In der Schlossberghalle:Finale auf hohem Niveau

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Fulminant: Das Kammerorchester der Starnberger Musiktage unter der Leitung von Benjamin Lack. (Foto: Georgine Treybal)

Beim Abschlusskonzert der Starnberger Musiktage zeigen die Absolventen der 16. Osterakademie nicht nur ungeahnte Leidenschaft und Feinsinnigkeit - sondern belegen damit auch die didaktischen Fähigkeiten ihrer Lehrmeister

Von Reinhard Palmer, Starnberg

Mit einstudierten Stücken sind sie vor zwei Wochen angereist. Nun aber haben sie mit ihrem Repertoire Konzertniveau erreicht: die Absolventen und Stipendiaten der Starnberger Osterakademie unter der musikalischen Leitung des renommierten Violinvirtuosen und Pädagogen Rudens Turku. Bereits zum 16. Mal war es ihm gelungen, offenbar großartige Didaktiker in den Fächern Viola (Roland Glassl), Violoncello (Jakob Spahn), Flöte (Stephanie Winker) und Klarinette (Johannes Gmeinder) zu gewinnen. Was dabei herauskam, war am Sonntagvormittag beim Abschlusskonzert der Osterakademie in der Schlossberghalle zu hören.

Höchstes Erstaunen beim Publikum riefen beispielsweise die Leistungen der jüngsten Musiker hervor - wie die des zehnjährigen Andrea Cicalese, der sich mit Sarasates "Caprice basque" eine Menge technischer Finessen vorgenommen hatte - und sie bravourös in Leidenschaft verwandelte. Die 15-jährige Esther Frey demonstrierte feuriges Temperament im Schlusssatz des Violinkonzerts g-Moll von Max Bruch, den sie klangsatt modellierte.

Sehr erfreulich war die Sicherheit und Entschiedenheit der jungen Musiker auch bezogen auf musikalische Empfindungen. Selbst Sofiko Tschumburitze, die nicht rechtzeitig eintraf, weswegen ihr Auftritt zunächst abgesagt wurde, schaffte es, in letzter Sekunde, aus dem Auto auf die Bühne zu gehen und dennoch eine Glanzleistung abzuliefern. Die "Havanaise" von Saint-Sëns der 16-Jährigen kam makellos, stimmig im Kolorit und mit tiefen Empfindungen erfüllt.

Von zarter Emotionalität bis hin zu temperamentvoller Virtuosität geprägt war auch das Spiel der Studenten aus der 20-Plus-Generation. Weit atmende Leidenschaft war von der Cellistin Angela Chang zu hören, die mit dem Kopfsatz aus Dvořáks h-Moll-Konzert opus 104 ein Werk interpretierte, das viel Raum bot, mit satter Klangfülle aus dem Vollen zu schöpfen. Johannes König setzte noch mehr auf die dunkle Cellosubstanz, adäquat zu Schumanns Kopfsatz des a-Moll-Konzerts. Auch hier entstiegen aus der mächtigen Verve rund ausgesungene Linien.

Besondere Akzente setzten Werke, die den Schwerpunkt auf Klangfarbigkeit legten. Bratschistin Lisa Klotz zauberte schönmelodische Lyrik voller Leidenschaft aus Vieuxtemps' Barcarolla der B-Dur-Sonate. Stark in der Ausdrucksvielfalt erwiesen sich die Interpretationen der Werke des 20. Jahrhunderts. Etwa der Sonate für Flöte und Klavier von Poulenc, die Myriam Gahni in eine fesselnde Erzählung verwandelte. Aus mysteriösem Sinnieren entwickelte Flötistin Nikolina Vukoja in der Ballade des Schweizer Komponisten Frank Martin große Leidenschaft. Enorme Spannung gewann Kangryun Nam aus dem Kopfsatz des Viola-Konzerts von Bartók, der sich bis zu einer wuchtigen Kadenz mit Energie auflud. Klarinettistin Paula Huber breitete wiederum mit "Time pieces" opus 43 des US-amerikanischen Komponisten Robert Muczynski eine weite Landschaft aus wechselnden Stimmungen und packenden Wendungen bis zum versöhnlichen Finale aus. Die Feinsinnigkeit fiel in allen Interpretationen auf. Selbst das Zwergerl-Ensemble demonstrierte mit Haydns Kindersymphonien einen Sinn dafür - was in Suks Serenade Es-Dur op. 6 mit dem Kammerorchester der Starnberger Musiktage altersbedingt differenzierter ausfiel und für einen fulminanten Abschluss sorgte.

© SZ vom 04.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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