Jüdisches Leben:Gerichtsdrama über Jesu Tod geht in Revision

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Regisseurin Katalin Fischer bringt ihr Stück jetzt wieder auf die Bühne, ihr Mann Noah Cohen steht ihr dabei mit Bühnenkonstruktionen zur Seite. (Foto: Arlet Ulfers)

Katalin Fischer aus Dießen will mit "Schuld - Wiedervorlage der Akte Christi" den Wurzeln für Antisemitismus auf den Grund gehen

Von Armin GreunE, Dießen

Nach achtjähriger Pause feiert das Bühnenstück Wiederauferstehung: An den kommenden Wochenenden wird Katalin Fischers Gerichtsdrama "Schuld - Wiedervorlage der Akte Christi" erneut aufgeführt. Die Dießener Autorin nimmt das Jubiläum "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland"erneut zum Anlass, den Wurzeln des Antisemitismus auf den Grund zu gehen. Aus ihrer Sicht hat die Bibel daran entscheidenden Anteil: Der im Namen der Evangelisten verbreitete Verrat des Judas' widerspreche der Wahrheit was unzählige Indizien bewiesen. Fischers Anliegen ist, um historische Gerechtigkeit zu kämpfen: "Denn es ist Unrecht, eine Kunde zu verbreiten, die einfach nicht stimmt", sagt die Journalistin, Autorin, Schauspielerin und Regisseurin. Eine Inspirationsquelle sei die Christian Stückls Inszenierung der Passionsspiele gewesen.

Knapp zwei Jahre lang hat Katalin Fischer der angeblich größten Geschichte aller Zeiten hinterherrecherchiert und ist dabei auf erstaunliche Ungereimtheiten gestoßen. Weder der Judasverrat, noch die Forderung der Juden, Jesus zu kreuzigen hielten einer Überprüfung stand; auch dass Pontius Pilatus seine Hände in Unschuld wusch, gehöre ins Reich der Legenden. Fischer bezieht sich vor allem auf das Buch "The Trial and Death of Jesus" von Chaim Cohn, dem 2002 gestorbenen Jurist, Historiker und israelischen Politiker.

Mit der von ihr geleiteten Virtuellen Companie - einer seit 1994 agierenden, freien Theatertruppe mit Sitz in Dießen - brachte Fischer "Schuld..." im Herbst 2012 erstmals im Bernrieder Sommerkeller und im Dießener Traidtcasten zur Aufführung. Es folgten Vorstellungen im "i-camp"-Theater München und am Stadttheater Eichstätt. Das Drama besteht aus drei Handlungsebenen: Einer Verhandlung über das Tötungsdelikt an Jesus, szenischen Darstellungen aus der biblischen Geschichte und den Kommentaren von "Mann" und "Joker" zum Bühnengeschehen. Inzwischen habe sie das zunächst "strenge Regiekonzept lebendiger gestaltet", sagt Fischer. Textpassagen seien nun schärfer und klarer formuliert worden: "Ich wollte eher in Richtung Krimi gehen." Auch die erst "eher symbolisch angelegten Charaktere sind nun mit mehr Persönlichkeit erfüllt". Und die von Oberammergau inspirierten Volksszenen habe sie "durch eine schmissigere, modernere Lösung ersetzt", die Idee dazu lieferte ihr Bühnenbildner, der Schondorfer Künstler Andreas Kloker.

Gegenüber den ersten Aufführungen mussten auch die meisten Rollen neu besetzt werden. Statt Yasmin Afouz agiert nun Gabi Fischer als Richterin, ihr stehen Rebecca Mack von Elmenau, Jana Jangl und Fanny Arnold im Prozess zur Seite. Die drei Evangelisten verkörpert wieder Fabian Weisse, in der Rolle des "Mannes" ist erneut Klaus Wächter zu sehen. Friedrich Schloffer, der zunächst als "Joker" vorgesehen war, fiel zwei Tage vor Probenbeginn aus. Fischer trug die Rolle dem bühnenerprobten Landsberger Landrat Thomas Eichinger an. Der sei nicht abgeneigt gewesen, spielt aber gerade für die Schondorfer Jakobsbühne im Krimiklassiker "Die Falle" mit. So wird Katalin Fischer den "Joker" selbst übernehmen.

"Schuld..." wird am Freitag und Samstag, 19. und 20. November jeweils um 20 Uhr im Theater des Gymnasiums St. Ottilien gezeigt: Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen, telefonische Reservierung unter 08807/7228. Weitere Vorstellungen folgen am 24. und 25. November im Stadttheater Landsberg: Kartenverkauf unter Telefon 08191/128 333 oder tickets@vivell.net. Es gelten die 3-G-Regeln, während der Aufführungen herrscht Maskenpflicht.

© SZ vom 17.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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