Kandidaten für Vorstand gesucht:Schonfrist für Traditionsverein

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Im Januar entscheidet sich, ob die Kreisverkehrswacht aufgelöst wird

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Für die Kreisverkehrswacht Starnberg gibt noch eine letzte Chance. Auf der Mitgliederversammlung am Samstag sollte der 65 Jahre alte Verein aufgelöst werden, weil sich keine Kandidaten für den Vorstand fanden. Doch das Problem wurde vertagt. Über den Tagesordnungspunkt Neuwahlen oder Auflösung des Vereins soll in einer Sonderversammlung im Januar entschieden werden. Bis dahin soll noch einmal intensiv nach Nachfolgern gesucht werden. Darauf einigten sich die gerade mal zehn anwesenden Mitglieder, nachdem der Vizepräsident der Landesverkehrswacht Bayern, Peter Starnecker, interveniert und dabei nicht mit harscher Kritik an der Vorstandschaft gespart hatte. Die Führungsriege, die eigentlich das Handtuch werfen wollte, rang sich dazu durch, noch bis Januar weiterzuarbeiten.

Mit viel Elan war die Vorstandschaft vor sechs Jahren angetreten, um dem Verein, der bereits damals große Probleme hatte, mit neuen Ideen wieder auf die Sprünge helfen. Trotz eines hohen ehrenamtlichen Einsatzes ist dies nur teilweise gelungen. Die Finanzprobleme, die so groß waren, dass der neu gewählte Kassier sein Amt sofort wieder abgab, nachdem er die Bücher gesichtet hatte, konnten nach Angaben des stellvertretenden Vorsitzenden Olav Rüdiger Krause innerhalb eines Jahres behoben werden. Doch dann kamen weitere Schwierigkeiten hinzu: Das Sicherheitstraining als größtes finanzielles Standbein fiel weg, weil der Bundeswehrparkplatz an der Maxhof-Kaserne wegen der dortigen Umbaumaßnahmen nicht mehr als Standort zur Verfügung stand. Alle Bemühungen, auf einem anderen Parkplatz unterzukommen, beispielsweise in Rothenfeld, sind laut Becht gescheitert. Hinzu kam ein massiver Mitgliederschwund. Verschärft wurde die Problematik durch den Wegzug des stellvertretenden Vorsitzenden Krause. Auch bei der Vorsitzenden Verena Becht gab es berufliche und private Veränderungen, so dass sie ihr ehrenamtliches Engagement zurückfahren musste. Sie ging Klinken putzen, um jemanden zu finden, der bereit war, das Erbe anzutreten. Sie habe überall angefragt, beim Landratsamt, das traditionell eng mit der Kreisverkehrswacht verbunden ist, bei der Polizei, der Feuerwehr, beim TÜV. Sie habe überall Absagen bekommen. "Wir haben lange gerungen, wir haben lange überlegt, was wir tun sollen. Wenn das Problem nicht gelöst werden kann, sollte man einen Schlussstrich ziehen", sagte sie.

Von der Landesverkehrswacht hatte sich die Vorsitzende in letzter Zeit ebenfalls im Stich gelassen gefühlt. Starnecker monierte, die Starnberger Führungsriege habe keine Schulungen wahrgenommen und keine Zuschüsse angefordert. Und nun wolle sie ein jahrzehntelanges Engagement auch noch mit Füßen treten. Die neue Mustersatzung, die einen verschlanktem Vorstand ermöglicht hätte, sei ebenfalls nicht übernommen worden. "Auch mit neuer Satzung braucht es Leute, die das Amt übernehmen", konterte Schatzmeister Andrew Gadilhe. Und ein personelles Problem könne nicht mit Zuschüssen gelöst werden. "Es ist ein totes Projekt, das muss man einfach akzeptieren", sagte ein Mitglied. Am Ende wurde Starneckers Vorschlag akzeptiert, die dreimonatige Schonfrist zu nutzen, um weiter nach Kandiaten zu suchen.

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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