Konzertreise in den Fernen Osten:Ein Starnberger in Taijuan

Lesezeit: 2 min

Der Musikschullehrer und Komponist Leander Kaiser trat im August beim Jianli-Percussion-Festival in China auf und spielte sieben seiner Werke vor. Er traf auf ein Publikum, das bemerkenswert offen ist für westliche Stücke

Von Matthias Pfeiffer, Starnberg

Wenn man an Schlaginstrumente denkt, wird einem das Marimaphon sicher nicht als erstes in den Kopf kommen. Wer sich ein Bild von diesem Instrument machen will, kann sich die Videobeispiele auf Leander Kaisers Website www.leander-kaiser.de zu Gemüte führen. Seit 1988 unterrichtet er an der Starnberger Musikschule Schlagzeug und Percussion, komponiert aber auch eigene Stücke. Und mit denen hat er es sogar bis nach China geschafft.

Am 14. August war er auf dem Jianli-Percussion-Festival in Taijuan zu Gast. Seitdem das Spektakel 2009 ins Leben gerufen worden war, traten dort mehr als 5000 Kandidaten in Wettbewerben an und mehr als 700 professionelle Percussionisten stellten ihre Kompositionen vor. Kaiser kam die Einladung erst einmal etwas merkwürdig vor. "Irgendwann im Februar bekam ich eine E-Mail. In der stand so etwas wie: 'Mr. Kaiser, I want to buy all of your music.' Ich dachte erst, es wäre einfach nur Spam." Also wanderte die Einladung in den Papierkorb. Erst im Gespräch mit Kollegen stellte sich heraus, dass dahinter doch ein seriöser Absender stecken könnte. Und der war Jeanni Zhang, die auf dem Zentralen Musikkonservatorium in Peking unterrichtet und die künstlerische Leitung des Jianli-Festivals hat. Was folgte, war ein reger Mailverkehr - "mindestens 15 E-Mails", erinnert sich Kaiser. Schließlich trafen sich die beiden auf der Frankfurter Musikmesse, die Reise nach China war schnell beschlossene Sache. "Für mich war das eine spannende Situation, da ich auch niemand bin, der öfter auf Festivals auftritt." Dass die Chinesin auf den Starnberger aufmerksam wurde, könnte laut Kaiser an der überschaubaren Größe der Percussion-Szene liegen. "Sie hatte bereits verschiedene Gäste aus Deutschland, die ich ebenfalls kenne. In irgendeinem Gespräch wird da wohl mein Name gefallen sein."

Laut Website ist es Auftrag des Festivals, "die chinesische Musikkultur zu fördern" und "Kraft aus der westlichen Percussion-Musik zu schöpfen". Kaiser bezeichnet das Mischverhältnis zwischen einheimischer und europäischer Musik als ausgewogen. "Dass überhaupt Europäer eingeladen werden, ist ein großes Zeichen kultureller Offenheit", meint er. "Teilweise ist das sogar bei den Amerikanern anders." Von Europa aus gesehen wirkt China oft eher wie ein in sich gekehrtes, zurückgezogenes Land. Ein Image, das durch solche Festivals ein Stück weit abgebaut werden soll. "Deshalb stellt die Regierung auch viele Geldmittel für solche Veranstaltungen zur Verfügung. Den Flug musste ich zwar selbst bezahlen, aber dort waren wir in einem Fünf-Sterne-Hotel untergebracht."

In einer "Master Class" spielte Leander Kaiser sieben seiner Kompositionen vor. "Man darf es sich nicht so vorstellen, dass da Schüler oder Studenten sitzen, denen ich etwas beibringen soll. In erster Linie ging es darum, meine Musik zu präsentieren." Bei Besuchen von chinesischen Musikveranstaltungen, stand er aber erst einmal wie vor einer Mauer. "Ich habe musikalisch nichts kapiert", gibt er zu. "Für uns klingt das wie Katzenmusik. In erster Linie sind das aber Unterschiede im Tonsystem. Die Rhythmen unterscheiden sich gar nicht so sehr von unseren. Das könnte hier fast schon auf Volksfesten gespielt werden."

Natürlich herrschte reger Austausch mit den Kollegen, wenn es auch "relativ flüchtige Bekanntschaften sind", wie Kaiser bemerkt. Trotzdem kann es vorkommen, dass man recht überraschende Informationen über das eigene Werk bekommt: "Über einen spanisch-stämmigen Kollegen aus Weimar habe ich erfahren, dass mein Stück 'Watermusic' in Konservatorien in Spanien gar nicht so selten gespielt wird. Blöderweise bekommt man als Komponist selten mit, wann etwas von einem wo gespielt wird. Trotzdem ist es immer schön, Rückmeldungen zu bekommen."

Konzentriert am Marimbaphon: der Starnberger Percussionlehrer und Komponist Leander Kaiser. (Foto: Nila Thiel)

Unter Umständen war das Gastspiel in Taijuan nicht der letzte Auftritt in China. "Ein Professor aus Shanghai ist sehr konkret geworden und wollte, dass ich auch mal dort auftrete", erzählt er. Sollten die Pläne konkret werden, würde der Komponist natürlich zusagen. "Auch wenn ich auf die Flüge gar nicht stehe. Zwölf Stunden fliegen ist schon recht heftig."

© SZ vom 02.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: