Nepomuk:Schillerndes Herrsching

Nepomuk: Herrschings Strahlemann: Bürgermeister Christian Schiller verliert selten sein Lächeln - nicht einmal, wenn er hinter Bayerns Ministerpräsident Markus Söder stehen muss.

Herrschings Strahlemann: Bürgermeister Christian Schiller verliert selten sein Lächeln - nicht einmal, wenn er hinter Bayerns Ministerpräsident Markus Söder stehen muss.

(Foto: Georgine Treybal)

Bürgermeister Christian Schiller will in seiner Gemeinde immer gute Laune verbreiten - und strahlt einen im Herrschinger Jahresbericht gleich auf 22 der 52 Seiten an.

Von eurem Nepomuk, Herrsching

Leute, vielleicht erinnert ihr euch noch an meine gute alte Freundin, die John Evi, also nun heißt sie ja Pfister. Seit der Abwahl als Starnberger Bürgermeisterin ist ihr Stern zwar ein bisschen verblasst und ich bin keiner, der dann noch nachtritt. Aber meine Chronistenpflicht verlangt, darüber zu berichten, dass sie nun auch noch einen inoffiziellen Rekord verloren hat, den man lange für unübertrefflich hielt: In ihrer Regentinnen-Ära hatte sich die Evi in einem Stadt- und Hochglanzmagazin namens "Dahoam" verewigt. In dieser 40 000 Euro teuren Haus- und Hofpostille hatte sie sich auf mindestens 14 Seiten selbst ins Bild setzen lassen.

Diese Wahnsinns-Bestmarke hat nun mein guter alter Freund, der Schiller Christian, weit übertroffen - freilich aus gutem Grund. Angesichts seiner großen Popularität in Herrsching hätte er Eitelkeit oder Werbung in eigener Sache ja auch gar nicht nötig. Nein, er will in mehr oder weniger finsteren Zeiten einfach nur gute Laune verbreiten. "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte", mag sich der Christian gedacht haben, und hat daher den jüngsten Jahresbericht seiner Gemeinde mit freundlichen Fotos von sich illustriert - ach was Leute, man muss schon sagen: dekoriert! Auf 52 Berichtsseiten, also für jede Woche eine, ist der Christian 22 Mal zu sehen. Ein guter Schnitt, wenn man bedenkt, dass auf 16 Seiten gar keine Fotos sind.

Da strahlt der Meister schon auf Seite 2 seinen 11 711 Bürgern entgegen, dass es eine wahre Freude ist. Den gleichen Gesichtsausdruck trägt er auf Seite 5 - und so weiter: Ob er nun dem Zauberer bei der Preisverleihung assistiert, mit Kindern eine Zeitkapsel einmauert oder einen Riesenschlüssel aus Brezenteig überreicht, beim Stromtanken oder zur Fairen Woche. Stets wirkt der Christian wie ein Sinnbild ungebremster Lebensfreude. Sogar in Gesellschaft des bayerischen Ministerpräsidenten verliert er nicht sein gewinnendes Lächeln - auch wenn er bei der Grundsteinlegung zum Gymnasium oder im Bierzelt ranggemäß im großen Schatten vom Söder Markus zurücktreten musste. Aber den griesgrämig dreinblickenden Landesfürsten überstrahlt der Christian locker selbst aus hinterster Reihe.

Mein Lieblingsbild aber findet sich auf Seite 15: Da sehen wir den freudig erregten Amtsvorstand laut Legende zwischen "Frau Göser, Frau Igl und Frau Stangl" - alle fesch aufgedirndlt im Trauzimmer. Und auf der 16 steht der Rathauschef zwölf vornamenlosen Kita-Leiterinnen bei; der Layouter hat nur vergessen, rechts den Herrn Thiele rauszuschneiden. Auf der Seite gegenüber posiert der Christian wieder konkurrenzlos im Gruppenbild mit sechs Damen. Ach, das Leben kann so schön sein.

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