Landratsamt Starnberg:Kreisbauamt ertrinkt in Antragsflut

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Der Rückstau bei der Bearbeitung von Bauanträgen ist so groß, dass die Behörde nachmittags für Besucher schließt. Die Beamten wollen ungestört arbeiten.

Von Michael Berzl, Starnberg

Zwei Mobiltoiletten und ein paar Kunststoffrohre, eine große Kiesfläche und drumherum ein Metallzaun: So sieht es derzeit auf einem Grundstück in Gauting aus, auf dem das Bayerische Rote Kreuz (BRK) ein neues Seniorenheim bauen will. Hier tut sich nichts mehr und das schon seit vielen Wochen. Eigentlich sollte auf dem Grundstück neben der Lidl-Filiale an der Starnberger Straße schon lange eine großer Baugrube klaffen, Bagger und Kräne sollten am Werk sein. Was fehlt, ist aber immer noch die Genehmigung des Landratsamt in Starnberg. "Darauf warten wir schon lange, sehr, sehr lange", sagte Kreisgeschäftsführer Jan Lang bei einem Ortstermin. Und er ist nicht der einzige, der schon sehr lang wartet. So wie ihm geht es vielen Bauherren; einzelne warten schon bis zu einem Jahr. Der Grund: Das Kreisbauamt kommt mit der Arbeit nicht mehr nach, dort stapeln sich die Anträge. "Seit Jahren schieben wir eine Welle vor uns her", sagt Kreisbaumeister Christian Kühnel. Diesen "Missstand" wolle er nun beheben. Seine Mitarbeiter sollen mehr Zeit bekommen, um sich ungestört den bereits vorliegenden Anträgen widmen zu können. Dazu ist das Kreisbauamt in den letzten beiden November-Wochen nachmittags geschlossen.

"Wir schotten uns ein wenig ab von den Bürgern, um für die Bürger da zu sein." So beschreibt Kühnel seine Strategie, um die Antragsflut zu bewältigen. Eine genaue Zahl kann er nicht nennen, aber es seien sicherlich mehr als 100 Anträge, die noch zu bearbeiten seien. Manche davon seien schon Anfang dieses Jahres eingegangen, manche stammten sogar noch aus dem vergangenen Jahr. Entsprechend verärgert dürften die Bauwerber sein, die ihre Zeitplanung drastisch nach hinten korrigieren müssen, die erst viel später loslegen können, als sie vorgesehen hatten. "Für die Bauherren ist das problematisch", weiß Kreisbaumeister Kühnel, "für uns aber auch". Er spricht von einer "Stressphase" in seinem Amt, die es so noch nie gegeben habe.

Einer der Gründe für den Stau liegt schon einige Jahre zurück. Als der Landkreis 2015 vor der Aufgabe stand, innerhalb kurzer Zeit ausreichend Wohnraum für Hunderte Flüchtlinge zu schaffen, waren die Mitarbeiter im Bauamt vor allem mit dem Thema Asyl beschäftig. Sie mussten zum Beispiel geeignete Grundstücke für Containeranlagen finden und Baurecht dafür schaffen. Andere Aufgaben blieben währenddessen erst mal unerledigt. Und das wirkt sich bis heute aus. Dazu kam auch noch ein ungewöhnlich häufiger Wechsel beim Personal in den vergangenen Jahren. Neue Fachleute mussten gefunden und eingearbeitet werden. Auch das hat Zeit gekostet. Erst im Januar ist die Abteilung mit etwa 30 Beschäftigten vom Vorzimmer bis zu den Baukontrolleuren voraussichtlich wieder vollständig.

Nun sucht man im Landratsamt nach verschiedenen Möglichkeiten, den Rückstand wieder aufzuholen. "Wir wollen endlich wieder just in time arbeiten", erklärt Kreisbaumeister Kühnel. Überstunden allein reichen jedenfalls nicht mehr aus. Nach seinen Worten sind Kollegen manchmal jetzt schon am Wochenende im Büro statt zuhause. Die Nachmittagsschließung vom 19. bis 30. November soll weiteren Freiraum schaffen. Dann bleibt die Zeit von 12 bis 17.30 Uhr, um etwas aufzuholen. In der Abteilung herrscht laut Kühnel Einverständnis, dass es nicht mehr anders geht. "Wir überlegen aber ständig weiter, was man noch unternehmen kann. Wir werden uns dagegen stemmen, dass wir wieder solche Rückstände haben", sagt er.

Eigentlich sollten hier schon die Bauarbeiten an einem neuen Seniorenzentrum begonnen haben. Doch das Rote Kreuz wartet noch auf die Genehmigung. (Foto: Georgine Treybal)

Das Rote Kreuz hatte einmal die Hoffnung, dass im Mai dieses Jahres eine Baugenehmigung für sein 22-Millionen-Projekt mit Pflegestation, betreutem Wohnen und Tagespflege vorliegt. Der Termin ist verstrichen. Die Fertigstellung war für das Jahr 2020 geplant. Ob das noch klappt, hängt auch vom Landratsamt ab.

© SZ vom 10.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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