Kultur:Ein Orff-Zentrum am Ortsrand

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Die Stiftung, die das Erbe des berühmten Komponisten verwaltet, will ein neues Museum am Dießener Ziegelstadel errichten, wo der Künstler lebte und arbeitete. Die Entwürfe für das Projekt sind jetzt in einer Sonderausstellung zu sehen

Von Armin Greune, Dießen

In elfeinhalb Monaten jährt sich der Geburtstag des großen Komponisten zum 125. Mal. Für die Carl-Orff-Stiftung ist das Anlass, ihr Museum an der Dießener Hofmark an die Peripherie der Gemeinde zu verlegen: in das isolierte Anwesen am Ziegelstadel, wo der Künstler von 1955 bis zu seinem Tod 1982 gelebt und gearbeitet hat. Dass der Neubau bereits im kommenden Jahr eröffnet wird, ist allerdings nicht zu erwarten. Aber immerhin nehmen die Pläne jetzt erstmals konkrete Gestalt an: Eine Jury hat aus den Beiträgen von namhaften Architekturbüros zwei Entwürfe mit einem zweiten Preis bedacht und zwei Anerkennungen ausgesprochen. Alle zum Finale des Realisierungswettbewerbs eingereichten Pläne und Modelle sind bis zum 5. August in einer Sonderausstellung im Carl-Orff-Museum zu sehen (täglich 14 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr).

Wer sich für zeitgenössische Architektur interessiert, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Die Beiträge sind allesamt von hoher Qualität und Originalität, obwohl die baulichen Gegebenheiten der Gestaltungsfreiheit enge Grenzen setzten. Denn das Orff-Anwesen steht mitsamt der Parkanlage seit vergangenem Oktober unter Denkmalschutz - ein An- oder Neubau muss sich also dem Bestand unterordnen. Darüber hinaus befindet sich die Künstlervilla mit vier Hektar Grund in sensibler Lage im Landschaftsschutzgebiet. Das Gelände fällt ab - was es nicht ganz einfach macht, die Vorgabe eines barrierefreien Museums zu erfüllen. Und schließlich soll auch die architektonische Gestaltung dem Werk Carl Orffs entsprechen und etwa dessen klare Strukturen widerspiegeln, sagt Judith Janowksi, Generalsekretärin und somit Geschäftsführerin der Carl-Orff-Stiftung: "Für alle Wettbewerbsteilnehmer war es eine schwierige Aufgabe."

Judith Janowski, Generalsekretärin der Carl-Orff-Stiftung, zeigt Modelle der beiden prämierten Wettbewerbsbeiträge für das künftige Museum. (Foto: Nila Thiel)

Ursprünglich hatten sich auf die Ausschreibung des mit 44 000 Euro dotierten nicht offenen Wettbewerbs 135 Interessenten gemeldet, 65 Planungsbüros reichten Beiträge ein. Daraus wurden 15 für die finale Runde des Preisgerichts ausgelost, fünf weitere Planer waren gesetzt. Einer sandte keine Wettbewerbsunterlagen ein, so mussten fünf Fachpreisrichter und vier Sachpreisrichter - darunter auch Dießens Bürgermeister Herbert Kirsch als Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung - aus 19 Alternativen auswählen, was Janowski als "wahnsinnig anstrengend" empfand. Ein absoluter Favorit konnte dabei nicht gefunden werden, so vergab die vom Landesamt für Denkmalschutz beratend begleitete Jury zwei zweite Plätze.

Einen erhielt als gesetzter Teilnehmer das Münchner Architektenbüro von Professor Andreas Meck: In diesem Entwurf wird das geplante Hauptgebäude von einem Tonnengewölbe überdacht. Der andere Wettbewerbssieger, das Büro Dasch, Zürn und Partner aus Stuttgart, wählte für das Museum zwei dreieckige, flach geneigte Dachscheiben, die an Erdschollen erinnern sollen. Mit dem Museum will die Carl-Orff-Stiftung den dreiseitig angelegten Hof aus zweistöckigem Wohnhaus, Laubengang und Nebenhaus mit Arbeitszimmer des Komponisten im Obergeschoss aus dem Dornröschenschlaf wecken. Er soll künftig ein breites Publikum anziehen und eine familienfreundliche Institution für Bildung und Kommunikation werden - wie es die 2012 gestorbene Witwe des Künstlers, Liselotte Orff, verfügt hat, als sie ihr Erbe der Stiftung vermachte.

Das 1955 bezogene Anwesen des Komponisten wurde jüngst unter Denkmalschutz gestellt. (Foto: Nila Thiel)

Ihr Büro, derzeit im Erdgeschoss des Nebengebäudes untergebracht, soll ins Obergeschoss des Haupthauses umziehen. Dessen Erdgeschoss könnte ein Café und einen Museumsshop aufnehmen, der blaue Salon bleibt aber erhalten. Der vom namhaften Landschaftsarchitekten und Ökoanbau-Pionier Alwin Seifert angelegte Park mit Bauerngarten soll Besucher "zum Lustwandeln" einladen, sagt Janowski. Ein größerer Bereich des Museums wird musikpädagogisch genutzt und kann etwa zum Mitmachen bei dessen Schulwerk dienen. Auch die große Instrumentensammlung des Komponisten wird Ausstellungsfläche erhalten, außerdem sei im Neubau eine "begreifbare und erlebbare" Nachbildung des Orffschen Studios als "Arbeitszimmer 2.0" geplant. Ein Konzertsaal ist laut Janowski nicht vorgesehen, mit dem Augustinum und dem Traidtcasten stünden ja Alternativen in der Nähe bereit.

© SZ vom 02.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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