Kostenexplosion:Geschockte Kreisräte

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Preisgekrönte Architektur, die leider sehr teuer im Unterhalt ist und bei einer Erweiterung viel kostet: das Starnberger Landratsamt. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Erweiterung des Starnberger Landratsamt kostet statt 6,5 nun 15 Millionen Euro - eine Kostenexplosion um 120 Prozent. Die Kommunalpolitiker fordern vom Landrat und der Kämmerei Einsparungen

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Der geplante Anbau an das Landratsamt Starnberg entwickelt sich immer mehr zu einem finanziellen Fiasko. Wie in der gemeinsamen Sitzung von Kreis- und Bauausschuss am Donnerstag bekannt wurde, soll nun das Gebäude fast 15 Millionen Euro kosten. Als im Sommer 2014 die ersten Pläne vorgestellt wurden, war noch von 6,5 Millionen Euro die Rede. Entsprechend geschockt, ja verärgert zeigten sich die Kreisräte.

Immerhin sei dies eine Kostenexplosion um 120 Prozent, hatten Albert Luppart (Freie Wähler) und Manfred Herz (CSU) ausgerechnet. "Das ist nicht mehr lustig", meinte Herz sarkastisch. Sie kündigten an, wie viele andere Ausschussmitglieder auch, gegen den Anbau zu stimmen. Es herrschte an diesem Nachmittag eine ungewöhnlich aufgeheizte Stimmung, die nicht nur Kreiskämmerer Stefan Pilgram zu spüren bekam, sondern auch Landrat Karl Roth (CSU) und Dominik Fahr vom Architekturbüro Auer und Weber. Bernhard Sontheim (Freie Wähler) warf dem Architekturbüro sogar vor, "unsolide" gearbeitet zu haben. Was vor allem für Verwunderung sorgte: Auer und Weber müssten sich eigentlich auskennen, da sie das Landratsamt entworfen haben, jenes preisgekrönte Gebäude, auf das bis heute die Starnberger und Mitarbeiter stolz sind.

Mit Blick auf die weiteren Vorhaben des Landkreises wie Fachoberschule, Herrschinger Gymnasium und Containeranlagen für Flüchtlinge forderte er eine Prioritätenliste. "Wir machen den Anbau, stellen das Gymnasium aber zurück." Ansonsten könnten die Kommunen nicht mehr die künftige Kreisumlage "stemmen". Luppart hatte zuvor ausgerechnet, dass die Schulden des Landkreises auf 100 Millionen Euro wachsen werden. Oswald Gasser (FDP) vertrat die radikalste Position: Statt eines Anbaus, der die schöne Architektur fortsetzt, sollte man ein normales, mehrstöckiges Gebäude bauen. Das sei billiger und schaffe mehr Platz für die Mitarbeiter. Klar war allen, dass das Landratsamt zu klein ist. Konzipiert war es für 280 Mitarbeiter, die aktuelle Zahl lautet: 500.

Unterstützer fanden Landrat Roth und Pilgram lediglich bei den Grünen, Tim Weidner (SPD) und Teilen der CSU. Anne Franke (Grüne) meinte: "Wir sehen keine Alternative." Die Arbeitsplätze in ganz Starnberg zu verteilen, schade dem Arbeitsklima und der Arbeitsqualität. So sah es auch Roth. Luppart machte daraufhin den Vorschlag, dass sich der Bauausschuss mit den Architekten und dem Kämmerer zusammensetzen soll, um Einsparungen zu eruieren. Den Vorschlag griff der Landrat auf: Eine Entscheidung wurde daher vertagt.

Ob es billiger werden kann, ist offen. Wie Pilgram und Fahr erläuterten, sind die Kostensteigerungen vor allem durch gestiegene Baupreise und das größere Flächenvolumen von 12 500 auf 14 750 Kubikmeter hervorgerufen worden. Zwei Millionen Euro zusätzlich ist der energetischen Bauweise geschuldet. Die Dachsanierung kommt auf eine Million. "Wir haben nach Einsparungen geschaut und Details gefunden", so Pilgram. Dem stimmte der Architekt zu. Bekanntlich soll der Anbau im südlichen Teil errichtet werden und das Landratsamt dort verlängern. Allerdings muss der Starnberger Stadtrat noch den Bebauungsplan absegnen. Die Stadt ziert sich aber. Am 10. März, vor der Sitzung des Starnberger Bauausschusses, ist ein Ortstermin am Landratsamt geplant.

© SZ vom 04.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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