Konzert:Klare Linie

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Auftritte mit Tradition: der Münchener Bach-Chor bei seinem Benefizkonzert in der Kirche Mariä Himmelfahrt. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Bach-Chor spielt in Berg zugunsten des Freundeskreises Multiple-Sklerose-Klinik Kempfenhausen

Von Reinhard Palmer, Berg

In der Vorweihnachtszeit sitzen die Geldbörsen locker, Zeit also für Benefizveranstaltungen. Viele finden alljährlich statt und haben eine lange Tradition. So das Adventskonzert des Münchener Bach-Chores zugunsten des Freundeskreises Multiple-Sklerose-Klinik Kempfenhausen. Das renommierte Vokalensemble steht jedes Jahr in der eiskalten, nur behutsam barockisierten Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Berg-Aufkirchen, um die Weihnachtsgeschichte mit anspruchsvoller Chorliteratur zum Klingen zu bringen, musikalisch geleitet von Hanjörg Albrecht, der den Posten bereits seit 2005 innehat.

Das Spektrum der vorgetragenen Werke hätte kaum weiter gefächert sein können. Dennoch vermochte der Bach-Chor , das vor 63 Jahren von Karl Richter gegründet worden war,eine klare Linie zu halten, die ohnehin schon durch die Stringenz der Interpretationen weitgehend gewährleistet war. Albrecht hielt am Pult die Zügel straff, beließ es nicht beim Einstudierten, sondern versuchte, aus dem Moment heraus noch mehr rauszuholen.

Gerade was Klangbalance und Kolorit betrifft, tarierte der Münchener Bach-Chor höchst präzise aus, sorgfältig im Detail, doch vor allem mit einem sicheren Gefühl für die Gesamtwirkung. Die Dramaturgie einzelner Interpretationen in Bezug auf das Gesamtkonzept spielt eine entscheidende Rolle, wurde aber durchaus frei gestaltet, wenn etwa "Es ist ein Ros entsprungen" von Brahms nahtlos an die Version von Prätorius anschloss. Wobei die Klarheit der Renaissance und Schönfarbigkeit des Frühbarock bei Brahms eine kunstvoll mit symphonischen Umspielungen ausgeformte Intensivierung erfuhr.

Solche Verbindungen waren weniger musikwissenschaftlicher denn emotionaler Natur, in Bezug auf Wirkung und Ausdruck. Rachmaninows "Kommt lasst uns anbeten" zum Beispiel, das bereits kraftvoll, impulsiv, ausdrucksstark und plastisch reich durchgebildet war, konnte nur noch mit einer Freudenhymne gesteigert werden. David Willcocks "The first Nowell" nutzte zudem den Wechsel der A-capella- und der vom Organisten Andreas Braßat begleiteten Teile, um allmählich imposante Wirkung aufzubauen.

Was die Farbigkeit betrifft, erwiesen sich die Chorsätze von Mendelssohn als geradezu symphonisch, mit ihrer festlichen Atmosphäre überaus ansprechend. Sein plastisches "Lasset uns frohlocken", das imposante "Hark, the herald angels sing", sein strahlend festliches "O come, all yea faithfull" und das energisch wogende, hymnisch endende "Frohlocket, ihr Völker auf Erden" waren denn auch das Grundgerüst des Programms.

Carl Orffs "Ave Maria" erweiterte das harmonische Spektrum, in der Werkpaarung gleichsam abgefangen von Günter Raphaels "Maria durch ein Dornwald ging", das der Chor melancholisch grundierte. Ein tief berührendes Konzert.

© SZ vom 09.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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