Hilfe in Indien:"Das Schönste ist, dass die Anwohnerinnen und Anwohner nun seltener krank sind"

Lesezeit: 3 min

Sarthak Roy, 27, begleitet als Koordinator und Sozialarbeiter das Trinkwasserprojekt in Chatra. (Foto: Georgine Treybal)

Viele Menschen aus Herrschings indischer Partnerstadt Chatra hatten lange keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Mit Hilfe von mehreren deutschen Organisationen hat es Sarthak Roy nun geschafft, das zu ändern.

Interview von Ella Adam, Herrsching

In Chatra, der westbengalischen Partnerstadt von Herrsching, hatten viele Bürgerinnen und Bürger lange keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Mit Viren und Bakterien verunreinigtes Wasser führte zu Krankheiten, Arbeitsausfällen und somit auch Einkommensverlust. Dem Herrschinger Verein "Indienhilfe" ist es nun mit Unterstützung von anderen Organisationen gelungen, in Chatra eine neue Trinkwasseranlage zu bauen. Sarthak Roy, 27, hat das Projekt zwei Jahre lang begleitet. Den August verbrachte er im Rahmen des "Internationalen Seminars für Führungskräfte aus der Landjugendarbeit" in Herrsching. Ein Gespräch über internationale Zusammenarbeit und bayerisches Essen.

SZ: Herr Roy, was genau ist Ihre Rolle beim Trinkwasserprojekt in Chatra?

Sarthak Roy: Das Projekt "Sicheres Trinkwasser für Chatra" ist ziemlich komplex. Es wird von der Organisation Adelphi Research gGmbH in Berlin geplant und begleitet und von der Nichtregierungsorganisation (NGO) Indienhilfe e.V. Herrsching finanziert. Für den Bau wird die Gemeinde Herrsching vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziell unterstützt. Ich selbst arbeite für die NGO Hijli Inspiration als Projektkoordinator und bin für die begleitende Sozialarbeit zuständig.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Was sind da Ihre Aufgaben?

Am wichtigsten ist die Nachhaltigkeit des Trinkwasserprojekts. Ich bin deswegen dafür verantwortlich, die Gemeinde zu mobilisieren, die Menschen über die Bedeutung von sicherem Trinkwasser zu informieren und die Gemeinschaft zu motivieren, sich um die Anlage zu kümmern. Ich unterstütze auch andere Beteiligte wie zum Beispiel die Verwaltungen der Partnerstädte Herrsching und Chatra und das Beratungsteam von Indienhilfe in Kolkata bei der Fertigstellung des Wasserprojekts. Außerdem kümmere ich mich um Partnerschaftsaktivitäten zwischen Herrsching und Chatra, um Mensch-zu-Mensch-Verbindungen zu stärken.

Wie hat die Organisation Indienhilfe e.V. in Herrsching geholfen?

Indienhilfe hat seit 2016 Gelder für das Projekt gesammelt. Neben Spendern aus ganz Deutschland haben insbesondere Schulkinder mit engagierten Lehrern in Herrsching, Gilching und Inning beträchtliche Spenden durch Wohltätigkeitsaktionen gesammelt. Außerdem hilft die Gemeinde Herrsching mit dem interkulturellen Austausch zwischen den Partnerstädten.

Wie viele Menschen haben durch das Projekt nun Zugang zu sauberem Trinkwasser?

Die neu gebaute Wasseraufbereitungsanlage liefert täglich 10 000 Liter sauberes Trinkwasser. Derzeit sind dadurch 160 Haushalte mit Trinkwasser versorgt.

Was sind die sozialen Folgen davon?

Während der Monsunzeit wurde der Bereich, in dem die alte Wasseraufbereitungsanlage stand, überschwemmt. Die Menschen hatten aber keine andere Wahl, als ihr Wasser trotzdem von dort zu holen, es gab nichts anderes. Noch dazu ist die Anlage weit entfernt. Die neue Anlage ist viel näher. Wenn sie fertig ist, können die Menschen Wasser holen, wann immer sie möchten. Das Schönste ist, dass die Anwohner und Anwohnerinnen nun seltener krank sind. Früher mussten sie verunreinigtes Wasser nutzen, jetzt haben sie sauberes.

Sie haben die vergangenen Wochen in Herrsching verbracht und am Internationalen Seminar für Führungskräfte der Landjugendarbeit teilgenommen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Es war sehr vielfältig. In diesem Jahr gab es 77 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 46 Ländern. Es war eine großartige Lernerfahrung, da einige dieser Länder ähnliche Probleme haben wie wir in Chatra. Wir haben Strategien ausgetauscht, die mir zum Beispiel im Hinblick auf Gemeindemobilisierung helfen werden. Ich habe auch über Führungsfähigkeiten, Entscheidungsfindung und Gruppendynamik gelernt, sowie über die Rolle von Moderatoren. All diese Dinge sind für unser Projekt sehr wichtig, da wir verschiedene Schulungen für lokale Landwirte haben, Selbsthilfegruppen und vieles mehr. Die verschiedenen Kulturen haben mich sehr überrascht. Aber die Erzählungen von leidenden Menschen waren auch sehr traurig. Zum Beispiel die Geschichte eines jugendlichen Mädchens aus Swasiland, das von Soldaten vergewaltigt wurde und schwanger geworden ist. Wir haben viel über solche Fälle gesprochen und was dagegen getan werden könnte. Ich würde definitiv sagen, es war eine wichtige und beeindruckende Erfahrung.

Sie waren zum ersten Mal in Deutschland. Wie fanden Sie es?

Es hat mir extrem gut gefallen. Ich habe zwei Jahre lang für Hijli Inspiration mit Herrsching an diesem Projekt gearbeitet und konnte mir den Ort jetzt endlich mal anschauen. Aber ich habe mich sehr gefreut, Herrsching in echt zu erleben und all diese Menschen zu treffen. Alle haben eine positive Einstellung, sind sehr freundlich. Ich habe mich wie zu Hause gefühlt, aber an einem anderen Ort. Ich hatte erwartet, dass das Essen schlechter sein würde, aber ich fand die Vielfalt an Brot toll und das bayerische Essen hat mir wirklich gut geschmeckt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSterbebegleitung
:"Der Tod kann ein Geschenk sein"

In jedem Abschied steckt der Tod, findet Grit Fiedler. Deshalb begleitet sie nun Menschen auf ihrem letzten Weg. Die Hospizhelferin findet: Über das Sterben wird in unserer Gesellschaft viel zu wenig gesprochen.

Interview von Ella Adam

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: