Kunst:Abstraktes in zarten Farben

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Erst spät hat Wolfdieter Fritz seine Leidenschaft für die Malerei wiederentdeckt. Der 82-Jährige ist inspiriert vom französischen Impressionismus und vom deutschen Expressionismus - nun ist eine Ausstellung seiner Werke erstmals in Starnberg zu sehen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Rot. Ein tiefes, leuchtendes Rot. Das ist die Lieblingsfarbe von Wolfdieter Fritz. Manchmal ist es hell mit zarten Übergängen ins Beige oder Hellgelb. Dann wieder, wenn es durch schwarze Konturen begrenzt wird, sind die Bilder voller Dynamik. Der Stil des Künstlers ist nur schwer einzuordnen. Auf den ersten Blick wirken seine Werke wie naive Kunst. Bei näherer Betrachtung aber tragen sie expressionistische Züge und die Motive sind abstrakt verfremdet. Allerdings sind die Tiermotive von Fritz - im Unterschied zum "Blauen Pferd" von Franz Marc - rot. Immer jedoch sind die Bilder des Künstlers in fröhlichen, freundlichen Farben gehalten. "Ich habe eine Aversion gegen braune und düstere Farben", verriet er bei der Ausstellungseröffnung am Samstag in der "Indi Herbst Galery" in Starnberg. Es ist die erste Ausstellung des Künstlers.

Wolfdieter Fritz ist Autodidakt. Zwar wurde der Jurist beeinflusst von seinem Vater, dem Akademiemaler Hannes Fritz aus München, der Hofmaler eines indischen Maharadschas war. Doch angeleitet habe ihn sein Vater nie, sagt Fritz. Sie seien lediglich im Heimatort Seeshaupt zusammen mit ihren Staffeleien in die Natur gegangen. Dort habe jeder für sich allein gemalt. Beeinflusst wurde er vom französischen Impressionismus, als er in Paris studierte, und später auch vom deutschen Expressionismus, dem "Blauen Reiter" und "Die Brücke". Ihn inspirieren der starke Ausdruck dieser Bilder, verbunden mit der hohen Sensibilität von Form und Farbe. Doch "im Studium habe ich die Malerei verloren", erklärt der Künstler.

Eine Auswahl der Bilder von Fritz - darunter "Le desir" - sind in der Galerie am Starnberger Kirchplatz zu sehen. (Foto: Nila Thiel)

Etwa 50 Jahre lang ist Fritz seiner Arbeit als Rechtsanwalt nachgegangen ohne ein einziges Bild zu malen. Erst mit 77 Jahren, als er nach München umzog und weniger arbeitete, haben ihn seine Kinder animiert wieder mit der Malerei anzufangen. Das war vor fünf Jahren, und die Malerei ist seither zu seiner Leidenschaft geworden. Die Motive entstehen durch "visuelle Impressionen", wie der 82-Jährige betont. Er betrachtet Bildbände und geht in viele Ausstellungen. "Ich ziehe meinen Spirit aus diesen Werken und baue eigene Bilder." Der Künstler malt in Öl auf Leinwand, weil er nur dadurch dieses spezielle Leuchten erreicht, das ihm ein so großes Anliegen ist. "Die Ideen für meine Bilder, meine Fantasie und meine Eingebung sind die Produkte des Entstehungsprozesses", sagt er. Fritz kombiniert dabei figürliche und architektonische Elemente mit abstrakten Farbflächen. Manche seiner Bilder haben einen tieferen Hintergrund, wie etwa "Le desir", das seine Sehnsucht und Leidenschaft für das Segeln darstellen soll. Sein Werk "Die Kirche auf schwankendem Boden" soll aufzeigen, wie schwankend heutzutage das Fundament der Kirche ist. Sie müsse sich stabilisieren, erklärt der Künstler.

In einem mehrtägigen Malprozess fließt es aus ihm heraus. Dann bekomme er regelmäßig einen "Zusammenbruch" und sei überzeugt, dass er sein Werk nie in der Qualität fertigstellen könne, wie er es sich vorgenommen hat. Seine Frau richte ihn dann jedes Mal wieder auf. "Die kritische Hinterfragung erfolgt in den Gesprächen mit dem Betrachter", sagt Fritz. Anschließend stellt er das Bild mit dynamischem Pinselduktus fertig, erzeugt dadurch Tiefe und Räumlichkeit.

Fantasie und Eingebung sind die Produkte des Entstehungsprozesses, sagt Wolfdieter Fritz, der sich seit fünf Jahren wieder intensiv der Malerei widmet. (Foto: Nila Thiel)

Die Werke von Wolfdieter Fritz sind noch eine Woche zu den Öffnungszeiten in der Galerie von Indi Herbst am Starnberger Kirchplatz zu sehen. Sie sei schon früher geplant gewesen, doch sie habe sich wegen der Pandemie verzögert, sagte Herbst, die bis zum Jahresende noch vier weitere Ausstellungen zeigen will.

© SZ vom 30.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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