Kommunalwahl im Landkreis Starnberg:Aufs Gleis gesetzt

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SPD-Landratskandidaten aus sechs Landkreisen prangern die Missstände bei der S-Bahn an. Zugleich fordern sie einen insgesamt deutlich attraktiveren öffentlichen Nahverkehr - als Voraussetzung künftiger Mobilität

Von Annette Jäger, Starnberg

S-Bahnfahren muss zuverlässig, bequem und bezahlbar sein - das fordern die SPD-Landratskandidaten in den sechs Landkreisen München, Starnberg, Fürstenfeldbruck, Dachau, Ebersberg und Freising. In einer gemeinsamen Aktion waren die Kandidaten am Dienstag einen Tag lang von Landkreis zu Landkreis unterwegs, um an den Bahnhöfen auf die Missstände vor allem im S-Bahn-System aufmerksam zu machen und ihre Forderungen nach einem leistungsfähigen öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) kundzutun. Für die SPD-Kandidaten ist das die Voraussetzung für die Verkehrswende.

Viel Überzeugungsarbeit, was die Missstände im öffentlichen Nahverkehr angeht, mussten die SPD-Landratskandidaten am Dienstag nicht leisten: Christiane Kern, Landratskandidatin aus Starnberg, kam gleich mal mit Verspätung zum Startpunkt der Aktion an den Gräfelfinger Bahnhof. Janina Preuß, SPD-Gemeinderatskandidatin in Gräfelfing, kam nur eine Station aus Lochham, ebenfalls mit Verspätung. Auf Initiative des Fürstenfeldbrucker Landratskandidaten Christoph Maier haben sich seine Mitstreiter aus den Landkreisen zusammengetan, um sich überregional für das zentrale Thema stark zu machen, das alle umtreibt: den Verkehr. Auf der Reise durch die Landkreise mit S-Bahn, Bus und Regionalexpress machten sie ihre Forderungen publik und wurden mit Infoständen von lokalen SPD-Vertretern unterstützt: in Gräfelfing von der SPD-Bürgermeisterkandidatin Anette Kitzmann-Waterloo, dem Neurieder Bürgermeister Harald Zipfel und der Planegger Bürgermeisterkandidatin Christine Berchtold.

Der Forderungskatalog der SPD liest sich wie eine umfassende Wunschliste: Unter anderem wird ein Zehn-Minuten-Takt auf allen S-Bahn-Linien gefordert, ein zweigleisiger Ausbau aller bisher eingleisigen S-Bahn-Strecken im Gesamtsystem, Langzüge in den Stoßzeiten, ein barrierefreier Ausbau aller Bahnhöfe, Querverbindungen mit Expressbussen und Seilbahnen sowie ein 365-Euro-Jahresticket für alle. "Alle internationalen Untersuchungen zeigen: Erst wenn wir eine zuverlässige, bequeme und günstige Alternative zum Auto geben, steigen die Menschen zum ÖPNV um", sagt Annette Ganssmüller-Maluche, Kandidatin für den Landkreis München. Sie fordert für den Landkreis außerdem die kostenfreie Nutzung aller Busse.

Die Realität sieht anders aus, davon können alle Kandidaten aus ihren Landkreisen berichten. Hubert Böck aus Dachau klagt über den Stundentakt auf der S 2 nach Markt Indersdorf, der an Abenden, am Wochenende und teilweise auch tagsüber gelte. Christoph Maier aus Fürstenfeldbruck fährt seit 40 Jahren S-Bahn und stellt fest, dass es "immer nur schlechter" geworden sei. "Die S-Bahn muss leistungsfähig werden." Ganssmüller-Maluche führt als Beispiel für Tatenlosigkeit die jahrelang geplante U-Bahn-Haltestelle Martinsried an: Die Finanzierung stehe seit zehn Jahren, "der Spatenstich hätte vor neun Jahren sein können". Nicht nur die Technik sei zu reformieren, auch das MVV-Tarifsystem bedürfe weiterer Verbesserungen. Die aktuelle Reform im Dezember vergangenen Jahres habe keine Vereinfachung gebracht, sagt Christoph Maier. Ganssmüller-Maluche fordert die M-Zone für den gesamten Landkreis München und am besten noch darüber hinaus. Sie wollten den Freistaat in die Pflicht nehmen, sagen die Kandidaten. Investitionen in das S-Bahn-System seien "20 Jahre verschlafen worden", so Ganssmüller-Maluche. Dann müssen sie alle schnell aufbrechen, die S 6 in Gräfelfing soll sie um 9.49 Uhr zur nächsten Info-Station nach Starnberg bringen - wenn sie pünktlich ist.

© SZ vom 30.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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