Informationsabend:In die Tiefe

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Vom Staatlichen Bauamt erfahren die Starnberger viele technische Details über die Tunnelbohrung in der Kreisstadt. Dabei kommen auch die Herausforderungen zur Sprache: Geologische Besonderheiten und das Grundwasser erschweren die Arbeiten

Von Peter Haacke, Starnberg

Der Bau des B2-Tunnels in Starnberg gilt als außergewöhnliche Herausforderung: Das auf absehbare Zeit größte, anspruchsvollste und längste Bauvorhaben hat die Bürger der Kreisstadt nach jahrzehntelanger Auseinandersetzung gespalten. Mit dem Spatenstich herrscht jedoch überwiegend Gewissheit, dass der Tunnel nun gebaut wird. Weit verbreitet bleibt jedoch die Skepsis gegenüber der knapp zwei Kilometer langen Röhre. Um Vorbehalte abzubauen, ist das Staatliche Bauamt Weilheim auch angesichts von Informationsdefiziten in die Offensive gegangen. Die Resonanz auf die erste öffentliche Infoveranstaltung am Dienstagabend in der Schlossberghalle indes war ernüchternd: Lediglich knapp 130 statt der erwarteten 500 Zuhörer waren der Einladung gefolgt.

Viele Informationen, skeptische Einwände: Tunnel-Projektleiter Herwig Ludwig (vorn) hat auf nahezu alle Fragen zum B2-Tunnel Antworten. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Uwe Fritsch, Leiter des Staatlichen Bauamts, und sein Team hatten mit größerem Andrang und offensichtlich auch mit Protesten von Tunnelgegnern gerechnet. Eine sechsköpfige Security-Crew, vier Polizisten sowie Sanitäter waren während der vierstündigen Veranstaltung im Einsatz. "Wir haben aus den Erfahrungen gelernt", sagte Fritsch mit Blick auf die denkwürdigen Ereignisse beim Spatenstich am 20. Juli, bei dem Tunnelgegner die Veranstaltung mit einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert nahezu durchgängig übertönt hatten. Diesmal blieb alles friedlich. Im Mittelpunkt der professionell vorbereiteten Veranstaltung standen Zahlen, Daten und Fakten; eine politische Debatte zum Tunnel war ausdrücklich nicht erwünscht.

Aus den Reihen der Zuhörer gab es viele Fragen: Sind Lüftung und Kamin angesichts sinkender Schadstoffwerte notwendig? Ist das Sicherheitskonzept ausreichend? Welche Probleme können sich durch Grundwasser ergeben? Wie groß ist die Gefahr für Immobilien durch Bodensetzungen? Wo bleiben die voraussichtlich 550 000 Tonnen Abraum? Wie ist künftig die Verkehrsführung? Und wird für den Tunnelbau womöglich gar gesprengt?

Tunnel-Projektleiter Herwig Ludwig konnte die meisten Fragen konkret beantworten. Der Abluftkamin sei aus verschiedenen Gründen notwendig, Sicherheitsstandards und Notausstiege entsprechen gesetzlichen Vorgaben. Fünf Düker-Anlagen stellen den Verlauf der Grundwasserströme sicher. Bodensetzungen durch Einsatz der 120 Meter langen Tunnelvortriebsmaschine betragen laut Ludwig erfahrungsgemäß weniger als 20 Millimeter; Gutachter sichern im Zweifel Ansprüche durch Beweissicherungsverfahren, und gesprengt werde ohnehin nicht. Das "Quartett der Herausforderungen" besteht laut Ludwig aus der geologischen Vielfalt, den Grundwasserverhältnissen, dem Verkehrsaufkommen und den innerstädtischen Bedingungen. Als "relativ knifflig" bezeichnete er den Bereich zwischen Bahnbrücke und Polizeistation. Den Verbleib des teils wieder verwendeten, teils veräußerten Abraums soll noch ein Gutachten klären.

Fritsch betonte, dass die Behörde den Dialog mit allen Beteiligten suche. Das Bauamt habe seine Personalkapazitäten erheblich aufgestockt, allein das "Tunnel-Team" zählt elf Personen. Die Bürger sollen umfassend und rechtzeitig über alle Bauschritte informiert sein. Grund für das Prozedere: Nach Auswertung von Zuschriften, Leserbriefen, sozialen Medien und persönlichen Gesprächen reifte die Erkenntnis, dass der allgemeine Informationsstand zum Bau des Tunnel vergleichsweise niedrig ist. Gründe dafür seien bewusst verbreitete falsche oder einseitige Infos von Tunnelgegnern, aber auch eigene Versäumnisse, sagte Fritsch. Die Behörde hält dagegen mit Flyern, einem modifizierten Internetauftritt, öffentlichen Veranstaltungen und dem Info-Container am Landratsamt. Hilfreich seien auch Gespräche in Facharbeitsgruppen mit Sicherheits- und Rettungsdiensten, der Stadt sowie Vertretern von Einzelhandel und Gewerbe zur Klärung von Sachverhalten und Vermeidung von Missverständnissen. Ludwig: "Wir wollen Probleme eleganter lösen."

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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