Kommunalwahl 2020:Radler in die Politik

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Die Sieger des diesjährigen Stadtradelns kommen aus Inning. (Foto: Arlet Ulfers)

Thomas Allner-Kiehling (ADFC) startet ungewöhnlichen Wahlaufruf

Von Peter Haacke, Starnberg/Herrsching

Einen ungewöhnlichen Aufruf hat Thomas Allner-Kiehling, Ortsgruppensprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) für Herrsching und Umgebung, gestartet: Der Radtourenleiter will aktive Radfahrer dazu bringen, sich bei den Kommunalwahlen im nächsten Jahr um ein politisches Mandat in ihren Heimatgemeinden bemühen. "Bitte bewerbt Euch jetzt selber als Gemeinderätin oder Gemeinderat, Kreisrätin oder Kreisrat, Bürgermeisterin oder Bürgermeister!", schreibt er an seine radelnden Mitstreiter. Sein Anliegen sei "sehr wichtig und dringend", betont Allner-Kiehling.

Grund für sein Schreiben ist eine Auswertung der diesjährigen Stadtradel-Teilnahmequote unter allen Gemeinde- und Kreisräten des Landkreises. Demnach haben von insgesamt 300 Mandatsträgern inklusive Bürgermeistern aus den 14 Landkreis-Kommunen lediglich 62 am Stadtradeln teilgenommen. Zählt man die 30 Kreisräte und Landrat Karl Roth hinzu, kommt der Landkreis bei der jährlich stattfindenden Aktion mit insgesamt 71 Aktiven auf eine Quote von 19,7 Prozent. Im Klartext: Ungefähr nur jeder fünfte Kommunalpolitiker beteiligte sich dieses Jahr am Stadtradeln.

Souveräner Sieger der kreisinternen Auswertung ist Inning: Hier waren von insgesamt 17 Mandatsträgern neun im Aktionszeitraum von drei Wochen in die Pedale gestiegen, was einer Quote von 52,9 Prozent entspricht. Auf dem zweiten Platz landete Starnberg, in der sich zwölf von 31 Parlamentariern (38,7 Prozent) beteiligt hatten. Den dritten Platz belegen punktgleich Gauting und Gilching, wo von 25 Kommunalpolitikern beim Stadtradeln sechs (24 Prozent) mitmachten. Am Ende der Tabelle stehen Andechs und Tutzing mit lediglich zwei radelnden Gemeinderäten sowie Schlusslicht Seefeld: Hier hatte sich kein einziger der 21 potenziellen Mitstreiter für die Aktion erwärmen können. Vorbildlich sei im Vergleich hierzu die Gemeinde Gunzenhausen: Hier hatten von 25 Gemeinderätinnen und -räten 22 am Stadtradeln teilgenommen - eine Quote von 88 Prozent.

Allner-Kiehling schlussfolgert aus den vorliegenden Zahlen, dass insbesondere die drei Letzten der Landkreiswertung "unsere RadlerInnen-Hilfe im Gemeinderat" benötigen. Zweirad-Experten sollten sich daher entweder um ein Mandat in ihrer Partei bewerben oder einen Radlerfreund beziehungsweise eine -freundin ermutigen. "Nur so steigt unsere Chance auf Radverkehrsverbesserungen und höhere Verkehrssicherheit", schreibt Allner-Kiehling. Er selbst geht mit gutem Beispiel voran: Der 60-jährige Ruheständler will sich nach Ende seiner politischen Karriere im Ortsvorstand der Herrschinger Grünen nun bei der SPD um ein Mandat im Gemeinderat bewerben. Die Aufstellungsversammlung der Sozialdemokraten, die für Anfang Oktober geplant ist, wird entscheiden, auf welchem Listenplatz Allner-Kiehling kandidieren wird. Für seine Heimatgemeinde sieht er durchaus Bedarf: Herrsching belegte im kommunalpolitischen Ranking des Landkreises nur den elften Platz. Von 24 Stadträten der Ammersee-Gemeinde nebst Bürgermeister Christian Schiller hatten sich nur drei Mandatsträger am diesjährigen Stadtradeln beteiligt.

© SZ vom 02.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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