Kultur:Poesie und Pointen

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Zur 50. Literarischen Hausbesetzung in der Gautinger Kolonie treten Mackefisch an. Das Kabarettisten- und Liedermacherpaar verbreitet mit seinen skurrilen Texten viel gute Laune

Von Blanche Mamer, Gauting

Fahrräder über Fahrräder lehnen am Gartenzaun am Ende der Pippinstraße in Gauting: für einen Sonntagabend eine ungewöhnliche Ansammlung in der Villenkolonie. Ohne Zweifel findet hier, im Haus von Jörg Hermann, gerade eine Hausbesetzung unter dem Titel "Kunst in der Kolonie" statt. Es ist bereits die fünfzigste ihrer Art, zu Gast sind die Musikkabarettisten von Mackefisch. "Ich bin Macke, er ist Fisch", sagt Lucie Mackert mit einem Augenzwinkern und Peter Fischer verbeugt sich. Die beiden lachen viel, verbreiten eine ansteckende Fröhlichkeit und haben so das Publikum schon in der Tasche, bevor das Programm richtig begonnen hat.

Der Pianist Fischer erzählt, dass er in Gauting "fast daheim" sei. Denn er stamme aus Weßling, habe als Kleinkind zwar in Ägypten gelebt, dann aber in Gilching das Gymnasium besucht und in München studiert. Vor kurzem ist er der Liebe wegen nach Mannheim gezogen: Als Künstler müsse man dahin gehen, "wo's weh tut", meint er. Mackert hingegen stammt aus der Pfalz, die Schauspielerin und Sängerin kommt aber regelmäßig nach Gauting: Zusammen mit Sebastian Hofmüller, der auch die Hausbesetzungen organisiert, leitet sie den Jugendtheater-Club im Bosco.

Lucie Mackert steigt mit einem Lied von einem fröhlich pfeifenden Stalker ein. Es sei dennoch ein Liebeslied sei, betont sie - wie denn alle ihre Lieder eigentlich von der Liebe handeln! Die beiden 30-Jährigen treten auch solo auf und sind jeder schon mehrfach als Liedermacher und Kabarettisten mit Preisen ausgezeichnet worden. Auch als Duo hinterlassen sie in Gauting einen großartigen Eindruck. Peter brilliert als Virtuose am Klavier, während Lucie sich mit verschiedenen Instrumenten vergnügt: Sie sitzt auf einem hohen schwarzen Koffer, den sie als Basstrommel benutzt, bedient ein Becken, spielt Gitarre und Melodica und zaubert immer wieder andere Klangerzeuger aus einem zweiten Koffer hervor, der ihr obendrein als zusätzliches Rhythmusinstrument dient.

Die Mackefisch-Lieder, ob Eigenkompositionen oder nachempfundene Songs, geben ein breites musikalisches Spektrum wieder. So erinnern sie mal an Bänkelgesang, mal an deutsche Liedermacher, es sind jazzige Stücke dabei, Samba-, Blues- und Walzerrhythmen, oft auch mit klassischen Klangfolgen durchsetzt. Die Texte haben es in sich: Einige beginnen erst ganz harmlos und steigern sich dann zu verrückten Wendungen und skurrilen Pointen. Sie handeln von seltsamen Begebenheiten und komischen Alltagsgeschichten, von peinlichen Liebespärchen, von komischen Hunden und Katzen, vom Wetter und vom Weltuntergang, von der allgemeinen Angst. Und von "Annegret", die als Renner des Abends später noch einmal vom Publikum als zweite Zugabe verlangt wird. Allein schon der Name löst eine große Heiterkeit aus. Es gehe aber gar nicht um AKK, sagt Fischer und lacht laut und frech. Er sitzt mit dem Rücken schräg zum Publikum und muss sich also immer ein wenig verrenken, wenn er die Zuhörer hinter ihm auch mal anschauen will. Zum Konzept der beiden Liedermacher gehört es, das Publikum aktiv einzubinden - und das Mitsingen bringt allen riesigen Spaß.

Schwer zu sagen, was die Besucher mehr fasziniert: Die umwerfend gute Laune des Paares oder ihre facettenreiche, manchmal wilde Musik. Oder die Texte, die bissig, frech und dann wieder unerwartet poetisch sind. An diesem Freitag, 22. Februar, um 20 Uhr, gastiert "Mackefisch" in der Gepäckhalle des Giesinger Bahnhofs.

© SZ vom 21.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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