Krailling:Garten der Stille

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Die Würm hat im Bereich der Gemeinde Krailling einen neuen Flussarm erhalten. Dieser dient nicht nur der Renaturierung des Gewässers, sondern auch den Bürgern. Diese haben einen neuen, ruhigen Platz zum Verweilen.

Annette Jäger

Der neue Nebenarm der Würm soll den Fischbestand verbessern und die Artenvielfalt erhöhen. Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Die Würm gehört nicht gerade zu den artenreichsten Fischgewässern. Gerade im Bereich von Krailling ist der kleine Fluss ziemlich zugebaut. Das ändert sich nun erheblich. Denn gleich hinter der Kraillinger Margaretenkirche wurde ein neuer Seitenarm geschaffen - für die Bürger und für die Natur. Zwar ist der Bereich noch abgesperrt, damit das ausgesäte Gras am Ufer anwachsen kann. Aber danach können die Kraillinger auf dem rund 600 Quadratmeter großen Grundstück ihren Fluss genießen. Für das Wasserwirtschaftsamt hat der neue Seitenarm eine zusätzliche Funktion: Er dient der Renaturierung des Flusses und soll die Gewässerbiologie der Würm auf lange Sicht verbessern.

Die Kraillinger haben bekanntlich kaum freie Zugänge zur Würm. Das Flussufer ist bis zur Mündung in die Amper dicht bebaut, ein Privatgrundstück folgt auf das nächste. Diese Entwicklung habe schon vor 150 Jahren ihren Anfang genommen, erklärte Walter Schramm, Leiter beim Wasserwirtschaftsamt für den Bereich Starnberg, vor der Presse. Das Ergebnis: Der Fluss und seine Ufer sind stark eingeengt, die Würm ist an vielen Stellen begradigt und fließt heute durch Krailling "wie in einem Kanal". Laut EU-Wasserrahmenrichtlinie ist der Würmabschnitt zwischen Gauting und Ampermündung nur "mäßig", was seine Gewässerstruktur angeht: Ufer sind weder naturnah noch abwechslungsreich, und die Anzahl der Fische wie auch der Fischarten könnten in diesem Gewässerabschnitt umfangreicher sein, sagte Schramm.

Weil die Gemeinde Krailling das Grund-stück unterhalb der Margaretenkirche erwerben konnte, hatte sie nun freie Hand, den Fluss wenigstens in einem Teilstück zu renaturieren. In den vergangenen drei Wochen hat die Flussmeisterei Benediktbeuern den neuen Seitenarm geschaffen. "So ein Seitenarm ist eine Kinderstube für Fische", sagte Schramm. Das Wasser sei ganz flach, Steine und Wurzelwerk seien in den Bach eingebracht, was zu unterschiedlichen Strömungsverhältnissen und Wassertemperaturen führe sowie schattige Plätzchen für Fische schaffe. Erste junge Bachforellen sind bereits zu entdecken. "Ziel ist es, die ökologische Vielfalt zu verbessern", sagte der Wasserexperte. Es wird allerdings noch eine Zeit lang dauern, bis sich die Natur an diesem Stück etabliert hat und alles eingewachsen ist.

Die Renaturierung der Würm ist nicht nur für das Gewässer und seine Biologie von Vorteil. Auch die Kraillinger haben etwas davon: Die Würm und ihre Landschaft werden wieder erlebbar, erläutert Schramm. "Die Würm soll wieder mehr in den Fokus der Bevölkerung kommen", wünscht er sich. So erhofft er sich, Eigentümer von Privatgrundstücken an der Würm zu animieren, ähnliche Maßnahmen umzusetzen. Interessenten können sich immer beim Wasserwirtschaftsamt melden. Noch ist der "Garten der Stille", wie der neue Verweilplatz getauft wurde, eingezäunt, bis das Gras angewachsen ist. Dann wird ein gekiester Fußweg ein Stück weit auf das Grundstück führen. Weiter oben an der Kirche soll ein Trampelpfad zur Wiese angelegt werden. Eine richtige Liegewiese für Badegäste soll es aber nicht geben, sagte Susanne Brittinger vom Bauamt. Die Natur stehe im Vordergrund.

© SZ vom 13.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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