Icking:Opulenz des Orients

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Yuliya Bosse zeigt ihre Bilder im Hollerhaus

Von LAUDIA KOESTLER, Icking

Anfangs erlaubte sich Lia Schneider-Stöckl einen kleinen Scherz. "Willkommen in diesem wunderbaren Garten, der früher mal Hollerhaus hieß", sagte die Galeristin Lia Schneider-Stöckl bei der Vernissage der Ausstellung "Nachtigall und Rose - Entlang der Seidenstraße". In der Tat: Wer das Hollerhaus betrat, fand sich inmitten opulenter Flora und Fauna in kräftigen Farben oder feinen Pastelltönen. Bisweilen ist es ja mit der Kunst wie mit dem richtigen Leben: Sie ermöglicht Reisen in andere Welten, wo alles, also Pflanzen, Tiere und Menschen, in Erscheinungsbild und Art anders ist. So verhält es sich mit den Bildern der aus Usbekistan stammenden Künstlerin Yuliya Bosse, die derzeit im Hollerhaus zu sehen sind: Der Betrachter tritt ein in üppig erblühende Gärten und exotisch duftende Paläste der Seidenstraße und des Orients, betörend wie die Gewürze der alten Handelsroute.

Der Titel "Nachtigall und Rose" weist bereits auf das sinnliche Bouquet hin, das den Besucher erwartet: Üppige Blütenprachten zeigen sich, gepaart mit teils anmutigen, aber auch komplexeren Bilderzählungen. Beispiele dieser Opulenz sind das großformatige Bild "Zur blauen Stunde" oder auch "Orientalische Melodie". In "Meine Heimat", einem erklärten Lieblingsbild der Künstlerin, hat Bosse ihre Schwester abgebildet in usbekischer Kleidung. Komposition und Farbgebung sind der Bilderzählung harmonisch angepasst: Die Schwester als klassische Schönheit, die Farbflächen des Mittelgrunds als Raum der freien Assoziationen, Nachtigallen schemenhaft in grüne Farbe gewischt, schließlich das Blau des Himmels als Horizont über einer sanften Hügellandschaft im Hintergrund. Augenscheinlich zudem, wie häufig hier "Bilder im Bild" auftauchen: Reproduktionen an Menschen, Tieren und Natur, an Gesten und Mienen. Ihren Stil beschreibt die Künstlerin als "frei". Früher habe sie sich eher an der klassischen Malerei orientiert, auch den Impressionisten stand sie nahe, manchmal tendieren ihre Bilder zum Expressionismus oder zur Belle Èpoque. Bosse sagt dazu: "Ich möchte einfach Atmosphären wiedergeben." Auffallend auch ihr breites Repertoire. Neben ihren Gemälden gibt es Keramiken und filigrane Szenerien in Tusche zu sehen. In allen Bildern spielt Rhythmus eine zentrale Rolle. "Vielleicht auch, weil ich selbst gerne Musik mache", sagt sie. Tanz, Musik, Malerei seien für sie "ähnliche Impulse. Und wenn ich Klavier spiele, werden die Hände leicht." Deshalb war es nur konsequent, dass bei der Vernissage Musik aus der Heimat der Künstlerin zu hören war: Die turkmenische Konzertpianistin Amangul Klychmuradova spielte klassische usbekische Musik, melancholische, seelenvolle Melodien.

Die Kunst sei Bosse in die Wiege gelegt worden: Mit einem Vater, der für Miniaturmalereien berühmt sei und an der Universität von Taschkent lehrt, und einer Mutter, die Stoffe designt, so Schneider-Stöckl. Ihre Malerei sei von "Leichtigkeit und märchenhafter orientalischer Schönheit geprägt". In der orientalischen Dichtung stehe die Rose der göttlichen Schönheit am nächsten, die Nachtigall sei als Seelenvogel bekannt. In Bosses Kunst finde die Schönheit der Dichtung ihre Umsetzung, so die Galeristin. Und sie freute sich darüber, "dass das Hollerhaus an der Seidenstraße liegt." Auch wenn das Publikum gluckste und es als Aphorismus für die Ausstellung begriff: "Ich meine das ganz ernst", erklärte Schneider-Stöckl. Schließlich gebe es eine alte Verbindung von Ebenhausen und Irschenhausen nach Venedig über die Salzstraße, die somit an die Seidenstraße anschließe.

Bis 19. Juli samstags und sonntags jeweils von 14 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon 08178/4400.

© SZ vom 16.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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