Kultur:Der Mann, der das Theater nach Gauting brachte

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Der ehemalige Lehrer Hans-Georg Krause hat 1993 mit dem Theaterforum die Grundlage für das heutige Bosco geschaffen, das bestsortierte Kulturzentrum weit und breit.

Von Katja Sebald, Gauting

Beim großen Festakt zum 25-jährigen Gründungsjubiläum des Vereins Theaterforum in Gauting soll niemand eine Rede halten. Und am liebsten hätte Hans-Georg Krause auch kein Interview im Vorfeld gegeben. Ausgerechnet der Mann, der das Theater nach Gauting brachte, scheut selbst das Rampenlicht und bleibt am liebsten im Hintergrund.

"Es geht doch primär um das Projekt und um das Team", betont er. Ein Team von Unterstützern und Mitstreitern steht ihm mittlerweile zur Seite, in den letzten Jahren hat er bereits viel Verantwortung abgegeben. Aber das Theaterforum war sein Baby - großgezogen hat er es praktisch allein. Viele Jahre war er in Gauting sozusagen für alles zuständig, was mit Kultur zu tun hatte: Erst stellte er ein Theaterfestival auf die Beine, später auch noch Kindertheater, Kabarettreihen, Lesungen und Konzerte. Er wählte Stücke und Künstler aus. Er verhandelte mit Unterstützern und kämpfte um Zuschüsse. Bei den Veranstaltungen schleppte er Stühle und organisierte die Technik. Als Impresario trat er nie in Erscheinung, das Dunkel im Publikumsraum war ihm lieber. Vor allem aber ließ der stets zurückhaltend im Hintergrund agierende Krause nicht locker, bis Gauting endlich einen Kultursaal hatte.

Angefangen hatte alles mit einer anonymen Schrift, die im März 1992 in Gauting kursierte: Kommunalpolitiker aller Parteien und "Kulturbürger" fanden das "Diskursive Gutachten über Perspektiven einer kommunalen Kulturpolitik für die Gemeinde Gauting" damals in ihren Briefkästen. Die Verfasser wollten ungenannt bleiben, weil sie glaubten, dass der Inhalt der Schrift für sich sprechen werde. Sie erreichten jedoch genau das Gegenteil: Die Diskussion fokussierte sich zuerst auf die Identität der Autoren und dann, nachdem Hans-Georg Krause und sein Mitstreiter Jens Groß sich geoutet hatten, auf die Frage, ob man in Gauting einen Kulturreferenten brauche. Man brauchte keinen.

Erstklassiges Theater gibt es ebenfalls zu sehen: hier die "Blechtrommel". (Foto: Georgine Treybal)

Angespornt von dieser Niederlage gründete Krause am 23. September 1993 den Verein Theaterforum Gauting e.V. Auch die Gautinger Künstlerin Rosemarie Zacher gehörte zu den Gründungsmitgliedern, bald darauf avancierte sie zur 2. Vorsitzenden. Die ganze Arbeit habe aber Krause selbst gemacht, allein und unermüdlich, so zumindest ihre Erinnerung. "Ich gebe es zu, im Kern bin ich ein Einzelkämpfer", gesteht auch Krause selbst.

1951 in Passau geboren und in Regensburg aufgewaschen, kam Hans-Georg Krause als Hauptschullehrer nach Gauting. Auf einer Reise nach Wien sah er Klaus Maria Brandauer im Burgtheater als "Hamlet". Weil man halt ins Burgtheater geht. Er war begeistert. "Theater hatte mich vorher überhaupt nicht interessiert", erinnert er sich. Zuhause in München spielte Sepp Bierbichler den Totengräber im "Hamlet". Das wollte er sich zum Vergleich anschauen - und war wieder begeistert. Er war vom Theatervirus infiziert. Als frischgebackener Vereinsvorsitzender organisierte er im Oktober 1993 die ersten Theatertage in seinem Wohnort. Gespielt wurde in der Aula der Hauptschule. Einmal im Jahr ein Programm zusammenstellen, einen Flyer gestalten und Plakate kleben - anfangs war der Aufwand überschaubar.

Doch das Baby wurde größer, es bekam Geschwister: Von 1995 an gab es zusätzlich den "Kinderfrühling", von 1998 an den kleinen "TheaterSpielraum" im Keller der Schule als festen Spielort und ein ganzjähriges Programm. Mit der Eröffnung des Kultursaals Bosco im September 2005 hatte Krause sein Ziel erreicht - gleichzeitig musste er sich nun vom Einzelkämpfer zum Teamplayer wandeln. Der Gemeinderat beauftragte den Verein, zusätzlich zum Programm die organisatorische Betreuung des Hauses zu übernehmen. Seit 2014 leitet Amelie Krause das Bosco, seit sie ihren Vater zum Großvater gemacht hat, wird sie von Désirée Raff unterstützt.

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Vom Einzelkämpfer zum Teamplayer: Hans-Georg Krause vor Werbeplakaten seines 1993 gegründeten Theaterforums.

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(Foto: Georgine Treybal)

Ebenfalls im Bosco mit von der Partie: Kabarettist Richard Rogler.

Bringen die Bühne zum Kochen: die Musikclowns Gogol und Mäx.

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(Foto: Georgine Treybal)

Bei der Bluesnacht zeigen Anson Funderburgh & Rockets und Joe Maher ihr Können.

Das Drama "Hiob".

Kabarettisten wie Gerhard Polt, Sigi Zimmerschied und Richard Rogler traten in Gauting auf, große Schauspieler wie Jörg Hube, Claus Eberth oder Thomas Holtzmann und hochkarätige Musiker. Es gab und gibt Schauspielaufführungen, literarische Lesungen, Kabarett, Tanz- und Kindertheater, außerdem Kammermusik, Jazz, Filmabende, Ausstellungen und vieles mehr: Insgesamt waren es fast 2000 Veranstaltungen in 25 Jahren. Mittlerweile gibt es für jede Sparte einen eigenen Programmleiter. Krause kümmert sich nur noch ums Schauspiel, aber auch da will er sich nun zurückziehen. Bei den nächsten Vorstandswahlen will er nicht mehr antreten, danach allenfalls beratende Funktionen übernehmen: "Vielleicht kann ich mich noch bei Einzelprojekten nützlich machen." Und dabei wird er wie immer im Hintergrund bleiben.

Das Gautinger Bosco feiert sein 25-jähriges Bestehen am Freitag, 21. September, 19.30 Uhr, unter dem Motto "Traum & Wirklichkeit". Auf die Bühne kommen unter anderem die Puppet Players, Stefan Wilkening und Ludwig Seuss. Kartentelefon: 089/45238580.

© SZ vom 01.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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