Kunst:Ausstellung mit Perspektive

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Im Tutzinger Ortsmuseum wird in einer Sonderausstellung Franz von Pocci gewürdigt. Die Exponate dokumentieren vor allem die humoristische Seite des Kasperl-Grafen: Der Maler, Komponist und Autor hat mehr als 3000 Karikaturen hinterlassen

Von Paula Rentzsch, Tutzing

Gruppenbild mit Krokodil: Graf von Pocci gab auch zur dreijährigen Brasilienreise des Naturforschers Carl Friedrich Philipp von Martius einen ironischen Kommentar ab. (Foto: Georgine Treybal)

Der perfekte Standort: Wenn man vor den Türen des Tutzinger Ortsmuseums steht und den Blick über den See schweifen lässt, sticht sofort das Pocci- Schloss am gegenüberliegenden Ufer ins Auge. Das passt natürlich zur aktuellen Ausstellung "Franz von Pocci und der Humor". Michael Köhler, Vorstand der Franz Graf von Pocci Gesellschaft, beschreibt die Chance, Poccis Werke vor dieser Kulisse auszustellen, als "echtes Highlight" seiner 18-jährigen Tätigkeit in der Gesellschaft.

Besonders bekannt ist Pocci heute für seine Puppenkomödien um den Kasperl Larifari. Der Künstler war hoher Beamter am königlichen Hofe. Er diente unter drei Königen: Ludwig I., Max II. und Ludwig II.. Von Köhler wird er als "sehr königstreu" und von der politischen und sozialen Einstellung her als konservativ beschrieben. Bis zu seinem Tod habe er am Hof "viele Intrigen ausgeglichen". Unter anderem "war er wesentlich am Rückkauf der Liebesbriefe von König Ludwig I. an Lola Montez beteiligt": "Eine heikle Angelegenheit", sagt Köhler und lacht.

Pocci hatte seine "karikaturistisch-satirischen Fähigkeiten nur im kleinen, privaten Raum spielen lassen". Zum Beispiel in den damals einzigen Münchner Herrengesellschaften, Altanglia und die Zwanglosen, letztere existiert noch heute. "Da taucht alles, was politisch, sozial, kulturell oder künstlerisch in München Bedeutung hat, auf", erklärt Köhler. Pocci war Illustrator der beiden Gesellschaften. Es gäbe wohl weit mehr als 1500 Karikaturen, sie seien aber "in aller Winde verstreut". Köhler zeigt sich stolz, dass sich mittlerweile auch einige Originale im Besitz der Pocci Gesellschaft befinden.

Köhler selbst ist am Ostufer in Ammerland aufgewachsen, dort hat er Nachfahren Poccis kennengelernt. Dies sei der Ursprung seiner Faszination, erklärt seine Frau Barbara Köhler. Sie hätten schon immer einige seiner Werke besessen, 2002 haben sie sich zur Gründung der Pocci Gesellschaft und der damit verbundenen Erweiterung ihrer Sammlung entschieden.

Franz von Pocci. (Foto: Georgine Treybal)

Die Ausstellung, die in den letzten Monaten in Benediktbeuern und bei den Opernfestspielen in Immling gezeigt wurde, soll noch bis zum 19. Januar 2020 im Tutzinger Ortsmuseum zu sehen sein. Franz Matheis, dritter Bürgermeister von Tutzing, freut sich sehr, "dass ein Teil der Exponate der Pocci Gesellschaft nun auch im kleinen aber feinen Ortsmuseum zu sehen sind". Dies ist dort bereits die 23. Sonderausstellung. Bei der Vernissage herrschte eine feierliche Stimmung, die musikalische Begleitung übernahm die Traubinger Blaskapelle. "Das ist ein Novum, das können wir so beibehalten", meinte der begeisterte Museumsbeauftragte Gernot Abendt. Er weiß: Pocci hat sich auch in Tutzing engagiert, so habe er wesentlich dazu beigetragen, dass die Gemeinde eine eigene Feuerwehr bekommen hat. Besonderen Dank spricht er Barbara Köhler aus, sie hat die Ausstellung für das Ortsmuseum zusammengestellt. Gezeigt werden Werke Poccis, aber auch Sekundärliteratur und Darstellungen des "Kasperlgrafen" anderer Künstler. Auch Puppen des Marionettentheaters Starnberg sind darunter, das immer wieder Stücke Poccis spielt.

© SZ vom 17.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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