Flüchtlinge:"Krailling muss nachliefern"

Lesezeit: 1 min

Kreisbehörde sieht die Gemeinde in der Flüchtlingsfrage in der Pflicht

Von Christiane Bracht, Krailling

Die Verunsicherung in Krailling ist geblieben. Auch wenn anders als noch Mitte August angekündigt, keine Zeltstadt auf der Sanatoriumswiese errichtet wird. Angesichts der immensen Kosten für Strom, Wasserleitungen und einen Kanal entschied sich das Landratsamt nun doch gegen den Standort. Ursprünglich war man von Baukosten in Höhe von 90 000 Euro ausgegangen, doch nach neueren Berechnungen summierten sich diese auf etwa 300 000 Euro. "Das steht in keinem Verhältnis", erklärte die Sprecherin der Kreisbehörde Barbara Beck. "Das ist weit höher als bei anderen Standorten." Und da auch Pöcking ein Angebot gemacht hatte, wird die Zeltstadt nun dort aufgebaut. "Wir wollten zunächst Krailling, damit der Proporz stimmt", so Beck. 17 Asylbewerber leben derzeit in der Würmtalgemeinde. Im Vergleich zu anderen Kommunen im Landkreis sind das sehr wenige. Das soll aber nicht so bleiben. Beck stellte sogleich klar: "Krailling muss nachliefern."

Bevor die Zeltstadt auf der Sanatoriumswiese spruchreif wurde, hatte Krailling vor, Container für etwa 70 Asylbewerber auf dem Bauhofgelände an der Ecke Pentenrieder-/Fischerfeldstraße aufzustellen. Ob dieses Projekt nun weiterverfolgt werden soll, ist momentan offen. "Wir müssen abwarten, was das Landratsamt will", erklärt Bürgermeisterin Christine Borst. Sie erhofft sich eine klare Aussage von Landrat Karl Roth auf der Informationsveranstaltung am Montag, 14. September, um 20 Uhr in der Turnhalle der Kraillinger Grundschule. Denn obwohl die Zeltstadt passé ist, soll diese auf jeden Fall stattfinden. Das Landratsamt habe im Sommer "größere Einheiten" als 70 Flüchtlinge verlangt, sagt Borst. Denn nur dann stelle die Regierung von Oberbayern eine Security Firma zur Betreuung der Asylbewerber. Andernfalls müssen die ehrenamtlichen Helfer sich um die Neuankömmlinge aus den Krisengebieten kümmern. Auf dem Bauhofgelände hätten jedoch nicht so viele Flüchtlinge Platz wie die Regierung es fordere. Wenn Not am Mann sei, könne Krailling sonst nur die leer stehenden Sozialwohnungen an der Margaretenstraße anbieten, die jedoch marode sind und erst saniert werden müssten, bevor jemand einziehen könne. Geplant sei allerdings, das Gebäude Ende des Jahres, wenn die letzten beiden Mieter umquartiert sind, abzureißen, erklärt Borst.

© SZ vom 11.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: