Integration:Helfende Hände

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19 Flüchtlinge absolvieren an der Akademie Beringerpark in Tutzing eine Ausbildung zu Pflegeassistenten mit angeschlossenem Deutschkurs. "So können die Teilnehmer besser integriert werden", erklärt Geschäftsführerin Zach

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Tutzing

Ghada Fadel will Krankenschwester werden. Das ist der größte Wunsch der 23-jährigen Frau aus dem Irak. Dieses Ziel verfolgt sie mit Ehrgeiz und Ausdauer. Vor neun Monaten war sie als Flüchtling nach Andechs gekommen. In dieser kurzen Zeit hat sie bereits Deutsch gelernt und eine Ausbildung als Pflegeassistentin abgeschlossen. Fadel ist eine von insgesamt 19 Flüchtlingen aus neun Nationen, die an dem ersten Lehrgang zum Pflegeassistenten in der Akademie Beringerpark in Tutzing teilgenommen haben. "Der Kurs ist sehr gut für mich", sagt sie, "ich habe sehr viele Informationen bekommen."

Sie sind aus neun Nationen, die Flüchtlinge, die in Tutzing an dem ersten Lehrgang zum Pflegeassistenten teilnehmen. (Foto: Nila Thiel)

Nach Angaben von Peter Frey, Vorsitzender des Stiftungsrats Beringerpark und Mitglied des Tutzinger Helferkreises für Flüchtlinge, ist der Kurs in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit entstanden, die diese Ausbildung auch zertifiziert hat. Die Behörde hat die Flüchtlinge ausgewählt, die an dem Kurs teilnehmen durften. Laut Frey war ein Auswahlkriterium eine gute Bleibeperspektive.

Der Geschäftsführer der Ambulanten Krankenpflege Tutzing, Armin Heil, hatte die Idee, einen Kurs speziell für Flüchtlinge anzubieten. Es ist eine Win-win-Situation für beide Seiten. Im Bereich Pflege besteht akuter Personalmangel. Schon jetzt arbeiten in der Pflege laut Frey rund 60 Prozent Ausländer. Die Flüchtlinge bekommen im Gegenzug eine qualifizierte Berufsausbildung, auf die sie aufbauen können. Sie können sich beispielsweise zum Pflegehelfer weiterbilden und anschließend zum Krankenpfleger. Der Beruf Pflegeassistent ist relativ neu. In der Fortbildungsakademie ist er bislang noch nicht angeboten worden. Während der neunwöchigen Ausbildung wird den Teilnehmern das Grundwissen im Bereich Pflege in Theorie und Praxis vermittelt. Das Besondere daran ist, dass der Kurs in Tutzing gleichzeitig mit einem Deutschkurs verbunden ist. "So können die Teilnehmer besser in die Arbeitswelt integriert werden", erklärt Bildungsakademie-Geschäftsführerin Katharina Zach. Die 19 Teilnehmer wurden je nach ihren Sprachkenntnissen in zwei Gruppen eingeteilt. "Das Reden geht relativ gut, aber mit der Schrift haben alle Schwierigkeiten", hat Zach festgestellt. Die Teilnehmer, die seit Juli in der Akademie die Schulbank drückten und in den vergangenen drei Wochen ihr Praktikum in verschiedenen Einrichtungen im Landkreis absolviert haben, sind laut Zach durchwegs "sehr dankbar", dass sie die Ausbildung machen durften und eine Aufgabe hätten. Schwierig sei alleine die Organisation gewesen, so Zach. Um ein Praktikum leisten zu können, brauchten die Teilnehmer ein Gesundheitszeugnis. Voraussetzung dafür wiederum sind bestimmte Impfungen. Nach den Erfahrungen der Geschäftsführerin wurden diese bei den Flüchtlingen häufig nicht registriert. Die betroffenen Flüchtlinge müssten dann erneut geimpft werden.

Hier baumeln die Unterlagen der Kursteilnehmer mitsamt Fotos. Sie wirken wie Wäschestücke auf der Leine. (Foto: Nila Thiel)

Die Einrichtungen, bei denen die Teilnehmer ihr Praktikum geleistet haben, seien durchwegs zufrieden gewesen mit der Arbeit der angehenden Pflegeassistenten, sagt Zach. Einigen wurden sogar schon feste Arbeitsstellen angeboten. "Unsere Gruppe ist sehr, sehr motiviert."

Ein Beispiel dafür, wie viel die frisch gebackenen Pflegeassistenten auf sich nehmen, um arbeiten zu dürfen, ist Gideon Mitty. Der 28-Jährige aus Nigeria leistete sein Praktikum im Kreisaltenheim Garatshausen. Um zur Arbeit zu kommen, fuhr er von seiner Unterkunft in Starnberg mit dem Fahrrad zum Bahnhof und weiter mit der S-Bahn nach Tutzing. Dort hatte er ein zweites Fahrrad stehen, um von dort nach Garatshausen zu kommen. Seine Einsatzbereitschaft hat sich gelohnt. "Der Chef hat gesagt, wenn ich fertig bin mit der Schule, bekomme ich einen Vertrag", erklärt Mitty stolz. Ghada Fadel hat ebenfalls schon eine Zusage in der Tasche. Sie darf im Klinikum Starnberg ein freiwilliges soziales Jahr machen. "Und dann mache ich eine Ausbildung zur Krankenschwester."

© SZ vom 05.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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