Nepomuk:Hoheitliche Würden

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Herrscherin über Bayerns Erdäpfel: Die Dachauer Finanzbeamtin Anna Fischhaber ist als Kartoffelkönigin gekrönt worden. (Foto: Fotostudio Krammer GmbH)

In der Herrschinger Bauernschule geben sich demnächst gleich vier Majestäten die Ehre. Wohin man schaut: nur Königinnen, aber kein Monarch. Das kann so nicht bleiben.

Von Eurem Nepomuk, Herrsching

Mann, wie die Zeit vergeht. Fragt ihr Euch das auch manchmal, oder liegt dieses Gefühl einfach an meinem vorgerückten Alter? Ich bin jedenfalls nicht schlecht erschrocken, als ich erfahren habe, dass der Bayerische Bauernverband jetzt zum 75. Geburtstag des Hauses der Bayerischen Landwirtschaft in Herrsching einlädt. Wie bitte? Haben die denn nicht erst vor zwei Jahren ihr 70-Jähriges gefeiert? Also da bin ich mir fast sicher. Wir Wassergeister haben schließlich ein typografisches Gedächtnis.

Obwohl - wenn ich mich recht entsinne, war das wohl die Bäuerinnenschule, die 1950 auf dem Hartschimmelhof startete. Das Fortbildungsinternat für männliche Landwirte nahm tatsächlich schon zwei Jahre früher den Unterricht auf, wenn auch in Bernbeuren. Die Damen sind nach zwei Umzügen dann 1957 im damaligen Neubau in Herrsching untergekommen, erst 19 Jahre später folgten die Herren. 2006 wurden die abermals erweiterten Gebäude zum "Haus der bayerischen Landwirtschaft" umgetauft. Bei dieser bewegten Historie lassen sich reichlich Gelegenheiten finden, zum runden Geburtstag die Sau rauszulassen: Also 2025 ein 75ter, 2026 ein 50ter und 2027 ein 70ter.

Starnberg (Foto: Bernd Schifferdecker)

Mir ist's ja nur recht, wenn eine Party die nächste jagt. Und ich freu mich ganz doll, wenn in der Bauernschule unterm Motto "Da gehst hi - Land, Leute, Kultur" wieder die große Sause steigt. Mit Landfrauenkuchenbüffet und Livemusik, Whiske-Destille für den Papa und Traktorenrennen für den Junior. Sogar richtige "royale Momente" sind angekündigt: "Eine große Ehre ist es, die Milchkönigin Veronika Gschoßmann, die Waldkönigin Antonia Hegele, die Waldprinzessin Simone Brunner und die Spargelkönigin Anna Holzer willkommen heißen zu dürfen."

Merkt ihr was? Hoheitlich ist die Schule immer noch fest in Frauenhand. Keine männliche Majestät, kein Hopfenherzog, kein Pellkartoffelprinz, ja nicht mal ein Gurkengraf ist eingeladen. Kein Wunder: Sogar für diese Produkte amtieren Königinnen, Lisa Kirschner etwa für die Gurken, Josefine Ninow für schälbare Erdäpfel. Und das, obwohl der Gurkenkönig in die Literaturgeschichte eingegangen ist und die dicksten Kartoffeln bekanntlich den dümmsten Bauern, nicht aber den dämlichsten Bäuerinnen gehören.

Soll das Geschlechterparität sein? Überall Wein-, Wald-, Wiesen-, Wind- und Wasserköniginnen, aber kein einziger Mann in Bayern, der das Zepter führt? Nur aus Gründen der Gerechtigkeit habe ich mich jetzt als Seekönig um eine Krone beworben und dazu den Antrag bei der "Arbeitsgemeinschaft Deutsche Königinnen" in Berkatal gestellt. Ganz chancenlos seh' ich mich da nicht, denn der fünfköpfige Gründervorstand ist nur mit Männern besetzt. Und eine "Salzfee" sowie die Oberpfälzer "Teichnixe" Sophia Bächer haben sie auch aufgenommen. Unter den 147 gekrönten Häuptern findet sich bestimmt noch für einen Wassergeist Platz, meint Eure Majestät Nepomuk I.

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