Wohnen im Landkreis Starnberg ist für Normalverdiener fast unerschwinglich. Aber für die 135 000 Einwohner stehen nur etwa 2000 öffentlich geförderte und damit bezahlbare Wohnungen zur Verfügung. Der Verband Wohnen sowie die Wohnungsgenossenschaften Starnberg und Gilching versuchen gegenzusteuern. Doch ihre Bemühungen sind nach Angaben des Vorsitzenden der Wohnungsgenossenschaft Starnberger See, August Mehr, "nur ein Tropfen auf dem heißen Stein". Auf der Veranstaltung der Freien Wähler zum Thema "Bezahlbarer Wohnraum im Landkreis" am Mittwoch in Starnberg wurde deutlich, dass sich Verbände und Gemeinden mit dem Problem allein gelassen fühlen.
Die Wartelisten für günstige Wohnungen sind lang. Laut Mehr müssen Interessenten auf eine Genossenschaftswohnung mit einer Miete von durchschnittlich sechs Euro je Quadratmeter bis zu drei Jahre warten. Während es für Bürger mit Wohnberechtigungsschein nach seinen Erfahrungen so gut wie keine Wartezeiten gibt, hätten Interessenten, die knapp über der Einkommensgrenze liegen, oft keine Chance. "Wir müssen die Einkommensgrenzen ändern, damit auch Polizisten und Krankenschwestern einen Berechtigungsschein bekommen", forderte Pöckings Zweiter Bürgermeister Albert Luppart.
Das Hauptproblem sind jedoch die exorbitanten Grundstückspreise. Laut der stellvertretenden Vorsitzenden des Verbands Wohnen, Anna Neppel, sind billige Grundstücke aber die Grundvoraussetzung, um überhaupt günstigen Wohnraum schaffen zu können. Ein weiteres Problem seien die Stellplatzsatzungen der Gemeinden. Wie Mehr vorrechnete, wurden bei dem aktuellen Projekt für ältere Bürger an der Himbselstraße in Starnberg für 40 Wohnungen insgesamt 70 Stellplätze gefordert. Das bedeute, dass 25 Prozent der Gesamtkosten in eine Tiefgarage investiert werden müssten. Der Stellplatzschlüssel sollte daher den speziellen Gegebenheiten angepasst werden.
In Pöcking wird nach Angaben von Bürgermeister Rainer Schnitzler nur noch neues Baurecht ausgewiesen, wenn im Rahmen eines städtebaulichen Vertrags ein Teil des Grundstücks für bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung gestellt wird. Das sei schwierig; denn Landwirte würden oft keinen Grund mehr verkaufen, weil sich Reinvestitionen häufig nicht steuerlich absetzen ließen. Schnitzler forderte daher entsprechende Änderungen im Steuerrecht sowie auch bei den Förderprogrammen. Denn diese seien ebenfalls viel zu starr gefasst, erklärte er am Beispiel einer Schwangeren, die erst Anrecht auf eine Wohnung habe, wenn das Kind geboren sei. Um unsoziale Spekulationsgewinne zu verhindern, sollte die Öffentliche Hand seiner Meinung nach Grundstücke nur noch im Erbbaurecht verkaufen dürfen. Tutzings Dritte Bürgermeisterin Marlene Greinwald könnte sich Wohngemeinschaften für ältere, aber auch junge Bürger vorstellen, um die Preise für Wohnraum in den Griff zu bekommen.
Als weitere Lösungen wurden Nachverdichtungen vorgeschlagen sowie kleinere Wohnungen oder eine regelmäßige Einkommensprüfung, um bei Fehlbelegung einer Wohnung gegenzusteuern. Der Landtagsabgeordnete Michael Piazolo sprach sich dafür aus, den ländlichen Raum weiterzuentwickeln, um den Druck von den Boom-Regionen zu nehmen. Zudem forderte er eine bessere Zusammenarbeit der Kommunen. München könnte Teile der Gewerbesteuer an die Nachbarkommunen abgeben, um dort günstigen Wohnraum zu schaffen, schlug ein anderer Besucher vor. Schließlich profitiere die Landeshauptstadt doch von den Fachkräften, die im Umland wohnten.