Tutzinger Brahmstage und "Echolot"-Festival, "Juni Spiele schön jung" und Literarischer Herbst, Veranstaltungen auf der Roseninsel und im historischen Wartesaal des Starnberger Bahnhofs: Um all dieses wäre das Kulturleben des Landkreises ärmer - gäbe es nicht Elisabeth Carr und ihre "Kunsträume am See". Seit 15 Jahren führt die Kulturmanagerin künstlerische Inhalte mit außergewöhnlichen Aufführungsorten zusammen. Zum Jubiläum aber lädt sie am kommenden Wochenende genau dorthin ein, wo alles seinen Anfang nahm: in ihr Zuhause. Die historische "Villa Mussinan" in Starnberg wird zum Schauplatz einer "Gallery to live in", beteiligt sind die Künstlerinnen Anna Schölß und Manuela Hartel sowie der Gitarrist Jakob Wagner.
Die kreative Beharrlichkeit, mit der Elisabeth Carr nach bespielbaren "Kunsträumen" sucht, hat ihr viele Auszeichnungen eingebracht, darunter auch den Tassilopreis der SZ und die Bürgermedaille der Stadt Starnberg. Die "Kunsträume am See" haben in den vergangenen 15 Jahren so einige Örtlichkeiten aus dem Dornröschenschlaf geweckt und mit neuem Leben erfüllt: Asylbewerberheim, Wertstoffhof, Krankenhaus, Atomschutz- und Schlafversuchsbunker. Nun hält selbst das Coronavirus die Kunstvermittlerin nicht davon ab, das Jubiläum in Form einer ungewöhnlichen Ausstellung zu feiern. Im Gegenteil: Sie sieht die Pandemie als Chance: "Es war wie eine Rückzugsbesinnungszeit, um das zu reflektieren und umzudenken, was dieses Jahr eigentlich geplant war und anstand," sagt Carr. Ihr Blick streift durch das helle Wohnzimmer, das durch die vielen Fenster lichtdurchflutet wirkt. Von der verglasten Veranda hat man einen malerischen Blick zum See. Sie schwärmt über die Villa Mussinan: "Man kann den früheren Geist immer noch in den Räumlichkeiten spüren." Carr hat sich ihre eigenen vier Wände für die Jubiläumsfeierlichkeiten ausgesucht, da in der Villa Mussinan vor 15 Jahren auch die Idee der "Kunsträume am See" entstand.
Elisabeth Carr (oben in der Mitte) gestaltet ihr Jubiläum mit den beiden Künstlerinnen Manuela Hartel ...
... und Anna Schölß.
Wer ihre Villa Mussinan (hier ein historisches Bild) besucht, ...
... dem wird auch der illuminierte Schrank voller Kinderspielzeug ins Auge stechen - einst reiner Aufbewahrungsort, heute selbst ein sehenswertes Exponat.
Doch die Räume der Villa erzählten auch jeweils eigene Geschichten, sagt Carr: Viele Gegenstände haben eine besondere Bedeutung in ihrer Familiengeschichte. In den vergangenen Jahrzehnten hätten ihre Kinder dort sehr viel Musik, Kunst, Performance und Literatur gemacht, erzählt die Mutter von sechs Kindern, die trotz ihrer zierlichen Statur unablässig Energie auszustrahlen scheint.
Die bevorstehende Ausstellung soll in reale, visuelle und ideelle Räume der Villa Einblicke vermitteln, die mit bildnerischer, musikalischer und performativer Begleitung untermalt werden. Unter dem Motto "Hidden Crystals - Blossoms Unfold" kann geheimnisvoll Verborgenes und kraftvoll Erblühendes entdeckt werden. Anna Schölß, die für ihre Aquarellmalerei und ihre Rauminstallationen bekannt ist, will mit ihren visuellen Arbeiten in der Villa kristallinen Formen nachspüren. Die Performerin und Videokünstlerin Manuela Hartel präsentiert Videoinstallationen. Das Ganze wird vom Gitarristen Jakob Wagner, aktuell Träger des Kulturpreises des Landkreises Starnberg, musikalisch umrahmt und begleitet.
Carr wünscht sich, dass in der Villa Mussinan private Inhalte, individuelle Geschichten und Bedeutungen auf natürliche Weise mit Kunst und Musik verwoben werden. Besonders gespannt sei sie darauf, welche neuen Geschichten die Räume in Verbindung mit der künstlerischen Gestaltung erzählen werden.
D ie Ausstellung ist am Samstag, 27. Juni, und Sonntag, 28. Juni, von 19 bis 22.30 Uhr sowie am Sonntag, 5. Juli, von 15 bis 21 Uhr in der Villa Mussinan, Possenhofer Straße 19, geöffnet. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht. Aufgrund der Corona-Maßnahmen wird um verbindliche Anmeldung unter kontakt@kunstraume-am-see.de oder unter 08151/559721 gebeten.