SPD:Mit Vorbildern wie Willy Brandt und Helmut Schmidt durchstarten

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Die Starnberger Jusos starten durch: (v.li) Vorsitzender Philipp Trabert, Selina Riegert, Kerstin Königbauer, Dominik Obermeier, Gabriel, Loyola Daiqui, Tobias Betke und die SPD-Bundestagsabgeordnete Carmen Wegge. (Foto: Nila Thiel)

Nach einer einjährigen Pause hat sich am Donnerstag die Starnberger Jusos-Gruppe neu gegründet. Kann die Sozialdemokratie heute noch junge Menschen mobilisieren?

Von Léonardo Kahn, Starnberg

Die Sozialdemokratie hat es im Landkreis nicht leicht. Bei der Kommunalwahl 2020 und der Landtagswahl 2018 hat es die SPD nicht mal über zehn Prozent geschafft, sie lag stets hinter der CSU, den Grünen und den Freien Wählern. Das soll sich aber vor der Landtagswahl am 8. Oktober ändern, verkünden die neu formierten "Genossinnen und Genossen" in Starnberg.

Am Donnerstag, den 1. Juni, versammelt sich rund ein Dutzend Jugendliche im Wahlkreisbüro der SPD an der Hauptstraße 22, ein Kämmerlein im Erdgeschoss mit niedrigen Decken. Die Jungsozialisten versüßen sich den Abend mit Cola und Spezi, bevor es mit der Wahl des Vorsitz weitergeht. Die Starnberger Jusos gründen sich neu, nachdem sich der ehemalige Kreisverband während der Pandemie aus den Augen verloren hat.

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Die Wahl verläuft recht ruhig. Einstimmig wird der Schüler Philipp Trabert, 19, zum Vorsitzenden gewählt. Selina Rieger, 21, Bezirkstagskandidatin, und Dominik Obermeier, auch 21, Fachinformatik-Azubi, werden ebenfalls einstimmig als seine Stellvertreter gewählt. Es wird geklatscht. Auch die Kreisrätin Christiane Feichtmeier und die Bundestagabgeordnete Carmen Wegge sind gekommen, um dem neuen Vorstand persönlich zu gratulieren.

Starnberg hat also seit Juni wieder einen frischen Juso-Verband, bestehend aus 37 Mitgliedern. In der Bundestagswahl 2021 hat fast die Hälfte der Erstwähler entweder die Grünen oder die FDP gewählt, die SPD liegt in der selben Altersgruppe bei 15 Prozentpunkten. Elf davon sind unter 25 Jahre alt. Entweder die Jungsozialisten sind den Starnberger Vorstadtkindern zu linksradikal oder viele Jugendliche können mit der Sozialdemokratie wenig anfangen.

Der neue Juso-Chef Philipp Trabert setzt auf "Respekt und Dialog"

Der neue Juso-Vorsitzender Philipp Trabert sieht ein Problem bei der Kommunikationsstrategie der SPD. "Wenn die Starnberger wüssten, was wir alles für die Gemeinde tun, würden auch mehr junge Menschen der Partei beitreten", lautet die Einschätzung des Schülers. Auch den Eintritt empfindet Trabert als eine "große Hürde" für viele seiner Altersgenossen. Aufräumaktionen am Seeufer sollen das Engagement der Jusos hervorheben. Außerdem wird über den Erwerb einer Seifenblasenpistole diskutiert, um vermehrt junge Politikinteressierte anzulocken.

"Viele denken, die SPD sei alt und nicht dynamisch, doch das ist eine Falschannahme", versichert Philipp Trabert, "wo andere Parteien auf Spaltung setzen, setzt die SPD auf Respekt und Dialog." Das hätte ihn zu den Jusos geführt. Seine Vorbilder sind Willy Brandt und Helmut Schmidt.

Die anderen Mitglieder freuen sich natürlich auch auf neuen Schwung unter dem neuen Vorsitzenden, denn als Schüler hat er ausreichend Zeit für das neue Mandat. Jetzt stünden in erster Linie die Landtagswahlen bevor, erklärt Trabert, wo die Jusos "tatkräftig" die beiden Kandidatinnen Christiane Feichtmeier und Selina Rieger unterstützen würden. Die Politiker-Floskeln beherrscht der 19-Jährige einwandfrei.

Carmen Wegge vertritt seit 2021 die Landkreise Starnberg, Landsberg am Lech und die Stadt Germering im Deutschen Bundestag. Hier mit Bundeskanzler Olaf Scholz. (Foto: privat)

"Der Jusos-Beitritt ist eine zentrale Station in der politischen Karriere", sagt die 33-jährige Abgeordnete Carmen Wegge, "es ist aber auch die Zeit, die am meisten Spaß macht." Sie wisse, von was sie rede, denn sie war selbst früher stellvertretende Juso-Landesvorsitzende in Bayern. Ohne diese Erfahrungen würde sie heute ihre Arbeit im Bundestag nicht so gut erledigen, denn bei den Jusos lerne man, dass es in der Politik "menschelt", und dass das auch wichtig sei.

Carmen Wegge hält es für ein Gerücht, dass die Sozialdemokratie aktuell wenige junge Menschen anziehe. Seitdem sie in den Bundestag gewählt wurde, vermerkt sie bei jungen Frauen einen Zuwuchs in den Parteieinschreibungen. Wie viel Erfolg die SPD tatsächlich bei den jungen Starnbergern hat, wird aber spätestens nach der Landtagswahl feststehen.

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