Herrsching:Eine Frage des Blickwinkels

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Fünf Künstler zeigen in der Ausstellung "Phantastische Dimensionen" in der Beamtenfachhochschule in Herrsching ihre neuen Arbeiten. Für den Besucher reizvoll sind die verschiedenen, gestalterischen Ausdrucksformen.

Nicola Seipp

Vielschichtig: Die Ausstellung in der Beamtenfachhochschule Herrsching mit Werken von (links) Conny Hinkel, Tamara Hägler, Gerd Jacobsen, Christiane Rausch und (nicht im Bild) Charlotte Lorenz. Foto: Fuchs (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Weit öffnet sich der lichte Ausstellungsraum im Wasserturm der Beamtenfachhochschule den Besuchern und lenkt den Blick direkt hinein in seine Mitte. Dort ziehen locker am Boden platzierte Keramikgefäße der Künstlerin Conny Hinkel aus Fischen die erste Aufmerksamkeit auf sich. Hinkel ist mit zahlreichen Plastiken und Installationen - drinnen und draußen - in der Ausstellung vertreten, klare, starke Werke aus Porzellan oder durch Eisenoxid geröteten Ton, alle mit faszinierender Struktur. "Ich gebe nur das Material und die Form vor", sagt Hinkel, "das Feuer beim folgenden Brennen oder die Witterung draußen geben den Werken dann die Oberfläche."

Gleich wandert der Blick weiter an den weißen Stellwänden entlang, Ölgemälde, Skulpturen, Aquarelle und plastische Grafiken präsentieren sich da übersichtlich im großzügigen Saal. Insgesamt fünf Künstler sind es, die ihre Werke in der Kunstausstellung "Phantastische Dimensionen" bis zum 13. September ausstellen. Mit Conny Hinkel sind es Christiane Rausch aus Feldafing, Tamara Hägler, Gerd Jacobsen sowie die Initiatorin der Ausstellung, Charlotte Lorenz aus Tutzing: "Fünf ist eine gute Zahl", sagt sie, "und wir sind eine gute, homogene Gruppe."

Alle fünf gehören sie auch zum offenen Raistinger Künstler-Stammtisch, der Kunstinteressierte und Künstler zum regelmäßigen Austausch und zur Diskussion einlädt und sich einmal monatlich im Gasthaus "Zur Post" in Raisting trifft. Charlotte Lorenz findet die Motive für ihre Ölbilder und Aquarelle in der Natur, symbolstarke Motive, die von ihr in "phantastische" Erscheinungsformen umgesetzt werden. Meist weisen sie magische und märchenhafte Bezüge auf, bleiben aber dennoch erkennbar als Realität. In weichen, zarten und dennoch kräftigen Farben gestaltet, so wie der "Firetree", in dem sich Erde und Feuer verbinden, und Lorenz sich mit den Mythen der australischen Aborigines auseinandersetzt. Dabei versuche sie stets auch eigene Erlebnisse in Symbolform zu transportieren, erklärt Lorenz.

Magische Bronzen und Kleinplastiken, modelliert aus Ton und Wachs, lässt Christiane Rausch aus ihrem inneren Erleben entstehen. "Ich bin ein bisserl romantisch", sagt die Feldafingerin, die auch dem Künstlerkreis "Die Roseninsel" angehört und mit mehreren Bildern vertreten ist, von denen sie einige speziell für diese Ausstellung gemalt habe, wie das Ölbild "Stillleben auf dem Meeresgrund".

Bei Tamara Hägler geht die Reise durch die Welt der Phantasie weiter, unzählige kleine Puppenköpfe, -arme und -beine aus Plastik hat sie nach Größen sortiert und fein im tiefen Bilderrahmen angeordnet, ebenso wie kleine, weiße, selbstgefaltete Miniaturpapierschiffchen, die sie auf blauen Grund klebt. Als Assemblagen bezeichnet sie ihre eigenwilligen Exponate, kleine Tuben, aus denen Arm und Fuß herausragen, selbst geblasenes Glas, kleine Bronzen, frech-ironische Installationen. Einem bestimmten Material fühle sie sich dabei aber nicht verpflichtet, betont Hägler.

Am Kopfende des Raumes nehmen gleich die plastischen Grafiken von Gerd Jacobsen gefangen. Grafisch und streng arrangiert ziehen sie den Blick des Betrachters tief in ihr Inneres und lassen eintauchen in magische Welten und ein geordnetes Chaos, um ein wohlüberlegtes System sowie geometrische Harmonie zu entdecken. Bereits in den 1970er Jahren begann der gebürtige Hamburger mit experimentellen Arbeiten, das Bild habe er immer schon im Kopf, bevor er mit der Arbeit beginne, etwa vier Monate dauere die Entwicklungsphase einer der immer ein mal ein Meter großen Grafiken. Klar strukturiert werden Nadeln, Stäbchen, Holz oder Kugeln mit Farben versehen auf einer Grundebene platziert, das Ergebnis präsentiert sich dem Betrachter je nach Standpunkt unterschiedlich. Oder wie Gerd Jacobsen sagt: "Das ist alles eine Frage des Blickwinkels."

Die Ausstellung ist noch bis zum 13. September zu sehen. Sie ist donnerstags bis sonntags jeweils von 14 bis 18 Uhr in der Beamtenfachhochschule, Rauscher Straße 10, in Herrsching zu besichtigen.

© SZ vom 19.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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