Kandidat für den Tassilo 2018:Mit den Stars nach Havanna

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Voller Einsatz: Big-Band-Chef Stefan Komarek bei Proben mit den Bläsern seiner Gruppe. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Stefan Komarek leitet seit zwei Jahrzehnten mit viel Herzblut die Big Band der Musikschule Starnberg. Er träumt von einer Konzertreise nach Kuba.

Von Ute Pröttel, Starnberg

Während der Probe ist Stefan Komarek ständig in Bewegung. Mit langen Schritten durchmisst der beinahe zwei Meter große Mann den Probenraum, beugt sich weit nach vorne und gibt mit seinen langen Armen Einsätze, fuchtelt wild mit den Händen. Einen Takt kann der Laie darin nicht erkennen. Doch seine Schüler verstehen ihn. Sie spielen "I feel good" von James Brown. Sogar mit Choreografie. An bestimmten Stellen stehen die Saxophonisten auf, schwenken ihre Instrumente im Rhythmus und drehen sich um die eigene Achse. Ganz ähnlich macht es der erste Trompeter, als er die Singstimme spielt.

"Wir sind ein Zug der mit Vollgas unterwegs ist", beschreibt Komarek die Big Band der Städtischen Musikschule Starnberg. Wer mitspielen will, muss aufspringen. Alle Mitglieder sind Schüler des Musikinstituts und gehen auch sonst meist noch zur Schule. "Viele hören auf, wenn sie Starnberg wegen des Studiums verlassen", erzählt Komarek. Aber Nachwuchssorgen hatte er bislang keine. "Man darf den Zug einfach nicht anhalten", bleibt er im Bild.

Er leitet die Band, die sich offiziell BIG-BAND-STArs nennt, seit er 1998 an die Musikschule kam, und sorgt dafür, dass die Stars so oft wie möglich spielen können. Vier CDs haben sie im Lauf der Jahre aufgenommen. Ihr Titel: "Tribute to Starnberg". Nicht selten wird die Gruppe speziell gebucht, wie beim Auftritt zum Neujahresempfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) in der Schlossberghalle Anfang des Jahres. An die hundert verschiedene Stücke hat die Formation im Repertoire. "Wir könnten zwei Stunden ohne Pause durchspielen," sagt der Big-Band-Leader, der gerne auch mit seinen Schülern zusammen spielt. Zu Workshops lädt er renommierte Musiker ein und setzt sich dann selber mit dem Saxophon in die Reihen seiner jungen Musiker.

Dreimal haben sie bisher bei "Jugend jazzt" mitgemacht und sind dort mehrfach ausgezeichnet worden. Zuletzt erspielten sie sich auf dem Wettbewerb im Dezember 2017 einen ersten Preis auf Landesebene.

Ziemlich genau in dem Alter, in dem seine Schüler heute sind, entschied sich Komarek vormals dazu, Profimusiker zu werden. Klarinette und Saxophon sind seine Instrumente. "Mit 14 Jahren übte ich abends oft so lange, bis die Nachbarn drohten, die Polizei zu holen", erzählt er vergnügt. Nach dem Abitur in Esslingen studierte er an der Musikhochschule in Stuttgart und Salzburg. Neben seinem Job an der Musikschule hat er auch einen Lehrauftrag an der Musikhochschule in München.

Zur Probe sind an diesem Abend 16 Musiker gekommen. "Klar", gibt der 51-Jährige zu, "in dem Alter unserer Schüler ist es ganz wichtig, dass ich auch WhatsApp beherrsche." Wer nicht zur regelmäßigen Probe kommen kann, muss sich abmelden. Im Vollbesetzung hat die Big Band fünf Saxophonisten, vier Trompeten und vier Posaunisten, die Rhythmusgruppe bestehend aus Schlagzeug, Keyboard und Bassgitarre. "Da kommt es schon mal vor, dass wir nur mit den Bläser spielen oder mal nur mit der Rhythmusgruppe."

Bei den Proben dabei ist auch Viktor Makhnovich. Er ist seit drei Jahren an der Musikschule und unterrichtet Jazzpiano, Klavier und Jazzimprovisation. Komarek hat einen neuen Song mitgebracht: "Georgia on my mind" in der Version von Michael Bublé. Im Gegensatz zu "I feel good" sehr viel langsamer im Rhythmus. Makhnovich erklärt kurz, worauf die Musiker achten müssen. Augenblicklich setzt eine wilde Kakophonie ein. Die jungen Musiker studieren das neue Stück, üben verschiedene Notenläufe. Viel Zeit lässt ihnen Komarek nicht. Es wird gleich wieder gespielt. Das klappt erstaunlich gut. Okay, das Tempo ist noch etwas zu schnell, und beim Trompetensolo hakt es ein wenig, aber dafür sind die Proben ja da. Der nächste Auftritt steht im April an beim mittlerweile traditionellen Swingabend im Gautinger Bosco. Dort treffen sich dann die Big Bands der Musikschulen Stockdorf, Starnberg, Gilching, Gräfelfing und Gauting zum "Battle" um die Gunst des Publikums. Verständlich, dass solche Auftritte motivieren.

Doch Stefan Komarek hat noch anderes vor. Seit er vor ein paar Jahren den Film "Buena Vista Social Club" (1999) von Wim Wenders gesehen hat, träumt er davon, mit seinen Stars nach Cuba zu reisen. Auch um dort selber Musik zu machen. Kein billiges Unterfangen, "aber ab und zu muss man was Verrücktes machen". Und genau dafür scheinen seine Schüler Komarek zu schätzen. Jedenfalls schenkten sie ihm kürzlich eine blau leuchtende LED-Krawatte, die er in "Ermangelung eines gelben Schlangenlederfracks", wie er augenzwinkernd sagt, bei den Auftritten trägt.

Mit dem Beitrag über die Big Band der Musikschule endet die Vorstellung der Kandidaten aus dem Landkreis Starnberg für den 10. Tassilo-Preis der SZ. Preisverleihung wird am Mittwoch, 18. April, in München sein.

© SZ vom 24.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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