Nepomuk:Vom schönen See und einer Werbeidee

Lesezeit: 1 min

Er lohnt sich immer: der Blick von Tutzing aus über den Starnberger See auf die Berge. (Foto: Nila Thiel)

Wie der Marienplatz nach Tutzing kam.

Von Eurem Nepomuk, Tutzing

Ich hab' heut wenig Zeit. Darum müssen wir uns etwas beeilen - ich mit dem Schreiben und ihr mit dem Lesen. Ich bin nämlich mitten in den Weihnachtsvorbereitungen und bastle gerade Strohsterne. Die find' ich nämlich alle Jahre wieder schön. Aber das doofe Zeug bricht mir ständig ab. In manchen Jahren will es halt einfach nicht gelingen. Vielleicht liegt's aber auch am Stroh. Es ist wahrscheinlich vierte oder fünfte Wahl. Außerdem bin ich kein besonders geschickter Bastler. Wie würde es in meinem Zeugnis heißen? Aber er war stets bemüht.

Dabei kommt es im Leben oft darauf an, dass man sich mit Geschick etwas zusammenbastelt. Zum Beispiel ein Image. Natürlich ein möglichst Gutes. Besonders kreativ im Image-Basteln sind die Damen und Herren der Immobilienabteilung der VR-Bank. Aber dazu kommen wird gleich noch.

Starnberg (Foto: Bernd Schifferdecker)

Zuvor müssen wir noch etwas sicherstellen: Ihr kennt doch alle Tutzing, oder? Ja, das ist der Ort am Westufer des Starnberger Sees, in dem, solange ich denken kann - und das ist immerhin schon eine halbe Ewigkeit - gebaut wird. Die Hauptstraße ist das größte Ewigkeitsprojekt dort. Dort verkünstelt sich Tutzing so richtig. Darum will und will die Straße ja auch nicht fertig werden. Von Zeit zu Zeit tut sich darin auch mal ein tiefes Loch auf, in dem alle guten Vorsätze zum schnellen Weiterbau verschwinden.

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Trotz Flickenteppich auf der Hauptstraße ist der Blick auf den See von Tutzing aus ganz ok. Mehr als das: Er ist quasi das Pfund, mit dem die Gemeinde wuchern kann. Doch den klugen Köpfen von der VR-Immobilienabteilung ist das offensichtlich nicht genug. Sonst wären sie nicht auf die Idee gekommen, für ihr Bauprojekt mit 22 Luxuswohnungen nicht nur mit einem stolzen Blick auf den See ("Exklusives Wohnen in Tutzing am Starnberger See"), sondern auch noch mit dem Marienplatz zu werben. Marienplatz? Der ist doch mitten in München. Das weiß ich genau. In Tutzing mag es zwar vieles geben: Jede Menge Baulärm, klaffende Löcher, teure Wohnungen und sogar eine Marienstraße, aber ganz sicher keinen dazugehörigen Platz. Das sagen auch alte Tutzinger, die ich extra deswegen gefragt habe. Und ich kenne jede Menge davon.

Ja, Leute, was lernen wir jetzt daraus? Traue niemals einer Werbeidee und mag sie noch so schlecht sein. Soviel für heute in aller Eile.

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