So viel Glanz ist sogar im Bosco selten. Im Gautinger Kulturzentrum gibt es nächste Woche einen Kracher nach dem anderen, und das zu einer Zeit, da die vom Fasching geschwächte Kultur im Fünfseenland sonst gern mal eine Pause einlegt. Erst zeigt das Metropoltheater seine in München bejubelte Inszenierung des surrealen Spektakels "Alice" von Tom Waits, Robert Wilson und Kathleen Brennan, danach kommen Arnulf Rating, der Großmeister des Nachrichtensezierens, und der wunderbare Alfred Dorfer mit seinem vom Aufbrechen und Ankommen erzählenden Solo "und. . ." auf die Bühne. Und Pam Pam Ida startet zur musikalischen Achterbahnfahrt.
Ja, dieses Programm hat sich gewaschen, aber leider einen Haken: Die meisten Vorstellungen sind bereits ausverkauft. Was übrigens auch für Frank-Markus Barwassers Kabarett-Solo am 14. März in der Schlossberghalle Starnberg gilt. Einzig für Ratings Solo am Donnerstag, 14. März, und für das Konzert der Bayern-Popper am Tag darauf gibt es noch offiziell Karten. Die einzige Hoffnung: Wer unbedingt einen der drei "Alice"-Abende oder den österreichischen Kabarettisten Dorfer erleben will, dem bleibt noch die Warteliste. Weil immer wieder mal Besucher abspringen, ist die Chance, doch noch an ein paar Tickets zu kommen, gar nicht so klein.
Andererseits gibt es natürlich Trost, zum Beispiel in Seefeld. Auch dem Verein "Räsonanz" ist nämlich ein Coup gelungen: Er bringt das Satire-Paar Gerhard Polt und Gisela Schneeberger, das Fernsehgeschichte geschrieben hat ("Fast wia im richtigen Leben", "Kehraus") und den Münchner Kammerspielen zusammen mit der Biermösl Blosn, Hanns Christian Müller und Dieter Hildebrandt Hits wie "Tschrangrati" und "Diridari" bescherte, auf die Bühne. Die beiden treten mit dem Altphilologen Stefan Merkle und dem schreibenden Zahnarzt und früheren Seefelder SPD-Gemeinderat Sebastian Schmidinger am Freitag, 15. März, zu einer Lesung mit Musik an. Der Titel: "Revolution - des ist doch koa Konfirmation, oda?" Und das Schönste ist: Es gibt noch Karten, die nur zwölf Euro kosten. "Räsonanz" hatte den Preis nämlich fixiert, bevor die Besetzung feststand.
Wie es zu der merkwürdigen Konstellation gekommen ist? Der Vereinsvorsitzende Josef Hofmann erklärt es so: Er und sein Team hatten eine Lesung geplant, Schmidinger hört sich daraufhin in seinem offenbar großen Freundes- und Bekanntenkreis um, zu dem auch die drei Well-Brüder Hans, Michael und Stofferl sowie deren Familien gehören. Schmidinger hatte die Wells 1979 als Patienten kennengelernt, bald wurde eine Freundschaft daraus, die auch das Ende der Biermösl Blosn überstand. Und Schmidinger gelang es tatsächlich, Polt und die Schneeberger zu "akquirieren", wie Hofmann dazu sagt.
Um was es an diesem Abend geht? Um "gesellschaftliche Umbrüche von der Antike bis zur jüngeren Geschichte". Die Texte stammen von Ferdinand Freiligrath, Aristophanes, Kurt Eisner, Rosa Luxemburg, Oskar Maria Graf und Gustav Landauer. Und es könnte durchaus sein, dass die meisten Besucher nur Bahnhof verstehen, wenn Stefan Merkle ans Mikro tritt. Er liest Aristophanes im Original. Dafür ist die Musik um so verständlicher: Es spielen Simon's Senior Selection, die zuletzt im Bahnhof Steinebach zu hören waren.
Der Verein "Räsonanz" hat noch einen Pfeil im Köcher: Rolf Miller, der feinste Pseudo-Prolet des Kabaretts, gibt am Freitag, 29. März, sein siebtes Solo "Obacht Miller - Se return of se normal one". Er spielt darin wieder den Dummschwätzer, der alles durcheinanderbringt und vergurkt.
Die Abende im Bosco Gauting (www.bosco-gauting.de) und im Seefelder Haus Peter & Paul (www.raesonanz-seefeld.de) beginnen um 20 Uhr.