Wörthsee:Gemeinde investiert selbst in den Kirchenwirt

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Wörthsee will das Wirtshaus in der Dorfmitte erhalten und eigene Vorstellungen für die Bebauung des dazugehörigen Grundstücks umsetzen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Gesamtausgaben für Kauf, Sanierung und Neubauten in Wörthsee summieren sich auf mehr als zehn Millionen Euro.

Von Astrid Becker, Steinebach

Die Gemeinde Wörthsee wird weder den ehemaligen Kirchenwirt noch den dazugehörigen Grund weiter verkaufen, sondern selbst behalten und bebauen. Diese unter Ausschluss der Öffentlichkeit getroffene Entscheidung hat Bürgermeisterin Christel Muggenthal am Mittwoch im Gemeinderat bekannt gegeben. Damit behält die Kommune auf Dauer das Recht zu entscheiden, was auf dem Areal geschieht. Allerdings muss sie dafür auch einen hohen Preis bezahlen. Die Rede ist von mehr als zehn Millionen Euro, die allein der Kauf des Grundstücks, die Sanierung des Wirtshauses sowie die Neubebauung des Areals kosten.

Allerdings kann Wörthsee für das Vorhaben umfangreiche Fördermittel erwarten. Laut Muggenthal geht es dabei um etwa ein Drittel der Kosten, die übernommen werden. Bei einem Gespräch mit Vertretern der Regierung von Oberbayern habe sich herausgestellt, dass eine Gemeinde mehr Geld bekomme als ein privater Investor. Zudem könne sie zinsfreie Darlehen erhalten. Diese Argumente haben die Gemeinderäte offenbar überzeugt, das Areal weder ganz noch teilweise zu veräußern, was beides möglich gewesen wäre. "Dass wir es aber nun selbst behalten und bebauen, bedeutet, dass wir nicht mit einem privaten Investor über dessen Vorstellungen verhandeln müssen", sagt Muggenthal. Ihr zufolge hat die Gemeinde bereits 2,3 Millionen Euro für den Kauf des Grundstücks und des Wirtshauses im Ortszentrum investiert. Auf etwa zwei Millionen Euro schätzt sie die Kosten für die Sanierung der Gaststätte und des Biergartens und den Umbau des Obergeschosses in Wohnraum. Mit 6,2 Millionen Euro ist der Bau der beiden Gebäude nebst Veranstaltungspavillon kalkuliert, die im Bebauungsplan auf dem etwa 3000 Quadratmeter großen Gelände vorgesehen sind. In den Baukörpern sollen Wohnungen und Läden entstehen, wie viele ist aber noch unklar. Mit einem Wettbewerb will Muggenthal die drei "hübschesten Konzepte finden", die dann im Rat diskutiert werden sollen. Zudem plant sie, möglichst bald einen Pächter für das Wirtshaus zu finden, um im Herbst mit der Sanierung beginnen zu können: "Es täte dem Gebäude nicht gut, wenn es noch einen Winter unbeheizt leer stünde." Außerdem solle ein neuer Wirt auch mitreden können, welche Anforderungen er hat, um die Gaststätte betreiben zu können.

Wie die Gemeinde Wörthsee dieses Projekt bewerkstelligen will, ist aber noch unklar: Denn über ausreichend personelle Kapazitäten verfügt sie dafür nicht. "Wir sind ja nur eine kleine Verwaltung", sagt die Bürgermeisterin. Denkbar ist ihr zufolge, das Vorhaben über ein Kommunalunternehmen abzuwickeln, wie es beispielsweise Seefeld gegründet hat, um damit Bauvorhaben wie das Feuerwehrhaus in Hechendorf schneller und wirtschaftlicher verwirklichen zu können. Dazu ist in Wörthsee allerdings noch keine Entscheidung gefallen. Die Gemeinde hatte sich erst im Februar zum Kauf des "Kirchenwirts" entschlossen, nachdem ihr die Vorstellungen eines Investors als zu massiv erschienen waren.

© SZ vom 07.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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