Die Schülerin Elina Bopp aus Aschering könnte die jüngste Kreisrätin im künftigen Starnberger Kreistag werden. Sie ist erst 17 Jahre alt und Spitzenkandidatin der paneuropäischen Partei "Volt", deren Mitglieder bei einer Versammlung in Herrsching ihre Kandidaten für die Kommunalwahl festgelegt haben. Im Februar wird die Gymnasiastin volljährig und kann damit wählen und auch selbst kandidieren. Insgesamt 20 Kandidaten umfasst die Liste für den Kreistag. Bei der Nominierung wurde darauf geachtet, dass abwechselnd jeweils ein Mann und eine Frau auf der Liste stehen. Der Altersdurchschnitt liegt knapp unter 50 Jahren.
Die Volt-Mitglieder rechnen sich gute Chancen aus, im neuen Kreistag vertreten zu sein, wie der Kandidat Thomas Wiedling aus Hechendorf mitteilt. Bei der Europawahl im vergangenen Mai habe Volt "als völlig unbekannte Partei", die erstmals bei Wahlen angetreten war, aus dem Stand 1,1 Prozent der Stimmen geholt. Das wertet er als "überdurchschnittlich gutes Ergebnis." Bundesweit seien es 0,7 Prozent gewesen. Um zur Wahl zugelassen zu werden, müssen die Neulinge aber noch knapp 400 Unterstützerunterschriften sammeln. Bis zum 3. Februar liegen die Listen in den Rathäusern aus.
Starnberg ist der einzige Landkreis in Bayern, in dem Volt-Kandidaten antreten; ansonsten ist die Partei nur in den vier Städten München, Nürnberg, Bamberg und Erlangen vertreten. In anderen Landkreisen reichten die personellen Möglichkeiten nicht aus, um mit eigenen Listen anzutreten. Im Fünfseenland hat sich seit etwa einem halben Jahr vor allem am Ammersee eine umtriebige Regionalgruppe gebildet. Kurz vor Weihnachten stand fest, dass sich genügend Bewerber finden, um eine Liste zu füllen; jeder Platz ist nun dreifach besetzt.
Bei der Nominierungsversammlung in Herrsching wurde auch das Wahlprogramm beschlossen. Eine Forderung von Volt lautet demnach, dass die Müllabfuhr nach Gewicht des Abfalls bezahlt wird. "Wer Abfall vermeidet, soll belohnt werden", erklärt dazu Volt-Sprecher Rainer Bopp aus Aschering. Als Vorbild werden dabei die Nachbar-Landkreise München und Landsberg genannt. Außerdem schlägt die Partei vor, dass der Landkreis einen "Nachhaltigkeitsmanager mit weitreichenden Befugnissen" einstellt. Ihm müssten dann alle umweltrelevanten Projekte im Landkreis vorgelegt werden. Ferner solle ein "Bürger-Rat" mit eigenem Budget eingesetzt werden, um Teilhabe und Beteiligung zu stärken. Die Mitglieder dieses Gremiums sollen ausgelost werden. Eine zentrale Anlaufstelle für Neuankömmlinge aus der Europäischen Union soll außerdem dazu beitragen, dass sich EU-Bürger, die im Landkreis arbeiten, schnell wohlfühlen. Dies trage zu einer schnellen Integration bei und entlaste andere Stellen in der Landkreisverwaltung.
Volt sieht sich selbst als "Bewegung und Partei für ganz Europa", die mittlerweile in 30 Ländern aktiv ist. "Wir sind paneuropäisch, pragmatisch und progressiv", erklärt der Europaabgeordnete Daniel Boeselager. Gegründet wurde die Partei vor knapp zwei Jahren in Folge des Brexit-Votums und des zunehmenden Rechtspopulismus in Europa. Wer sich für die Partei interessiert, kann zum Volt-Stammtisch kommen, der sich jeden zweiten Dienstag im Hotel Zur Post in Herrsching trifft. Nächster Termin: 21. Januar.
Die Volt-Kandidaten für den Kreistag: Elina Bopp (17) aus Aschering, Karl-Heinz Wonsak (60) aus Herrsching, Dagmar Mühlbach (77) aus Herrsching, Hannes Edmaier (18) aus Gauting, Angelika Dechamps (62) aus Herrsching, Jochen Nibbe (59) aus Herrsching, Nathalie Bopp (51) aus Aschering, Rainer Bopp (52) aus Aschering, Sylvia Altmann (51) aus Starnberg, Jürgen Rahm (61) aus Herrsching, Kristin von der Goltz (53) aus Starnberg, Thomas Wiedling (57) aus Hechendorf, Susanne Zehm (41) aus Starnberg, Steffen Böwing (46) aus Stockdorf, Kim Nibbe (19) aus Herrsching, Thorsten Ludwig (58) aus Herrsching, Anne Garschhammer (19) aus Starnberg, Thomas Eisenbach (32) aus Starnberg, Erich Koch (66) aus Gilching, Roland Kohler (52) aus Herrsching.