Julia Fischer in der Schlossberghalle:Spielfreude auf Spitzenniveau

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Ausdrucksstark und leidenschaftlich spielen (v. li.) Julia Fischer an der Violine, Henry Bonamy am Klavier und Daniel Müller-Schott am Violoncello. (Foto: Georgine Treybal)

Beim Tutzinger Eröffnungskonzert der Musikferien beweisen Starmusiker ihre Virtuosität

Von Reinhard Palmer, Starnberg

Bei dem Aufgebot herausragender Musiker hätten auch die letzten Plätze besetzt sein müssen, zumal der örtliche Freundeskreis Museum Starnberger See mitveranstaltete. Für die vom Publikum immer noch stiefmütterlich behandelte Schlossberghalle war es dennoch ein überwältigender Erfolg, der sich beim Eröffnungskonzert Julia Fischers Musikferien am Starnberger See alljährlich wiederholt. Die Zahl der Kursteilnehmer aus aller Welt inzwischen auf 80 deutlich gestiegen - und sie waren auch der Grund für den niedrigen Altersdurchschnitt im Publikum.

Die Streicher standen bei dem Konzert natürlich im Vordergrund: Neben den Geigenstars Julia Fischer und Kirill Troussov kam an der weiteren Violine auch Andreas Janke zum Einsatz, der erster Konzertmeister des Tonhalle-Orchesters Zürich ist und dort auch eine Professur bekleidet. Dass Daniel Röhn nicht als Geigenstar aufgeführt ist, liegt daran, dass er bei dem Konzert seine Vielseitigkeit demonstrierte und nicht minder starverdächtig an der Viola mit seiner Musikalität glänzte. Zusammen mit Fischer und Janke verlieh er mit sattem Klang Dvořáks Terzetto C-Dur op. 74 klangschöne Fülle in der präzise austarierten Balance der drei Stimmen. So eng beisammen und homogen geführt, ist das Werk ein betörendes Kleinod von enormer Ausdruckstiefe. Zwischen dem seligen Gesang, wirkungsvoll ausgearbeiteten Spannungsmomenten im Kopfsatz und empfindsamen Rücknahmen im melodiösen Larghetto, der pointierten Spritzigkeit des Scherzo wie der leidenschaftlichen Narration des Schlusssatzes, breitete das Trio eine reiche Palette an Zwischentönen aus, mit denen der Komponist dieses Werk ohnehin üppig ausgestattet hatte. Die drei Streicher machten damit erneut deutlich, dass es an dem Abend vor allem um die Fülle musikalischer Möglichkeiten in lustvoller Spielweise gehen sollte.

Pianist Henri Bonamy sah sich offenbar bescheiden als Begleiter in zweiter Reihe, doch dafür gab es keinen Grund. Schon in der Chaconne g-Moll von Tomaso Antonio Vitali in der virtuosen Nachbearbeitung des legendären Geigers Ferdinand David ist die Klavierstimme ein gleichwertiger Part, mit dem Bonamy neben Troussov brillierte. Bei den unterhaltsamen "Fünf Stücken" op. 97 von Schostakowitsch, einer Zusammenstellung von dessen Film- und Ballettmusiken, schuf Bonamy die orchestrale Bühne, auf der Fischer und Troussov entzückend inszenierte Duette sangen, volkstümliche Tänzchen wagten oder auch in Nostalgie schwelgten.

Das Star-Aufgebot bekam schließlich mit dem Cellisten Daniel Müller-Schott Verstärkung in den Tiefen. Nachdem er sich in den Variationen Johan Halvorsens über eine Passacaglia von Händel zusammen mit Julia Fischer in vielen ausdrucksstarken Ausprägungen - betörend empfindsam in den Pianissimo-Passagen - und klangfarbigen Nuancen bravourös ausgetobt hatte, gehörte der Höhepunkt des Abends Mendelssohn und dessen behutsamerer Formung. In dem d-Moll-Trio op. 49 legitimierte Bonamy seine Mitwirkung definitiv, zumal Mendelssohn hier höchste Anforderungen an den Pianisten stellt. Sein Spiel von seltener Ebenmäßigkeit selbst in extrem virtuosen Teilen ging mit Fischers und Müller-Schotts Ensemblespiel auf. Das fließende Wogen des Kopfsatzes mit temperamentvollen Verdichtungen hätte nicht homogener ausfallen können. Die drei Musiker kommunizierten herausragend miteinander, auch ohne Augenkontakt, zudem mit einer Leichtigkeit, die sonst nur festen Ensembles zu eigen ist. Die weiten, feinsinnigen Rücknahmen der Streicher waren schon harte Bewährungsproben für Bonamy, der seinen dichten und selbst an den leisen Stellen auch intensiven Klavierpart mit einem klangschönen Leggiero dennoch im Ensembleklang stimmig aufgehen ließ. Wie ein Wirbelwind wütete das Trio im Elfenreigen des Scherzos, bevor das Finale mit elegischen Höhenflügen in sattem Klangvolumen der Streicher Anlass gab, alle Register zu ziehen. Ein frenetischer Schlussapplaus blieb nicht aus.

© SZ vom 04.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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