Kirchplatz in Starnberg:Ein Umbau ohne Überzeugungskraft

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Dass der karge Kirchplatz neu gestaltet werden soll, darüber sind sich die Stadträte einig. Dafür streiten sie sich über das Wie. Und die Kosten steigen.

Sabine Bader

Auch das gehört zu den Starnberger Eigenheiten: Wirklich glücklich ist der Stadtrat selten mit seinen eigenen Entscheidungen. So auch beim Kirchplatz. Der eine wünscht sich das Pflaster größer, der nächste will eine andere Farbe. Wieder ein anderer plädiert für kleinere Bäume und Bänke mit Lehnen. Am Donnerstagabend im Ferienausschuss der Stadt wurde nach Kräften über Detailfragen diskutiert und gestritten.

Eine Fläche von karger Schönheit ist der Starnberger Kirchplatz in den Augen vieler Betrachter. Die Stadt möchte ihn neu gestalten. Über das Wie gehen die Meinungen auseinander. (Foto: STA)

Mit dem Ergebnis, dass Stadträte und Zuhörer wohl gleichsam das Gefühl beschlich: Hier wird etwas geplant, von dem keiner wirklich überzeugt ist. Stadtrat Jürgen Busse (UWG) mahnte daher auch eindringlich, die Zustimmung doch nicht von Geschmacksfragen abhängig zu machen. Nicht alle Stadträte sollte dies überzeugen - so auch Busses Fraktionskollegen Otto Gaßner. Für ihn ist der Kirchplatzumbau vornehmlich eine Frage der Ästhetik. Dass das Ganze mit "einem Minimum an geistigem und zeitlichem Aufwand entstanden" sei, merke man dem Projekt derart an, sagte Gaßner, dass er nicht zustimmen könne. Auch die Fraktionsgemeinschaft BLS/WPS tat es ihm gleich, ebenso Gerd Weger (CSU).

Damit ging die Abstimmung erneut mit 7 zu 5 Stimmen denkbar knapp aus - keine allzu günstige Ausgangslage für ein Projekt, das mindestens 1,8Millionen Euro kosten wird. Schon jetzt zeichnet sich nämlich ab, dass das Vorhaben - abzüglich kleinerer Einsparungen - um 64000 Euro teurer werden wird. Das liegt daran, dass es zwischen dem Platz und der darunter befindlichen Tiefgarage bisher noch kein Entwässerungssystem gibt. Würde die Stadt nun für die geplanten Bänke auch noch Sponsoren finden, ließe sich diese Summe noch einmal um 30000 Euro reduzieren.

Auch die Stimmung der Vertreter des Planungsbüros Erdmann + Kicherer war nach der gut eineinhalbstündigen Debatte auf dem Tiefpunkt angelangt. Mit herunterhängenden Mundwinkeln erläuterte Svea Erdmann die Änderungen, gab Auskunft zu Lampen, Stromverbrauch, Asphaltfarbe und erklärte, warum es problematisch wäre, in der relativ stark befahrenen Wittelsbacher Straße Pflastersteine zu verlegen.

Stadtbaumeister Stephan Weinl war es letztlich, der versuchte, die Stimmung zu heben und die Stadträte daran erinnerte, dass dem Kirchplatzumbau ein europaweiter Wettbewerb vorangegangen war, bei dem man sich sehr wohl detaillierte Gedanken zu Platzaufteilung und Material gemacht habe. "Ich bin mir sicher, dass uns der Entwurf zu einem gestalterischen Quantensprung verhilft", sagte Weinl abschließend.

© SZ vom 28.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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