Kultur:Spielerisch

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Der Gautinger Kunstverein setzt seine Zusammenarbeit mit der Fundaçion Cultural Camino Rojo fort und zeigt in der Galerie am Hauptplatz Grafiken von Künstlern aus Mexiko, dem Würmtal und München

Von Blanche Mamer, Gauting

"In Mexiko hat Druckgrafik einen ganz anderen Stellenwert und ist viel verbreiteter als hier bei uns", sagt der Gautinger Illustrator und Vorsitzender des Kunstvereins, Bernd Wiedemann, bei der Präsentation der Grafiken für die Ausstellung "Echoes of Identity". Diese ist am Montag in der Galerie am Hauptplatz in Gauting eröffnet worden und nur kurze Zeit zu sehen, bis zum Freitag, 29. Juli. Sie ist die Fortsetzung der großen interkulturellen Zusammenarbeit zwischen dem Gautinger Kunstverein und der mexikanischen Fundaçion Cultural Camino Rojo, die vor zwei Jahren begonnen wurde.

Das Besondere an der Schau ist, dass der Schwerpunkt auf zeitgenössische Druckgrafik und Lithografien gesetzt ist, auf Radierungen, Farbholzschnitte von Künstlern aus Toluca und aus dem Würmtal und Arbeiten von Schülern des Otto-von-Taube-Gymnasiums in Gauting und des Theresia-Gerhardinger-Gymnasiums in München. Bei Workshops in Toluca im März hatten drei Künstler aus Gauting und München die Techniken der Mexikaner kennengelernt. Dabei bekamen sie viele wichtige Impulse, und es ergaben sich zahlreiche Kontakte, wie Wiedemann erklärt. "Es gibt enorme Möglichkeiten in Mexiko. Wir können herumreisen, es gibt Ateliers zum Arbeiten. Der Austausch bringt uns sehr viel. Unser Ziel ist, eine dauerhafte künstlerische Kooperation aufzubauen, als Signal für Toleranz und Solidarität."

Eine Arbeit von Xilberto L. Nuñez, der politische Themen seines Heimatlandes aufgreift. (Foto: Georgine Treybal)

Wiedemann ist einer der Mitinitiatoren des Projekts. Als er vor drei Jahren nach Mexiko eingeladen worden war, hatte er das Potenzial erkannt, das eine Zusammenarbeit auf allen kulturellen Ebenen haben könnte. Schon das Pilotprojekt war eine Verbindung verschiedener Aspekte des Zusammenlebens. Neben der Ausstellung "Atlachinolli", die im Dezember 2015 im Gautinger Rathaus zu sehen war, gab es Koch- und Tanzkurse, Filme, Maskenbau sowie Keramik-Workshops, die alle großen Zuspruch fanden.

Auch der Workshop im Gymnasium unter dem Motto "Begegnung der Kulturen" mit der mexikanischen Textilkünstlerin Ruth Voulbamina und dem Bildhauer und Keramikmeister Rodrigo Colin Vicencio stieß bei Schülern und Kunstlehrerinnen auf große Begeisterung. Wichtig war, den Schülern einen anderen Kunstbegriff zu vermitteln, nicht das geniale fertige Werk eines Einzelnen, sondern die kollektive Beteiligung aller und die Kommunikation, die dazu nötig ist. Das Faszinierende an den mexikanischen Künstler sei, dass sie viel mehr ausprobierten und mit den Methoden experimentierten, sagt Iris Rampf, Kunstlehrerin am Theresia -Gerhardinger-Gymnasium und Vize-Vorsitzende des Kunstvereins.

Von mexikanischen Künstlern inspiriert: eine Druckgrafik der Künstlerin Karin Steike aus Stockdorf. (Foto: Georgine Treybal)

Israel Isk beispielsweise kombiniert Holzdruck mit Lithografie und erreicht damit eine besondere Patina. Die Drucke der mexikanischen Kollegen seien politischer, meint Wiedemann. So könne man bei Isk die Nähe zu den Zapatisten erkennen, zugleich die Inspiration durch Naturgeister, traditionelle Vorbilder und Gestalten der Mythologie sehen. Wie bei Alejandro Villalbazo, von dem eine Serie mit mexikanischen Dämonen und Schutzgeistern zu sehen ist. Oder Xilberto L. Nuñez, der ein Stipendium in der Lithografie-Werkstatt in Dachau hatte, und sich hauptsächlich auf politische Themen seines Heimatlandes konzentriert.

Wiedemann bewundert die Experimentierfreudigkeit der Mexikaner. So arbeite Regis Miranda beispielsweise mit Fotoklischees und einer handgemachten Ätzung. Den Elektrolyse-Apparat dafür habe er selbst gebaut. "Sie spielen gern herum, das fasziniert mich", sagt der Gautinger, der es gut findet, von der Freiheit der mexikanischen Künstler zu profitieren. "Sie profitieren von dem Strukturierten, das sich in unseren Arbeiten findet." Die Drucke der Gymnasiasten, die beim Kulturspektakel zu sehen waren, sind ebenfalls ausgestellt.

Die Ausstellung ist bis zum 29. Juli geöffnet von Dienstag bis Freitag, 10 bis 13 Uhr, Dienstag bis Donnerstag auch von 15 bis 18 Uhr.

© SZ vom 25.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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