Kulinarik:Feldsalat statt Filmsalat

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Wirt Peter Trögl kocht in seinem Weßlinger Lokal eigens zum Filmfest geschmorte Ochsenbacken. (Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Die Lokale in den Hauptspielorten des Festivals sind zwar auf die Kinogänger vorbereitet. Doch abgesehen vom Weßlinger "Piet'z" bieten sie nichts Spezielles an. Sogar Matthias Helwigs "Tati" vertraut auf die normale Speisekarte

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Wer in der Speisekarte nach einer Fünfseen-Platte sucht, Filmsalat oder einem Kino-Geschnetzelten, der sucht vergebens: Die Gastronomie ignoriert das Fünfseen-Filmfestival weitgehend. Zwar stellen die Wirte übereinstimmend fest, dass Kinobesucher gerne bei ihnen einkehren; nach speziellen Angeboten für eine schnelle Stärkung zwischen zwei Filmen indes muss man lange suchen.

Einzig das "Piet'z" an der Hauptstraße in Weßling hat sich auf die Festivalbesucher eingestellt. Wirt Peter Trögl hat mit geschmorten Ochsenbacken und getrüffeltem Kartoffelpüree ein spezielles Menü zusammengestellt, auf das hungrige Kinobesucher nicht lange warten müssen. Normalerweise bringt Trögl nur absolut frische Produkte auf den Tisch, doch das sei zu zeitaufwendig, wenn sich Gäste zwischen zwei Filmen noch einmal stärken wollen. Bei einer Reservierung sei er sogar mit den Öffnungszeiten variabel, sagt er Wirt.

Andere Restaurantbetreiber belassen es bei ihrem bestehenden Angebot, wie etwa die "Essbar" an der Wittelsbacherstraße, in die oft die Starnberger Kinobesucher nach den Filmvorführungen einkehren. Die Betreiberin Maria Kunzlmann hat nichts Spezielles vorbereitet. Sie habe vom Filmfestival noch nie etwas gehört, sagt sie. Seit drei Jahren betreibt sie die Essbar, bislang habe sie nicht festgestellt, dass in dieser Zeit mehr Gäste kommen als sonst.

"Wir sind auf jeden Fall vorbereitet", erklärt indes Evelin Ofner vom Wirtshaus im Tutzinger Hof. "Das Lokal wird während des Filmfestes insbesondere von Besuchern der Schlossberghalle frequentiert. Einen Run jedoch habe sie in all den Jahren nie festgestellt, daher würden für die Festivalbesucher auch keine Ausnahmen gemacht.

Nach Ofners Erfahrung reicht die herkömmliche Speisekarte aus, da sie sehr umfangreich sei. Viele Gerichte, wie etwa Wurstsalat, könnten "superschnell" auf den Tisch gebracht werden. Wer nur 30 Minuten Zeit habe, könne dem Servicepersonal Bescheid geben. Auch darauf sei man eingestellt.

"Wir bieten nichts Spezielles an", erklärt auch Elisa Wagner vom "Bräustüberl" im Schloss Seefeld. Dass die Besucher aus dem Kino gegenüber schnell bedient werden, ist laut Wagner "unser ganz normaler Standard". Die Speisekarte sei umfangreich, und es gebe auch Gerichte, die schnell serviert werden könnten. Das Angebot steht im Internet, Kinobesucher könnten auch reservieren.

Nicht einmal das Restaurant im Kino Breitwand in Gauting hat etwas Besonderes zu bieten, obwohl es seit Juli von Filmfestivalchef Matthias Helwig betrieben wird. "Es sind keine 'Spezials' geplant, aber bei uns muss auch niemand hungrig nach Hause gehen", betont Katharina Wrase, die das Restaurant schon unter dem bisherigen Pächter Ralf Mansour-Agather geführt hat. Es gebe, wie bislang auch, kleinere Gerichte.

Das Lokal befinde sich in einer Übergangsphase. Daher könne man nur eine reduzierte Auswahl auf der Speisekarte anbieten, erklärt sie. Helwig will ein neues Konzept für das Restaurant erstellen, hatte aber wegen der Vorbereitungen zum Filmfestival bislang keine Zeit dazu, wie er sagt. Nur einen anderen Namen hat er dem Lokal schon verpasst. Um einen Bezug zum Kino herzustellen, wurde aus dem "Abacus" das "Tati", benannt nach dem französischen Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur Jacques Tati. Das Kino in Gauting ist neu, das Gebäude wurde erst im Jahr 2016 fertiggestellt.

Seither war Ralph Mansour-Agather Pächter des Abacus. Er musste das Lokal jedoch aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Laut Katharina Wrase soll das Tati im Oktober ein vollkommen neues Gesicht bekommen. Aktuell werden noch Mitarbeiter gesucht, denn es gebe nur einen Koch. "Es ist ein großes Pensum für den Koch, er ist im Dauereinsatz." Man arbeite auf Hochtouren, so Wrase. Denn das Tati habe die Bewirtung für die Eröffnungsfeier des Festivals in der Starnberger Schlossberghalle übernommen, und man habe ein großes Buffet für mehrere Hundert Gäste gezaubert.

© SZ vom 07.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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