Kommunalwahl in Gilching:Der Ungeduldige

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Hartwig Reinersmann will einen Bürgerstammtisch einrichten, um die Probleme mitzubekommen. (Foto: privat)

Politik-Neuling Hartwig Reinersmann tritt für die FDP an

Von Christian Deussing, Gilching

Noch ist er ein unbeschriebenes Blatt, doch das soll sich ändern. Denn Hartwig Reinersmann will für die FDP in Gilching Bürgermeister werden. In die Partei ist er erst vor 18 Monaten eingetreten und lebt seit zehn Jahren in der Gemeinde. Reinersmann stammt aus dem Ruhrgebiet und hat lange Zeit als Controller für einen Getränkekonzern gearbeitet, kennt sich im Verkaufswesen und Vertragsrecht sehr gut aus. "Ich bin ein Pragmatiker und durchsetzungsfähig, suche aber auch den Kompromiss", sagt der 59-jährige Kandidat. Er sei beruflich bundesweit unterwegs gewesen und könne daher "gut über den Tellerrand hinausschauen".

Einen Kompromiss würde Reinersmann etwa bei dem umstrittenen Gewerbeprojekt im Unterbrunner Holz mit der Nachbargemeinde Gauting anstreben, um einen gemeinsamen Nutzen daraus zu ziehen, statt gegeneinander zu agieren. Die geplante Bebauung der "Gilchinger Glatze" mit 500 Wohnungen findet der Liberale viel zu massiv, weil dies wieder zu mehr Verkehr führe. Doch auch bei diesem Thema fehle bisher die Transparenz, sagt er. Als Rathauschef würde er die Bürger daher stets über den aktuellen Planungsstand informieren - und zwar auf verständliche Weise und "nicht in katastrophaler Behördensprache". Reinersmann will auf die Gilchinger zugehen und einen "Round Table" oder Stammtisch einführen, um noch näher an den Einwohnern, ihren Themen und Problemen im Ort dran zu sein.

Der gelernte Kaufmann sorgt sich um die Finanzen in der Gemeinde, die hoch verschuldet sei und kaum noch Rücklagen habe. Sein Credo sei eine sparsame Haushaltsführung, bei der sich die Ausgaben an den Einnahmen orientieren müssten. Reinersmann möchte sich für ein "lebenswertes Gilching" einsetzen, auch wenn er nicht Bürgermeister werden sollte. Er ist realistisch, denn die FDP hat derzeit nur einen Sitz im Gemeinderat. Und im Gremium würde er sicher bald erkennen, dass manche Planungen und Entscheidungen ihre Zeit brauchen.

Reinersmann gesteht, manchmal "zu ungeduldig" zu sein. Aber er dürfte flexibel genug sein, das in den Griff zu bekommen. Auch im taktischen Denken hat der FDP-Mann einiges drauf, schließlich war er Skat-Bundesligaspieler und nimmt mit einem Germeringer Verein noch an Turnieren teil. Das Kartenspiel helfe, sich zu konzentrieren und richtige Entscheidungen zu treffen, sagt er.

Zudem besucht Reinersmann gerne Aufführungen von Bauerntheatern oder schwingt sich auf sein Touren- oder Rennrad. Mit seiner Lebensgefährtin und Freunden bewältigte er schon lange Strecken, zum Beispiel von Passau bis Wien an der Donau entlang oder von Berlin nach Usedom. Und täglich geht der 59-Jährige auch mit seinem Chow-Chow Simba Gassi. Auch hierbei lernt er Gilching noch besser kennen.

© SZ vom 12.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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