimpfung befinden. Klar ist: Jede Immunisierung ist im Normalfall besser als keine! Sie schützt den Geimpften und die Gemeinschaft vor weiterer Verbreitung. Sofern gesetzlich nicht geregelt, ist Impfung eine freie persönliche Entscheidung, bleibt gleichzeitig aber eine Verpflichtung zum Wohl der Gesellschaft. Eric Heuscher, Krailling

© SZ vom 02.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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