Kommunalwahl in Feldafing:Ein letztes Mal

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Bernhard Sontheim strebt eine vierte Amtszeit an. Weil er noch nicht fertig ist und die Jazzplatten noch warten können

Von Christoph Koopmann, Feldafing

Manchmal liegt Bernhard Sontheim nachts im Bett und denkt ans Rathaus. An die Arbeit, die da am nächsten Tag auf ihn wartet. Und an die Nerven, die ihn das Gebäude selbst einst gekostet hat. Was das für ein Akt gewesen ist, bis die Gemeinde den alten Bahnhof kaufen und ihn schließlich in jahrelanger Arbeit zum Rathaus umbauen lassen konnte. Eines seiner schwierigsten Vorhaben als Bürgermeister, sagt Sontheim. Da gab es mehr schlaflose Nächte als sonst.

Seit 18 Jahren steht er an der Spitze Feldafings, mittlerweile sogar ein Jahr mehr, als er zuvor bei Siemens gearbeitet hatte. Im Unternehmensbereich Telekommunikation war Sontheim erst Entwickler, dann Projektmanager. "Im Endeffekt macht ein Bürgermeister nichts anderes", sagt er - unterschiedliche Interessen ausgleichen, Probleme lösen, das sei halt sein Ding. Vielleicht steckt es auch in den Genen: Sontheim hat einmal erzählt, dass schon seine beiden Großväter sowie ein Urgroßvater Bürgermeister in Traubing gewesen seien. Seit 2002 führt er die Tradition in seinem Geburtsort Feldafing für die Bürgergruppe fort.

Doch wenn er über seine 18 Amtsjahre spricht, dann schnauft Sontheim einige Male hörbar durch. Es gibt vieles, was ihm zusetzt: "Überbordender Verwaltungswahn", wie Sontheim es nennt, kleinliche Auseinandersetzungen mit Gegnern seiner Pläne, die wenige Freizeit. "Wenn andere am Wochenende Ski fahren, eröffne ich halt eine Vernissage", sagt der Bürgermeister.

Warum will er sich das trotzdem noch einmal antun? Die Antwort kommt ohne jedes Zögern: "Weil Feldafing nach wie vor eine geile Gemeinde ist." Und, weil Sontheim hier noch nicht fertig ist. Die Umwandlung des Bundeswehr-Geländes zum Wohn- und Gewerbegebiet will er weiter voranbringen. Zudem sei die Ortsmitte noch immer keine Schönheit, findet Sontheim. Auch das möchte er in den kommenden sechs Jahren ändern. Falls er denn gewählt wird.

Doch über das Was-wäre-wenn macht sich Sontheim kaum Gedanken. Er ist ein selbstbewusster Mann. Dabei hat er heuer so viele Gegenkandidaten wie nie zuvor, gleich drei nämlich. Das einzige, was ihn daran stört: "Wahrscheinlich muss ich in die Stichwahl." Die anderen drei Kandidaten wissen, wie schwer sie es gegen den Amtsinhaber haben. Das wiederum weiß Sontheim. Doch die Zuversicht lässt ihn nicht nachlässig werden. Er gebe alles für seine Wiederwahl. "Schließlich will ich hier alles sauber hinterlassen." Denn dieser ist sein letzter Wahlkampf. Sontheim, am Wahltag 61, erreicht mit Ablauf der kommenden Amtsperiode die gesetzlich vorgeschriebene Altersgrenze für Bürgermeister von 67 Jahren. Ein guter Zeitpunkt für den Ruhestand, findet er.

(Foto: oh)

Dann wird er auch wieder mehr Zeit haben für all das, was im Moment noch unter seinem Amt leidet. Er liest und reist gern, fährt mit dem Rad am See entlang und mit dem Motorrad durch die Berge. Seine größte Leidenschaft aber gilt der Musik. Jazz, das ist sein Metier. Dafür ist er auch über die Grenzen Feldafings bekannt. Seit 2003 richtet der Gründer des Vereins "Jazz am See" regelmäßig Konzerte aus. Wenn er die Musik mal nicht live hört, dann auf alten Grammophonen. Sontheim repariert und sammelt die Geräte. Bis er sich aber vollends all diesen Hobbys widmen kann, darf es seiner Ansicht nach gern noch sechs Jahre dauern.

© SZ vom 19.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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