Hilfe für Asylbewerber:Netzwerk Würmtal

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Die Helferkreise in Gräfelfing, Neuried, Planegg, Krailling und Gauting sind eng miteinander verknüpft. Gesucht werden vor allem Fachkräfte wie Dolmetscher und Deutschlehrer

Von Rainer Rutz, Würmtal

Hunderte Frauen und Männer aus den Würmtal-Gemeinden Planegg, Gräfelfing, Gauting, Krailling und Neuried arbeiten in Asyl-Helferkreisen mit. Ihre Zahl übersteigt manchmal sogar jene der Asylbewerber. Das war am Dienstagabend bei einer Veranstaltung der Volkshochschule und der Würmtal-Insel im Pfarrheim St. Elisabeth in Planegg zu hören. Der Abend stand unter dem Motto "Flüchtlinge im Würmtal" und sollte unter anderem der Vorstellung der mittlerweile fünf Helferkreise dienen, die sich unter dem Dach der ursprünglichen Organisation "Helferkreis Asyl" gefunden haben. Der "Helferkreis Asyl Würmtal" mit dem Vorsitzenden Herbert Veit ist mittlerweile deutlich mehr als 20 Jahre alt, gegründet wurde er hauptsächlich, um sich vor den Balkankriegen Geflüchteten in den Neunzigerjahren anzunehmen.

Dieter Müller vom Jesuitenflüchtlingsdienst aus München hielt ein Grundsatzreferat, in dem er Stellung bezog zu allen relevanten Fragen, mit denen sich Helferkreise beschäftigen müssen: Wie viele Flüchtlinge gibt es? Woher kommen sie? Was geschieht mit den Asylbewerbern, wenn sie hier ankommen? Wie kann man ihnen effektiv helfen? Laut Müller sind 2015 rund eine Million Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Nicht alle haben Anspruch auf Asyl, es gibt immer mehr sogenannte sichere Herkunftsländer, in die sie zurückgeschickt werden können. Daraus entwickeln sich unterschiedliche Arbeitsansätze für die Helfer. Angela Merkels (CDU) Spruch "Wir schaffen das" münzte Müller um in die Frage "Schaffen wir das wirklich?" Und er ließ keinen Zweifel daran, dass "die große Geste von Merkel" und die ständig sich ändernden juristischen Voraussetzungen für die Helfer manchmal unüberschaubar seien. Müller kritisierte deutlich, dass Balkanflüchtlinge mittlerweile komplett aus dem Raster fielen, denn: "Sinti und Roma sind die großen Verlierer." Es sei auch völlig offen, wie sich die Lage in den nächsten Monaten entwickeln werde, denn es entstünden "ständig neue Fluchtrouten". Nach Müllers Erfahrungen sind "die meisten Flüchtlinge sehr motiviert, aber oft nicht qualifiziert für bestimmte Arbeit". Den Helfern an Ort und Stelle empfahl er, auch professionelle Hilfe aus den Kirchen, den Gemeinden oder im Einzelfall - besonders wenn es um Abschiebungen gehe - von Fachanwälten in Anspruch zu nehmen.

Unter dem Motto "Wir sind keine Redner, sondern die Macher" stellten sich die einzelnen Helferkreise vor. Herausgehoben wurde, dass sie mittlerweile über die Würmtal-Insel untereinander vernetzt sind. Betont wurde auch, dass die "Hilfe zur Selbsthilfe" für Flüchtlinge ein Ziel der täglichen Arbeit sei. In vielen Gemeinden gibt es bereits unterschiedlich ausgestattete Häuser für Flüchtlinge, in Planegg werden die ersten im Mai einzugsbereit. Alle Helferkreise suchen noch nach Fachkräften, etwa Dolmetschern und Deutschlehrern, die den Flüchtlingen auf ihrem Weg durch die deutsche Bürokratie - Stichwort "Erstinterviews" - weiterhelfen.

Einig waren sich alle in der Einschätzung der Flüchtlinge, egal, ob es sich um Afrikaner oder Familien aus Syrien, Irak oder Afghanistan handelt: "Die Arbeit mit diesen Menschen macht Spaß, es sind extrem friedliche und gastfreundliche Leute", sagte eine Helferin aus Gauting, und ihre Kollegin aus Krailling fügte an: "Für die Helfer ist das eine glücklich machende Arbeit. Fremd bedeutet hier: keine Angst, sondern Beglückung."

© SZ vom 22.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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