Landkreis:Umsichtige Bauern

Lesezeit: 1 min

Ein Landwirt bringt auf seiner Wiese bei Perchting Gülle aus. (Foto: Georgine Treybal)

Die Landwirte düngen zumeist sparsam und senken so die Nitratwerte im Trinkwasser

Von Tabea Braun, Starnberg

Niedrige Nitratwerte im Trinkwasser sind nun schon seit 14 Jahren im Landkreis Starnberg zu Verzeichnen. Dies sei insbesondere der Verdienst der Landwirte, so Peter Zimmermann vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forst in Weilheimen (AELF). Mit gezielten Maßnahmen verringern sie die Bodenstickstoffwerte. Bundesweit überschreitet die Nitratkonzentration im Grundwasser jedoch an 28 Prozent der Messstellen den EU-Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter. Ursache ist wohl vor allem die übermäßige Ausfuhr von Düngemitteln auf den Feldern.

Im Landkreis wurde 2016 in den Wasserschutzgebieten der Wassergewinnung Vierseenland lediglich ein Wert von 23,3 Milligramm pro Liter gemessen. Und auch der zweite große Versorger in Landkreis, das Wasserwerk Starnberg, misst Werte zwischen 12,2 und 23,8 Milligramm. Damit liegen sie weit unter den gesetzlichen Grenzwerten. Eine Wasserschutzberatung für Bauern zeigt offenbar Wirkung. Bei der Ernte-Pressefahrt des Bayrischen Bauernverbands in Weßling stellte Zimmermann die Kooperation des AELF mit den Gemeinden Gilching, Inning, Andechs und der Wassergewinnung Vierseenland vor. Zu Projektbeginn 1995 gelang es, innerhalb von acht Jahren die Nitratwerte von 38,6 Milligramm pro Liter auf 24,1 zu senken. Mit kleineren Schwankungen konnten diese Werte seit 2003 gehalten werden. Da die Grenzwerte andernorts jedoch oft nicht eingehalten werden, verklagte die EU-Kommission die Bundesrepublik Ende 2016 vor dem Europäischen Gerichtshof.

Eine zu hohe Nitratbelastung des Trinkwassers gefährdet insbesondere Säuglinge. Denn gelangt die Stickstoff-Sauerstoffverbindung in den Körper, kann Nitrit entstehen. Dieses hemmt das Hämoglobin und somit den Sauerstofftransport. Außerdem steht Nitrit im Verdacht, indirekt Krebs zu erzeugen.

Ins Trinkwasser gelangt Nitrat wenn Pflanzen den Stickstoff aus organischen Düngemitteln wie Gülle und Mist oder Kunstdüngern nicht vollständig aufnehmen können und Regen es ins Grundwasser spült. Doch wehrt sich Zimmermann gegen eine pauschale Verurteilung der Bauern. Die Landwirte im Landkreis würden die Beratung gut annehmen. Ein gezielter Einsatz von Dünger soll eine Anlagerung verhindern. Bei flachgründigen Böden müssen öfters kleinere Mengen des Düngers verteilt werden. Den dann noch überschüssigen Stickstoff holen Landwirte mit dem Anbau von Zwischenfrüchten aus dem Boden.

Verpflichten sie sich, diese Standards einzuhalten, bietet die Kooperation freiwillige Bewirtschaftungsverträge an. Jährlich werden die Bodenstickstoffwerte auf den Äckern gemessen: Liegen sie unter 60 Kilogramm pro Hektar, erhalten Bauern Ausgleichszahlungen von bis zu 256 Euro pro Hektar und Jahr von den Wasserversorgern.

© SZ vom 01.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: