Kultur:Lichtblicke der Vielfalt

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Künstler und Kunsthandwerker der Gautinger Reismühle laden am Wochenende ein weiteres Mal zu einem inspirierenden Rundgang durch ihre Ateliers ein

Von Katja Sebald, Gauting

Die Tage werden kürzer, draußen ist es kalt und ungemütlich. Kaum jemand denkt mehr daran, die Türen offen zu lassen, und die Zeit der "Ateliertage" und "Offenen Ateliers" ist eigentlich auch vorbei. In der Gautinger Reismühle aber wollen 19 Künstler dem trüben Novembergrau ein paar "Lichtblicke" entgegensetzen: Unter diesem Motto laden sie am kommenden Wochenende noch einmal in ihre "offenen Kunsträume" ein.

In den malerisch am Würmufer gelegenen Gebäuden der ehemaligen Reismühle arbeiten seit nunmehr fast zwanzig Jahren Künstler und Kunsthandwerker. In ihren Ateliers und Werkstätten entstehen Malerei, Grafik, Fotografie, Skulptur und Objektkunst, Keramik und Schmuck. Für gemeinsame Projekte bilden sich wechselnde Gruppierungen - und so ist auch diesmal aus der kleinen Idee für einen vorweihnachtlichen Verkauf eine Aktion geworden, an der sich mehr als die Hälfte der Ateliermieter beteiligt. Auch zwei Künstlerinnen, die erst seit diesem Sommer in der Reismühle arbeiten, nutzen die Gelegenheit, sich einem neuen Publikum zu präsentieren.

So sind in dem Turmatelier mit Rundumsicht, das die Malerin Yvonne Schneider erst vor wenigen Monaten bezogen hat, bereits eine Vielzahl neuer Arbeiten entstanden: Fast scheint es, als habe die Natur mit floralen Motiven und organischen Formen, mit dem Farbspektrum der Sommerwiesen und der Flusslandschaft Einzug in ihre Bilder gehalten. Simona Petrauskaite hingegen hat die Fenster ihres neuen Ateliers verdunkelt, um ihre Kunst zu inszenieren: Sie schafft Lichtobjekte, die auf dem Prinzip des Unendlichkeitsspiegels basieren.

Ulrich Schweiger kreiert "Raumgestalten" als Momentaufnahmen des Zwischenmenschlichen. (Foto: Georgine Treybal)

Auch Claudia Artopé, Else Streifer-Schröck und Iris Schilcher haben sich von der üppig sprießenden Natur vor ihren Atelierfenstern inspirieren lassen und Bildkompositionen im Grenzland zur Abstraktion geschaffen. Malerin Lina Sudholt dagegen zeigt eine Reihe reduzierter und nebelverhangener Landschaften, die auf einer Reise nach Schottland entstanden sind. Regina Lord war in Rajasthan und hat Eindrücke, Farben und persönliche Begegnungen in ihren neuen Bildern umgesetzt. Auch Rosemarie Kober findet ihre Motive in der Natur: Mit Pinsel und Farbe empfindet sie die Strukturen von Steinen, Bäumen und Wasser nach.

Magdalena Koczorowska ist fasziniert vom Licht: In einer dreiteiligen Arbeit stellt sie in Öl auf Leinwand die durch die Ritzen von geschlossenen Fensterläden eindringenden Sonnenstrahlen und ihr Farbspektrum von Orange bis Hellgrün dar. Gänzlich ungegenständlich sind die farbintensiven Bilder von Marion Kausche, Christine Wieland hingegen führt den Betrachter erst in die Welt der Dinge und verwirrt ihn dort mit Übermalungen und Verunklärungen. Die Bilder von Sandelan Wirth haben zudem auch eine politische Botschaft: Der engagierte Umweltschützer will mit seinen Landschaftsdarstellungen auf Missstände aufmerksam machen. Gabriele Kramer arbeitet vorzugsweise in "Malbüchern", in einer eigenwilligen Mischtechnik aus Tusche und Pastellkreiden entwickelt sie ihre Motive im schöpferischen Spiel.

Unterschiedlichste Techniken und verschiedenste Themen zeichnen die Künstler der Gautinger Reismühle aus. (Foto: Georgine Treybal)

Bianca Artopé schafft komplexe, aus vielen verschiedenen Elementen zusammengesetzte Bildwelten und Soundinstallationen. Elke Niederreuther-Wilhelms arbeitet im Gegensatz dazu meist figürlich und zaubert mit feinsinniger Leichtigkeit kolorierte Aktzeichnungen aufs Papier. Auch der Bildhauer Ulrich Schweiger beschäftigt sich nach wie vor mit der Figur, seine "Raumgestalten" sind allerdings ebenso witzige wie hintergründige Momentaufnahmen des Zwischenmenschlichen. Elke Groebler zeigt ihre bildhauerische Arbeit, Jutta Körner öffnet ihre Keramikwerkstatt und Veronika Klaus stellt Silberschmuck aus.

Die Ateliers in der Reismühle sind am Samstag und Sonntag, 10. und 11. November, jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

© SZ vom 10.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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