Kinos:Mit der Zeit gehen

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Die Lichtspielhäuser im Fünfseenland laufen vergleichsweise gut, vom großen Publikumsschwund ist hier noch keine Rede. Allerdings müssen sich die Betreiber immer wieder etwas Neues einfallen lassen

Von Blanche Mamer, Starnberg

Während in München immer wieder schöne alte Kinosäle schließen müssen und schon vom Ende des Kinos geunkt wird, sieht es im Fünfseenland noch ganz gut aus. "Bei uns ist es anders, keine Region hat so viele Kinos wie der Landkreis Starnberg", sagt Matthias Helwig von den Breitwand-Kinos. Sicher, er habe sein Herrschinger Kino geschlossen - und das bestätige vordergründig den Tenor vom Kinosterben. Trotzdem will er nicht klagen, denn es bleiben ihm drei Lichtspielhäuser mit mehreren Sälen in Starnberg, Seefeld und Gauting. Und die laufen mit Schwankungen mal mehr, mal weniger gut.

Doch was ist mit dem Starnberger Kino, wenn die Sparkasse, die Eigentümerin der Immobilie ist, das Gebäude verkauft? "Das dauert noch fünf Jahre. Ich bin optimistisch, dass ich ein neues Haus finde. Ich glaube nicht, dass Starnberg die erste deutsche Kreisstadt ohne Kino sein will." Wie gesagt, das Fünfseenland ist verwöhnt. Regionen mit einem so guten Filmangebot müsse man erst suchen, meint Helwig. Und seines Wissens sei auch keines der kleineren Kinos gefährdet.

Einen Rückgang der Zuschauer um 30 Prozent in den vergangenen vier Jahren, wie ihn die Filmförderungsanstalt (FFA) für Deutschland meldet, kann er nicht bestätigen. 2018 sei zwar nicht so toll gelaufen wie 2017, allerdings brachte der außerordentlich warme Sommer das Fünfseen-Filmfestival aus den roten Zahlen. Denn die dazugehörigen Open-Airs am Starnberger See waren fast alle ausverkauft.

Auch die beiden neuen Betreiber der Filmstation Gilching sind zuversichtlich. Dort haben sich die Besucherzahlen der ersten zehn Wochen 2019 im Vergleich zur gleichen Zeit 2018 enorm gesteigert. Von 800 Besuchern mehr spricht Matthias Bojen. Das liege vor allem an den Oscar-prämierten Filmen "Green Book" und "Bohemian Rhapsody" sowie dem deutschen Biopic "Der Junge muss an die frische Luft", der mehr als zehn Wochen gelaufen ist. "Unser Hauptgeschäft ist am Wochenende. Unter der Woche kommen nicht so viele Besucher", sagt Bojen. Und klar, man müsse sich immer etwas Neues einfallen lassen. So werde in dieser Woche die Technik im Gilchinger Kino verbessert, der Projektor von Dolby auf ein neues Sony-System umgebaut, zudem soll moderne Tontechnik installiert werden. Sehr beliebt seien die Opern-Übertragungen aus dem Royal Opera House in London. So gebe es für "La Forza del Destino" von Verdi am 2. April, 19.15 Uhr, nur noch Restkarten.

"Man darf sich nicht ausruhen", sagt auch Helwig. Er setzt auf die Vielfalt, auf die neuesten internationalen Streifen wie auf Kultfilme, Reihen, Retrospektiven, Filmgespräche mit Regisseuren und Schauspielern, Filme im Original. Und auf Events wie sein Fünfseen-Filmfestival. Um die älteren Zuschauer muss er sich nicht sorgen, findet er, die gehen noch oft und gern ins Kino, nur das jüngere Publikum im Alter von 15 bis 35 Jahren lässt sich doch sehr bitten. "Da habe ich noch keine Lösung gefunden", sagt er. In der "Kinowelt am Ammersee" in Dießen ist die Jugend indes gut vertreten. "Das Schöne ist, dass unser Publikum vom Alter her sehr gemischt ist", sagt Nina Winkler, die für das Programm zuständig ist. Einen Rückgang der Besucherzahlen von 14 Prozent im Vergleich zu 2017 - "das hatten wir nicht". Sicher gab es weniger Zuschauer, doch das lag auch am Programm, sagt sie. Nach dem Film über Romy Schneider habe es zwei Monate keinen Renner gegeben.

© SZ vom 21.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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