Hinter den Kulissen:Verpackter Glitzer

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Rosi Hofmann ist Herrscherin über den Kostümfundus der Perchalla. Sie zaubert aus unscheinbaren Kleidersäcken Träume aus Glanzstoff und Pailletten. (Foto: Franz X. Fuchs)

Der Fundus der Faschingsgesellschaft Perchalla birgt die Kostümschätze aus 40 Jahren. Rosi Hofmann gewährt Einblick in das Reich der Prinzenpaare und ihres Anhangs

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Mit sicherem Griff holt Rosi Hofmann eine elegante, türkis-lila Pailletten-Jacke heraus. Das Präsidiumsmitglied der Starnberger Faschingsgesellschaft Perchalla verwaltet den gewaltigen Kostümfundus. Seit 40 Jahren lebt die Perchalla für den Fasching. Solange schon werden sämtliche Kostüme gesammelt.

Der Fundus beherrscht zwei Kellerräume des Söckinger Sportvereins FT Starnberg 09. In einem Raum hängen alle Kostüme, an meterlangen Kleiderstangen, dicht an dich. Jedes Teil ist maßgeschneidert. Von Glanz und Glitzer allerdings keine Spur, zumindest nicht so offensichtlich. Jedes Kostüm ist einzeln verpackt in einem Kleidersack. Alles ist beschriftet. "Saison 2009/10, Mini, Jugend, Schwarz-Rot-Gold" heißt es da oder "Jugend Silber 99". Die neuesten Kostüme hängen vorne, wie etwa eine übrig gebliebene, blau-weiße Jacke von dieser Saison. In Regalen daneben stehen Schuhschachteln, Haarteile und andere Accessoires, sauber nach Größe und Jahren geordnet. Im zweiten Raum ist die Technik untergebracht, alles was man braucht für eigene Veranstaltungen und Auftritte, wie Lautsprecher oder ein aufgerollter roter Teppich, Spanngurte und Rollcontainer. Ganz oben im Regal steht ein Sarg. Ein Mal pro Jahr wird er hervorgeholt für die Prinzenbeerdigung am Faschingsdienstag.

Rosi Hofmann hat die Übersicht, seit nunmehr 15 Jahren schon. "Ich mag es nicht, wenn jemand hereinkommt und sein Zeug einfach irgendwo hinstellt. Einer muss wissen, was wo steht", sagt sie. Wann immer sie den Keller betritt, vergeht mindestens eine Stunde, bis sie wieder herauskommt. Als Verwalterin des Kostümarchivs ist sie das ganze Jahr im Einsatz. Nur drei Wochen Pause macht die Perchalla nach dem Motto "nach dem Fasching ist vor dem Fasching". Bereits im März wird entschieden, was man aus dem Fundus wiederverwenden und umarbeiten kann.

"Das ganze Jahr geht es raus und rein", sagt Hofmann, die im richtigen Leben Zahnarzthelferin ist. Da braucht man schon viel Liebe zum Fasching. Hofmann ist Gründungsmitglied und seit 40 Jahren aktiv. Mit 18 Jahren wurde sie Gardetänzerin. Sie war Faschingsprinzessin, später zweite Schatzmeisterin und Jugendleiterin. So viel Engagement ist nur möglich, wenn die Familie mitzieht, aber das ist bei der Familie Hofmann kein Problem. Die Tochter war schon Kinder- und Erwachsenenprinzessin, der Sohn tanzt in der Garde und Hofmanns Ehemann mischt hinter den Kulissen mit. "Ich tanze selbst sehr gern", sagt Rosi Hofmann. Die ganze Saison über sei sie gerne "mitten drin". Am Aschermittwoch dann sammelt sie wieder alle Kostüme ein. Dann wird jedes Teil gereinigt, ordentlich verpackt und archiviert.

© SZ vom 11.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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