Um das Quartier zwischen Bahnhofstraße, Ölgartenweg, Elisabethweg, Stefan-Dietrich- und Kellersgartenstraße vor dem Zugriff von Immobilienspekulanten zu schützen, hat der Uttinger Gemeinderat laut Bürgermeister Josef Lutzenberger "die Notbremse gezogen". Nachdem die etwa 7500 Quadratmeter große Fläche um die "Villa Siebein" in einer Internet-Kleinanzeige für 8,6 Millionen Euro angeboten wurde, verhängte man in der jüngsten Sitzung für das Areal eine Veränderungssperre und beschloss, einen Bebauungsplan aufzustellen. Beide Entscheidungen fällte der Gemeinderat einstimmig.
Ohne diese Reaktion hätte dem Quartier eine bauliche Verdichtung gedroht, die der Ortsplanung zuwider liefen, erklärt Lutzenberger. Denn auf einem der Villa benachbarten Grundstück an der Bahnhofstraße sei bereits eine "Bausünde" entstanden, deren hohe Bebauungsdichte als Bezugsgröße für die Umgebung dienen würde, wenn keine Regelung über einen Bebauungsplan erfolgt. Mit dessen Aufstellung müsse sich freilich auch ein Bauwerber gedulden, der auf dem vor vier Jahren erworbenen Grundstück Bahnhofstraße 10a zwei Wohnhäuser errichten möchte. Der Gemeinderat habe jedoch signalisiert, dass die Häuser genehmigt werden, sobald Planreife besteht, sagt der Bürgermeister.
Die im Jahr 1900 errichtete "Villa Siebein" ist zu gewissem literarischen Ruhm gelangt, weil Thomas Mann dort den Sommer 1904 verbrachte. Wie der Literaturwissenschaftler Dirk Heißerer berichtet, schrieb der spätere Nobelpreisträger in der Pension an seinem einzigen Drama "Fiorenza". Das Bühnenstück um das erfolglose Liebeswerben eines Bußpredigers der Renaissance entstand, während sich Thomas Mann nach seiner Verlobten Katja verzehrte - und wurde gnadenlos verrissen. Sein Scheitern als Dramatiker ließ den Autor zu der Auffassung kommen, Theater lasse sich nur als "Volksbelustigung" rechtfertigen.