Klimaschutz:In Tutzing gehen die Lichter aus

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Des einen Freud', des anderen Leid: Die nächtliche Aussicht von oben auf Städte und Gemeinden ist durch die vielen bunten Lichter meist recht reizvoll. Doch aus Energiespargründen und wegen des Insektensterbens wird zunehmend vielerorts darüber diskutiert, Straßenbeleuchtungen zu reduzieren. (Foto: Mauritius images / B. Engl)

Umweltausschuss diskutiert, ob nachts die Straßenlaternen auf den Nebenstraßen abgeschaltet werden sollen. Bei der Weihnachtsbeleuchtung auf dem Dach der Würmseehalle herrscht bereits Einigkeit: Sie muss weg

Von Manuela Wakocz, Tutzing

Soll Tutzing nachts, vielleicht zwischen ein oder zwei Uhr und fünf Uhr früh, die Straßenbeleuchtung zumindest in Nebenstraßen ausmachen? Damit Energie sparen, die Lichtverschmutzung dämpfen, Insekten schützen und Leuten nicht länger ins Schlafzimmer leuchten? Oder sprechen Sicherheitsbedenken dagegen? Diese Fragen ließ Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) im letzten Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss vor der Weihnachtspause diskutieren. Sie selbst hatte den Punkt "Lichtverschmutzung" auf die Tagesordnung gesetzt. In einem ersten Meinungsbild fielen die Stellungnahmen kontrovers aus. Greinwald versprach, vor einer Entscheidung auf jeden Fall Bürger dazu zu befragen.

Es gehe nicht um eine Nachtabschaltung ab 22 Uhr, betonte Greinwald, sondern zu nachtschlafender Zeit, wenn so gut wie keiner unterwegs sei, bis auf vielleicht Zeitungsausträger frühmorgens. Untersuchungen zeigten, dass die Kriminalität nicht steige in Straßen, wo stundenweise das Licht automatisch erlischt. Dem setzte Thomas von Mitschke-Collande(CSU) das individuelle Sicherheitsgefühl entgegen, das berührt werde. Eine Abschaltung müsse intensiv mit Anwohnern besprochen werden. Als "Signalwirkung" regte er an, den uralten Strahler an der Pfarrkirche St. Joseph, der das Wahrzeichen Tutzings abends beleuchtet, durch ein modernes Leuchtmittel zu ersetzen. Eher auf Umrüstung alter Straßenlaternen auf LED als auf Abschalten ganzer Straßenzüge setzt Stefanie von Winning (CSU). Für einen umfassenden Austausch fehlt Tutzing allerdings das Geld. Neue LED-Lampen sind an sechs Stellen in Traubing vorgesehen. Die gesamte Hauptstraße soll im Zuge ihrer Sanierung auf LED umgestellt werden. Dass Tutzing eine hohe Stromrechnung sieht Bernd Pfitzner (Grüne) in "Knebelverträgen mit Eon" begründet, Stromversorger der Gemeinde. Die könne viel Geld sparen, wenn sie einen Contracting-Fachmann einschalte. Dazu will die Bürgermeisterin Informationen einholen.

Dass weit nach Mitternacht in Tutzing kaum einer mehr unterwegs sei, vor allem nicht zu Fuß, sieht Martin Pulfer ÖDP) ganz anders. Die S-Bahn um 3.30 Uhr am Wochenende aus München heraus sei voll. Gerade für junge Leute müsse ein sicherer Nachhauseweg gewährleistet sein, forderte der jüngste Gemeinderat, der auch Jugendreferent ist. Wenn nur ein einziges Mal etwas passiere, stünde die Abschaltung nicht dafür. Sinnvoller findet er, die Beleuchtung an Schaufenstern, Kirchen und öffentlichen Gebäuden auszumachen.

Umgehend soll der Schalter für eine besonders krasse Weihnachtsbeleuchtung umgelegt werden. Diverse bunte Tiere und Girlanden, die der Hausmeister auf dem Flachdach der gemeindeeigenen Würmseehalle drapiert hat, sind nach übereinstimmender Meinung nicht nur Lichtverschmutzung, sondern gäben das Gefühl, so Mitschke-Collande, "ich bin in Las Vegas".

© SZ vom 20.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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