Kultur:Bilder einer wunderbaren Freundschaft

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Das Museum Starnberger See feiert 40 Jahre Jumelage zwischen der Kreisstadt und Dinard mit einer Doppelausstellung.

Von Katja Sebald, Starnberg

Das Museum Starnberger See - vor einem Jahrhundert als "Würmgau-Museum" gegründet - präsentiert sich wieder einmal als Heimatmuseum im allerbesten Sinn: Die aktuelle Doppelausstellung widmet sich einer Heimat, die sich bis an die französische Atlantikküste erstreckt. Im Erdgeschoss erzählen liebevoll zusammengetragene Erinnerungsstücke und Fotografien die Geschichte der Städtepartnerschaft zwischen Starnberg und Dinard, die vor vierzig Jahren, im Sommer 1977, begründet wurde. Und im Untergeschoss verweist die Fotoausstellung "Freundinnen" von Didier Cocatrix auf Gegenwart und Zukunft dieser deutsch-französischen Freundschaft.

Es war der damalige Starnberger Bürgermeister Heribert Thallmair, der sich Mitte der Siebzigerjahre ganz im Sinne der "Völkerverständigung von unten" und des europäischen Einigungsgedankens auf die Suche nach einer französischen Partnerstadt machte. Fündig wurde er schließlich in der Bretagne. Der entscheidende Hinweis kam von einem Starnberger, der im Zweiten Weltkrieg als Soldat in Dinard stationiert war und dort seine spätere Frau kennengelernt hatte. Dinard hatte sich wie Starnberg vom ehemaligen Fischerdorf zum Fremdenverkehrsort entwickelt, hier wie dort war die Bevölkerung dem Brauchtum der jeweiligen Region verpflichtet geblieben. Zarte Bande wurden nun also auch von offizieller Seite geknüpft - und 1977 am Strand von Dinard eine Partnerschaft besiegelt, die bis heute mit lebendigem Austausch gepflegt wird.

Didier Cocatrix stellt seine Aufnahmen vom Starnberger See und vom Strandleben am Atlantik aus. (Foto: Arlet Ulfers)

Was im Lauf der Jahre von Dinard nach Starnberg gebracht oder geschickt wurde, das alles ist nun in Vitrinen und auf Schautafeln zu sehen: Nicht nur Fotos von der Enthüllung des Freundschaftsdenkmals an der Starnberger Seepromenade und vom Pflanzen der Adenauerrose in Dinard, sondern auch vom Schüleraustausch, von Malwettbewerben, Festen und Trachtenumzügen. Ein ganz bezauberndes Stück Zeitgeschichte vermitteln die Gastgeschenke oder Mitbringsel von der bedruckten Tischdecke über die Blechdose mit dem aufgedruckten Rezept für "Crêpes bretonnes" bis hin zu dem Puppenpaar in bretonischer Tracht. Beeindruckende Zeugnisse der Freundschaft sind die wechselseitigen Besuche mit dem Fahrrad, die seit 1985 regelmäßig stattfinden und mit eigens bedruckten Trikots sowie mit weiterem, sichtlich abgenützten Rennradfahrer-Equipment dokumentiert sind. Legendär ist die Geschichte des Postboten Franz Heissler aus Söcking, der im Jahr 1987 zu Fuß die 1300 Kilometer nach Dinard zurücklegte.

Als "Hommage an zwei besondere Orte" will der Pariser Fotograf Didier Cocatrix seine Bilder aus Starnberg und Dinard verstanden wissen. Für seine Ausstellung über die beiden "Freundinnen" hat er großformatige Schwarzweiß-Aufnahmen zu Bildpaaren zusammengestellt: Jeweils ein Motiv zeigt das Strandleben in Dinard und das andere eine Szene am Ufer des Starnberger Sees - den Cocatrix aber offensichtlich in einem besonders verregneten Sommer bei Hochwasser besucht hat. Deshalb finden sich nun beispielsweise neben den lässigen Wellenreitern, die ihre Bretter ans Wasser tragen, die Passanten an der beinahe überspülten Seepromenade, die ihre Schirme gegen den Wind stemmen. Abgesehen davon aber sind höchst anschauliche und lebendige Bildgeschichten entstanden, die sofort Lust machen, sich auf den Weg ans Wasser zu machen - egal, ob es ein Sandstrand am Atlantik ist oder ein Steg am Starnberger See.

Das untere Doppelbild zeigt, wie unterschiedlich Vergnügen sein kann: Hier Mädchen und Schwan am Tutzinger Midgardhaus im Regenschauer, dort eine junge Frau, die auf einem elektrifizierten Käfer ein Buch liest. (Foto: Arlet Ulfers)

Eine schöne Idee ist auch das "Notebook", das die beiden Vereine "Les Amis de Starnberg" und "Die Freunde von Dinard" zusammen herausgegeben haben: Die schönsten Motive aus der Ausstellung von Didier Cocatrix sind in einem Notizbuch abgedruckt, dazwischen gibt es jede Menge leere Seiten, auf denen man selbst die Freundschaft zwischen den beiden Städten fortschreiben kann. Und wer weiß, vielleicht werden auch diese Notizbücher, dann mit handschriftlichen Reiseerinnerungen in französischer oder deutscher Sprache gefüllt, in ein paar Jahren in einer Ausstellungsvitrine zu sehen sein.

Bis zum 18. Juni. Das Museum ist von Dienstag bis Sonntag und an allen Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

© SZ vom 11.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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